04.09. – 06.09.2020: Gottardo

unbenannt-1957

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Seit langem war es mal wieder möglich in die Schweiz zu fahren und (!) das Wetter war gut vorhergesagt. So machten wir uns, wie früher üblich, am Freitag nach der Arbeit auf Richtung A96 und die Schweiz. Der erste Plan war eigentlich nur bis zum Stellplatz am San Bernadino zu fahren um dann am nächsten Tag ins Val Calanca zu fahren, aber ich war so „on fire“ und wollte unbedingt am Camping Gottardo aufwachen. Dieses Gefühl dort..dieses Gefühl von zu Hause und Heimat. Natürlich spielten auch die Nusskipferl und das Brot eine Rolle. Also schmissen wir den Plan über den Haufen und fuhren durch. Es war spät als wir am Camping ankamen, aber wir bekamen noch einen Stellplatz, bauten alles um und genossen noch kurz den Abend.
Am nächsten Tag dann..so wie wir es uns vorgestellt hatten. Sonne in der Früh…Nusskipferl und Brot. Mega…das Herz ging uns auf und es war einfach ein Tag zum chillen und ankommen. So stressten wir uns in der Früh nicht und genossen alles. Dennoch wollten wir den Tag nicht ungenutzt lassen. Es war brutal warm, so dass Chironico nicht in Frage kam…wir hatten ja zum Glück noch den Gotthard-Führer mit dabei. So entschlossen wir uns dieses Gebiet mal kennen zu lernen. Über Serpentinen gings die Passstraße hoch und bei einer Spitzkehre fuhr uns ein dämlicher Audi TT fahrer tatsächlich hinten rein bzw. touchierte uns. Ich hab schon beim einlenken gesehn, dass der brutal nah dran war. Verdammt. Wir also raus, ich voller Adrenalin erst den Typen angeschrien, danach haben wir uns beruhigt und gemerkt, dass an keinem Auto was fehlt (bei uns war es immerhin unser Invest in den neuen Bus und bei denen wars gerade ein neu abgeholtes Auto mit dem sie die erste Spritztour gemacht hatten). Wir gaben uns die Hand und weiter gings. So aufgewühlt fuhr ich den Rest extra vorsichtig. Am Pass oben anbekommen herrschte brutaler Trubel. Natürlich alles voller Cabrios oder Mopedfahrern + den üblichen Durchgangsverkehr. Am Lago della Piazza fanden wir dann einen Parkplatz und machten uns auf die Suche. Die ersten Felsen fanden wir sehr rasch und waren ultra froh alleine zu sein. Hier hinten merkte man vom Trubel nix..außer den Windrädern, die echt schändlich mitten in die Landschaft gebaut wurden. Aber egal…uns genügte es total dieses Gefühl von Freiheit wieder zu haben. Wir boulderten drauf los und genossen die Bewegungen. Von leichten Aufwärm-Bouldern steigerten wir uns immer mehr und als ich nach einem Gebietswechsel meine 6C fand…fand ich auch mein Limit. Alter..Das Ding war steil, aber die Griffe gut..aber es war steil. Ich riss an, aber keine Chance es zu halten. Das war auch Wurst. Wir genossen alles und gingen total zerstört am späten Nachmittag wieder zurück zum Bus. Dort gönnten wir uns eine Brotzeit (ich gratulierte Brane zum Geburtstag) und danach gings zufrieden wieder zurück zum Camping wo wir noch schön in den Pool sprangen um uns abzukühlen. Ich kann mich echt nicht erinnern, dass ich jemals in den letzten zig Jahren hier in den Pool gesprungen bin. Danach genossen wir noch einen Spritz in der Sonne bevor es zum Bus ging und wir Abendessen machten. Hier merkte man aber auch schon, trotz dem warmen Wetter, dass der Herbst naht. Die ersten gelben Blätter fielen schon in den Bus und auf die Crashpads.
Am Sonntag schliefen wir aus, frühstückten und machten uns doch schweren Herzens auf. Da es immer noch warm angesagt war suchten wir Abkühlung, aber eben nicht in Chironico sondern im Val Calanca. Hier zog es uns wieder nach Selma. Den kurzen Einstieg kannten wir ja schon und auch hier ging uns das Herz wieder auf. Die Landschaft hatte einfach was. Im Wald wärmten wir uns wieder auf und ich probierte mich an einem alten Projekt, welches nicht ganz so leicht weg ging wie gedacht. Zumindest hatte ich nach ein paar Versuchen wieder die Beta, aber ich war gefühlt noch weit weg von meiner alten Form. So suchten wir neue Boulder die alle miteinander sehr steil waren und ich zwar dank den großen Griffen gut ziehen konnte, aber ich merkte es fehlte überall. So freute mich noch mehr über meine Entscheidung das Lattice Training gewählt zu haben…da ich nur strukturiert hier weiter voran kommen konnte. Ich hab ja noch große Ziele.
Spätestens bei der der Slopertraverse versagten Haut, Bizeps und Körperspannung. Aber wir hatten auch zwei Tage Vollgas aus quasi nix gegeben. So waren wir mit uns zufrieden. Auf dem Weg raus kehrten wir noch kurz ein, gönnten uns ein gutes Abendessen und legten den alt bekannte Weg über den Bernadino, Chur und der A96 zurück nach München..Was ein schönes Wochenende.