Dieses Wochenende war mal bissl was anderes geplant. Nachdem wir ja etwas Blut geleckt hatten am Drachenkopf nutzten wir das gute Wetter für eine etwas ambitioniertere Tour. Es sollte der Piz Buin werden. So fuhren wir am Freitag nach der Arbeit los Richtung Fernpass und dann rüber nach Imst, Landeck und Galtür. Hier kamen mal wieder die schönen Erinnerungen ans Bouldern/Skitourengehen und auch erste Mal Sterne-Essen wieder hoch. Speziell die Hochalpenstrasse und das Tal um den Vermuntbach rum erinnerten uns im Abendlicht voll an Norwegen oder Schottland und das Fernweh war gleich wieder da. Am Silvretta-Sausee angekommen sondierten wir kurz die Lage und sahen gleich den inoffiziellen, aber gedulteten, Womo-Stellplatz am See. Nach einer kurzen „Offroad“ Tour waren wir am See und ergatterten sogar einen schönen Platz direkt mit Ausblick. Wir bauten kurz Brotzeit auf und besprachen den morgigen Tag. Gepackt hatte ich schon zu Hause, so dass wir gut gerüstet waren. Die erste Nacht in dem Sommer-Licht war einfach genial und fühlte sich wieder gut an. Auch die Schattenrisse der Berge waren wieder da :-)
Am nächsten Morgen hieß es früh aufstehen. Der Wecker ging um 4 Uhr und nach einen schnellen Kaffee waren wir mit unseren Stirnlampen und Rucksäcken unterwegs. Es wehte warme Luft in das Tal rein, so dass wir kaum dicke Jacke oder ähnliches brauchten. Monoton und ruhig gings den See entlang bis wir den breiten (und langen) Weg Richtung Wiesbadener Hütte nahmen. Hier waren dann die ersten Ketten und Summ Geräusche zu hören. Andere Bergsteiger, die klüger waren als wir, weil sie (e)-MTBs dabei hatten und somit den Hatscher zur Hütte deutlich verkürzten. Speziell im Abstieg. Mein persönlicher Hero war der Typ der mit seinem normalen Stadtradl hoch strampelte und hinten im Gepäckkorb seinen Rucksack hatte. Die Landschaft und Stimmung war einfach genial. Die Nacht wich langsam dem Tag, die Berge standen im klaren Licht dar und mit der Zeit ging die Sonne auf und somit färbte sich der Himmel Stück für Stück von Schwarz zu Rot und hin zum Blau. Einfach richtig schön. Nach gut 1,5h, 450Hm und aber 6,5km erreichten wir die Wiesbadener Hütte wo gerade Frühstück serviert wurde. Wir blieben draußen und wechselten von leichten Schuhen auf Bergschuhe, tranken und aßen was und machten uns Ready. Verlaufen war eigentlich nicht möglich, da genug Gruppen unterwegs waren. Natürlich von bis…also wie ziehe ich meinen Klettergurt an bis hin zu den Profis, die quasi mit Leichtgepäck-Ausrüstung hoch joggten. Die Querung rüber zum Ochsentalgletscher war jetzt nicht schwer, aber machte nochmal gut Höhenmeter im Zick-Zack. Nach weiteren 400Hm, 2,8km teils am Ende durch unwegsameres Geröllgelände, wo Wegfindung das A und O war, erreichten wir den Gletscher. Hier waren schon genug Leute dabei sich die Steigeisen anzuziehen und das Seil fertig zu machen. Da wir die letzten Tage/Wochen keinen Niederschlag hatten rechnete ich damit, dass man die Spalten gut sehen konnte, daher traute ich mir auch das Gehen als 2er Seilschaft zu. Steigeisen waren fest, Pickel in der Hand, Seil abgebunden. Also los. Gerade die erste Bruchkante war gut steil und bisschen was für den Kopf. Es war zwar gut zu gehen und man brauchte jetzt auch keinen Pickel, aber ich muss sagen die Leute die ohne Steigeisen hier unterwegs waren..Respekt..davon ausgehend sie wissen was sie machen. Oben auf dem Gletscher sahen wir dann die Spuren vom letzten Sahara-Staub, der das Eis und den Schnee schön rot einfärbte. Bis hierhin gings gut und wir sahen auch schon unser nächstes Zwischenziel. Die Buinlücke zwischen Kleinem und Großem Buin. Es waren zwar nur 300Hm und 2,2 km, aber hier merkte ich ewtas meine Kraft schwinden. Das Gehen auf dem weichen Eis war dann doch anstrengende + auch die Höhe mit knapp 3000m. Teilweise wurden wir auch von anderen Leuten überholt und mal wieder wundere ich mich nur wie Selbstverliebt manche sind. Grüßen wird teilweise überbewertet, Rücksicht genauso. Wahnsinn. An der Lücke angekommen machten wir kurz Pause und deponierten die Gletscherausrüstung. Hier erlebten wir dann deutlich den Sommer. Der Kleine Buin bröckelte nur vor sich hin und es kamen immer