18.10. – 19.10.2014: Versuch Bernina Nordwestwand

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Floh und ich wollten dieses Wochenende die Bernina Nordwestwand versuchen. Um schneller am Ziel zu sein lieh ich mir von BMW den M235i aus und holte Floh am Samstag in der Früh gegen halb sieben bei ihm zu Hause ab. Für ihn war es eher eine kurze Nacht, da er mit Tommi, Peda und Matze noch etwas gefeiert hatte. So war die Stimmung nicht ganz so ausgelassen als wir über Garmisch, Fernpass, Imst, Landeck, Scuol nach Pontresina fuhren. Dort kauften wir noch kurz Proviant ein, ließen das Auto am Bahnhof zurück und machten uns auf den schönen langen Hatscher zur Tschierva Hütte über das Val Roseg anzugehen. Das Wetter war perfekt, leider einen Tick zu warm. Bei guten Gesprächen verging die Zeit dann auch relativ schnell und so kamen wir auch bald bei der Alm Roseg an. Nach einer kurzen Rast gings weiter. Nach einer kurzen Querung zog es steil an. Floh lief sein Tempo und ich musste meins gehen. Ich fühlte mich als mir jemand den Stecker gezogen hätte und kämpfte mit argen Kreislaufproblemen. Nachdem man die Seitenmoräne erklommen hat konnte man die gesamte Pracht des Tschierva Gletschers und des Berninas mit dem Biancograt. Je weiter ich nach oben kam desto schlechter gings mir. Nicht nur, dass ich keine Luft bekam auch mein Kreislauf spielte Achterbahn und mir war warm und kalt gleichzeitig. Die letzten Höhenmeter zur Hütte zogen sich unendlich und ich war froh endlich dort oben angekommen zu sein. Ich schmiss den Rucksack zur Seite, zog mich um und musst mich erst mal ausruhen. Zunächst waren wir die einzigen im Winterraum (die Hütte hatte seit zwei Wochen zu). Außer zwei Schlafsäcken war alles leer, aber komplett durcheinander. Der Winterraum sah echt aus wie Sau. Floh zog noch weiter um das Tageslicht auszunutzen und sich den Einstieg in die Wand anzuschauen. Ich versuchte mich noch etwas auszuruhen bis ich mich an die hausfraulichen Aufgaben machte. Ich machte den Ofen an und besorgte Wasser von einer Quelle weiter oben. Während Floh unterwegs war kamen erst noch 4 Innsbrucker hoch (die wollten den Biancograt gehen) und etwas später 3 Südtiroler die den Pilz Roseg (NO-Wand) machen wollten. Floh kam dann auch zurück und wir aßen dann gemütlich mit allen anderen. Als es dann dunkel war genoss ich noch die Ruhe und das Panorama draußen. Da fielen wir zwei Stirnlampen weiter oben im Eis auf. Tatsächlich waren es zwei Leute die sich gerade im Abstieg befanden. Im Moment sah noch alles gut aus, kein Notsignal oder ähnliches. Allerdings werden sie noch etwas brauchen. Floh und ich gingen dann früh ins Bett, da es gegen drei schon losgehen sollte. Die anderen waren leider so laut, dass an ein Schlafen nicht zu denken war. Generell war die Nacht sehr kuschlig und eigentlich beschissen. Der Winterraum war für 8 Leute ausgelegt, zuletzt waren wir dann 11. Zum Glück schliefen die 3 Tschechen in ihren Schlafsäcken draußen was sicher die besser Lösung war.
So brachen wir dann auch kurz nach drei los. Ich fühlte mich zwar ein wenig besser, aber nicht wirklich fit und Floh war auch nicht ganz auf der Höhe. Wir kämpften uns direkt hoch zum Gletscherplateau. Mein Kopf spielte dabei total verrückt. Mein Körper war zum einen geschwächt und gleichzeitig sagte alles in mir „Hör auf“, „Dreh um“. Alleine die Vorstellung, das es jetzt halb vier war, wir für den Aufstieg + Abstieg über den Biancograt bis zur Hütte sicher 10 Stunden brauchen und anschließend etwa 3h raus bis Pontresina mit noch zusätzlich vier Stunden Rückfahrt….das war echt zu viel. Mein Kopf wehrte sich und so war jeder Schritt erzwungen bzw. auch nicht richtig gesetzt, so dass ich echt Probleme hatte das Gleichgewicht zu halten. Als wir dann in den Gletscher kamen waren die Bedingungen eher mau. Der Schmelzharschdeckel war relativ schwach, so dass wir einbrachen und uns durch lockeren Schnee kämpfen mussten. Erst als es dann steiler wurde am ersten Eisbruch beschloss ich hier dem ganzen ein Ende zu setzen. Mein Kopf wurde nicht besser, mein Körper ebenso wenig. Das hatte so keinen Sinn, da ich Floh und mich einfach nur in Gefahr brachte. So nutzten wir Zeit, setzten uns auf unser Rucksäcke, machten die Stirnlampen aus und betrachteten die langsam aufkommende Morgenstimmung und die Stirnlampen der anderen, wie sie sich nach oben quälten. Auf dem Rückweg bestätigte sich dann meine Entscheidung, hier wäre ich teilweise mehrfach fast abgerutscht. An der Hütte zurück (genau zum Sonnenaufgang) trafen wir noch die Tschechen, die ebenfalls abgebrochen haben. Nach einem kleinen Frühstück und einem Plausch mit denen machten wir uns dann auf zurück nach Pontresina. Gerade in der klaren Luft am Morgen erstrahlt das gesamte Bernina Umfeld und das Val Roseg bekommt einen ganz eigenen Glanz. Dennoch sinds knapp drei Stunden zurück die einiges an Überwindung kosten. Wir luden den BMW wieder voll und fuhren anschließend gemütlich nach Hause.

Auch wenns diesmal nicht ging. Der Bernina sieht mich nicht zum letzten mal.

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