04.03.2023: Chironico

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Der Winter war dieses Jahr mehr als mies. Wenig Schnee, ständiges auf und ab von den Temperaturen und so richtig rein gekommen sind wir gefühlt auch noch nicht. Daher ließen wir den Dingen ihren Lauf und machten das Beste daraus. D.h. Bouldern gehen im sonnigen und warmen Tessin. S0 war es gerade mal Anfang März als wir das erste mal 2023 über den Bernadino Richtung Chironico fuhren. Wir kamen tatsächlich früh los und so schafften wir es ohne Probleme noch auf den Camping Platz zu fahren. Oh Wunder…er war komplett leer. Der Mond begrüßte uns als wir Myr schlafbereit machten und es machte sich eine unglaubliche Zufriedenheit innen breit.
Die letzten Wochen waren extrem anstrengend. Bei Laura und der Arbeit, durch starke Personaldezimierung, bei mir einfach durch völlige nicht Wertschätzung. So schliefen wir in der Früh aus und genossen sichtlich die ersten Sonnenstrahlen, zusammen mit dem Kaffee und dem Nussgipfli. Die Gedanken einfach etwas laufen lassen. Irgendwie sind wir gefühlt falsch abgebogen. Früher hatten wir weniger, weniger Home Office, weniger Geld, aber auch weniger Stress und aber auch mehr Zeit!!! Wir waren glücklicher. Was war nur falsch gelaufen. Wir machten auch Gedankenspiele mit Teilzeit usw. Einfach nicht mehr alles für die Arbeit geben. Selbstverwirklichung ist einfach viel zu kurz gekommen. Mit diesen Gedanken packten wir auch unser Zeug und fuhren hoch nach Chironico. Wir überlegten noch wo genau hin, aber als wir sahen wie voll der untere Parkplatz war fuhren wir gleich hoch zum Dorf. Von dort ging es den üblichen Weg rein ins Hauptgebiet. Es war so schön. Hier oben war es noch relativ ruhig, die Sonne strahlte und das alte Chironico Gefühl kam auf. Leider vertrieb uns eine laute Schweizer Gruppe vom ersten Block, so dass wir weiter rein in den New Age Sektor gingen. Zuvor machte ich noch am Elettrosmog Boulder die Kante Il pilone (6A+), die relativ leicht ging. Danach gingen wir zu einem höher gelegenen Block mit einer 6C+ (Pinin e cativ direct), aber da war der erste Zug brutal, der Rest ok. Die leichtere rechte Variante sah ich gar nicht. Danach wurde der Block mit Pekka (6A) frei. Dieser Block kostete mich echt Haut und Kraft. Die ersten Züge waren sehr unangenehm, aber gingen. Der Schlusszug wollte einfach nicht klappen. Die Körperposition so blöd, dass mir echt nur Zentimeter fehlten. Ich versuchte unterschiedliche Varianten, aber alle ohne Ergebnis. Danach machte ich länger Pause und blieb beim nächsten Go bei der ersten Lösung und dieses mal klappte es. Was ein Gewürge. Ich probierte noch die linke 6C Variante (Grotrian Keys), aber da bin ich nicht mal vom Boden weg. Zeit für Feierabend. Wir genossen noch ein Bier in der Sonne am Bus, bevor es runter ging zum Camping. Der Abend verging viel zu schnell.

Am nächsten Morgen wachten wir mit den üblichen Schmerzen auf. So muss das sein. Dafür kam die Sonne dieses mal klarer raus und wir genossen die Wärme. Laura baute weiter an ihren Zaun-Geflecht rum (inspiriert von Clarkson’s Farm), ich kümmerte mich um meine Finger und machte Dehnübungen in der Sonne. Wie schön. Nach dem vierten Kaffee gings dann doch mal los. Wieder ganz hoch und wieder New Age. Der Block am Strommast war zum Glück dieses mal frei und so wärmten wir uns wieder dort auf. Dieses mal stieg ich in Elettrosmog (6C) ein. Die ersten Züge gingen gut, nur die Mitte mit einem komischen und kraftigen „runter-querer“ kostete Hirnschmalz. Die Lösung ergab sich nicht gleich und dann fand ich doch eine Lösung. Die Frage war nur, ob ich sie von Anfang an zusammensetzen konnte. Ich machte vier/fünf GOs und tatsächlich konnte ich beim letzten es Abfangen und den Kreuzer rein machen für die letzten Züge. Es hat aber alles so viel Kraft gekostet, dass ich an der Kante beim Mantle fast noch raus geflogen wäre. Was eine Zitterpartie, aber ich war super froh, dass es so schnell geklappt hat. Das Training bringt wohl doch ein bisschen was. Laura hatte auch sehr gute Versuche drin. Leider fehlte ihr der „Runterzug“, aber ich fand den schon sehr happig. Sehr zufrieden verließen wir damit den Boulder und besuchten wieder Pinin, aber da sah ich heute keine Chance drin. Wir zogen weiter zu Edizioni limitate, eine 7A, die ich vorher noch nie gesehn hatte. Der erste Zug war brachial. Ein Aufsteher bzw. Hintern vom Boden weg bekommer mit kleinen Griffen. Keine Chance bei meinem Unterkörper. Ich versuchte den Boulder ab dem zweiten Zug und tatsächlich ging der auf Anhieb. Ok, an kleinen Leisten trainieren und etwas Gewicht am Unterkörper verlieren. Total platt gingen wir zurück zu Myr und gönnten uns dort noch ein Käsefondue. Wir genossen die Sonne, die Stille und dieses schöne fertig sein.

Aufgeladen und glücklich gings langsam zurück nach München. Doch bald holten mich schon meine Gedanken und der Streß um die Arbeit herum ein. Was ein scheiß.

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