wieder größere Steinschläge runter. Wir waren aber sicher, dadurch das eine Rinne oben alle Steine tiefer auf den Gletscher lenkte. Dennoch gibts einige lustige Leute die im Vorbeilaufen noch kurz erwähnen müssten wie blöd wir sind hier zu rasten und wir sollten doch weiter hoch gehen…Danke für deine Meinung..aber ich hab dich nicht danach gefragt. Bissl angefressen gings dann in den letzten Teil. Dank den paar Touren früher im Jahr war alles gut vom Kopf her machbar auch wenn es teilweise ausgesetzter war bzw. Stürzen…sagen wir mal weh getan hätte. Aber schon einfach beeindruckend wie der Berg da liegt und vor allem wie sich nach oben hin alles auflöst und immer leichter wird. Nach weiteren 250Hm waren wir oben. Wahnsinn. Das Panorama sog einen förmlich ein und wir lächelten bei jedem Gipfel den wir bennen und auch kurz eine Geschichte dazu erzählen konnten. Oben war das Publikum dann bunt gemischt. Von Dynafit Spargeln hin zu Leuten an denen die Zeit völlig vorbei gelaufen ist und die einfach ihr Ding machen. Auf alle Fälle witzig. Für den Abstieg wählten wir wieder die Rinne die wir auch hoch geklettert sind und einfach zwecks der Übung seilten wir ab. War echt cool. Danach mussten wir noch etwas den Kopf beisammen halten da ein/zwei Schritte wichtig waren. Am Depot angekommen zogen wir die Gletscherausrüstung an und verließn die Schußlinie vom Kleinen Buin möglichst schnell. Das Eis auf dem Gletscher ist mittlerweile richtig weich geworden von daher waren einige Spaltensprünge etwas schwieriger, aber stellten kein Hindernis dar. Als wir an der letzten Stufe vom Gletscher angekommen waren, war leider vor uns einer so blöd gestürzt, dass seine Kumpels den Rettungshubschrauber gerufen hatten. Das alles tat dem Kopf natürlich nicht gut. Während wir langsam den steilen Abschnitt runter gingen hing der Hubschrauber den Verletzten ins Seil und flog ihn raus. Der weiche Sulz war relativ unangenehm und ich war auch heilfroh als wir unversehrt unten ankamen. Auf den letzten eisigen Passagen ließen wir die Steigeisen noch kurz an bevor wir sie auszogen und auf dem Schnee teilweise runter rutschten. Wegfindung war mal wieder angesagt und so kamen wir auch über den Felsbruch gut runter und standen wieder vor dem Gletscher im flachen. Mit einsetzender Tageserwärmung wird natürlich auch das Schmelzwasser mehr. Daher war unser einstiger Weg über den Bach nicht mehr möglich. Wir zogen die Schuhe aus um barfuß durch den Bach zu gehen und obwohl es nur 4 Meter waren spürten wir unsere Zehen danach nicht mehr. Wir waren halt auch schon fertig. Wir waren schon 9h unterwegs und hatten noch etwas. Wir bissen die Zähne zam und erreichten sehr sehr froh wieder die Wiesbadener Hütte. Dort inhalierten wir auf der Terrasse Essen und Getränke in uns ein bevor wir auf unsere Turnschuhe wechselten und die 6km Bergab in Angriff nahmen. Irgendwann wars einfach egal…man vergisst den Schmerz und kann sogar wieder lachen. Auch dass der See gar nicht aufhört, vor einem Leute gehen die Rauchen und man alles abgekommt oder was auch immer…Es war egal. Absolut fertig erreichten wir um halb fünf unseren Bus, zogen uns kurz die Badehose an, sprangen in den See um den Dreck und Schweiß grob abzuwaschen und legten uns in den Bus mit Bier und Chips. Heim fahren???? Boah..ne..Also genossen wir das Ambiente noch ein wenig als plötzlich ein Hubschrauber zu hören war. Zuerst sah ich ihn nicht, sondern hörte ihn nur. Aber dann tauchte er auf einmal vor meiner Heckklappe auf und wollte zwischen uns und dem anderen Bus landen. Etwas verunsichert was er weiter machen würde entschied sich der Pilot dagegen und landete ein paar Parkplätze weiter. Verrückt. Von hier hing sich ein Sani ans Seil und holte wohl einen weiteren Verletzten. Wir packten zam und gingen ins Restaurant and der Biehlerhöhe. Noch tat nix wirklich weh, aber ich merkte…morgen wird kein Spaß. Im Lokal inhalierten wir weitere Schnitzel in uns rein und genossen vollgefressen und fertig einen weiteren unglaublichen Sonnenuntergang, schön in unsere Schlafsäcke eingekuschelt. Am Sonntag war der einzige Programmpunkt, zusammenpacken, alles nochmal aufsaugen und zurück nach München fahren. Megageile Tour!!