28.09.2013, erster Tag unseres langen Urlaubes. Aber es ist nix mit ausschlafen oder ähnlichem. Kurz nach sechs Uhr geht der Wecker und um sieben sind wir dann on the road Richtung Süden. Die erste Etappe ist komplett gebucht und verplant. Serviert wird, dank den TrailXperience-Jungs, ein Trailcamp im Valle Maira/Piemont. Sieben Tage biken, führen lassen, lernen, genießen, essen. Los gehts.
Die Strecke ist dank Finale nicht ganz unbekannt, aber es zieht sich einfach brutal. Um Turin rum dachten wir schon wir seien falsch denn weit und breit waren keine Berge zu sehen, aber die Ausfahrt Cuneo ist schon da. Der typischen Po-Dunst begleitet uns und somit ist es eh nicht viel mit Fernsicht, aber gar nix…keine Berge??? Nach 40km Landstraße wird es langsam besser. Es wird hügeliger. Dann endlich, ein Tal, eine Straße, es geht bergauf. Puh, gegen 17:30 Uhr sind wir dann endlich in Ceaglio angekommen und damit am Hotel. Die anderen Teilnehmer sind auch schon da uns so verbringen wir den ersten Abend mit Kennenlernen und Diskussion über unsere Erwartungshaltung vom Camp. Ich schlucke zwar erst mal, als ich höre was die anderen so wollen, aber das kennt man ja..Einfach mal reden lassen. Neben einem Guide waren Laura und ich die jüngsten Teilnehmer, was mich ebenfalls sehr überrascht hat.
Zum Hotel selber kann man sagen, dass ist der Traum. Eigentlich ist es kein Hotel sondern ein verlassenes Dorf, welches dann Stück für Stück wieder hergerichtet wurde und man nun in diveresen Häusern schlafen kann und entpsrechend auch sehr sehr sehr gut essen kann. Die Wirtsfamilie ist aber nicht nur für die Qualität des Essens bekannt sondern auch für die Quantität. Man verspricht uns sieben Gänge jeden Abend. Ich bin gespannt.
Nach der ersten Kennenlernenrunde stand dann auch wirklich das erste Sieben-Gang Menü vor uns und ich war baff bzw. voll. Zum Glück konnte man der Verdauung mit ein paar Birra Moretti auf die Sprünge helfen. So voll und fertig war das Einschlafen dann kein Problem mehr.
Die nächsten Tage jetzt einzeln aufzuzählen wäre für einige sicher sehr langweilig, daher möchte ich mich auf ein paar generelle Punkte beschränken.
Valle Maira & Ceaglio:
Wie oben schon kurz erwähnt ist Ceaglio ein wunderschöner Ort an dem man es sicher länger aushalten kann. Neben der eigenen Stimmung die das wiedererbaute Dorf versprüht trägt natürlich die Lage einen wesentlichen Teil zum Besonderen bei. Alleine der Blick jeden Morgen auf die Kulisse um einen herum ist einmalig. Neben Ceaglio ist auch das weitere Tal grandios. Ganz speziell heraus greifen möchte ich da Elva und die Gardetta Hochebene. Elva lädt einfach zum Träumen ein während die Gardetta einen näher zu diesen hinbringt. Schaut euch einfach die Fotos an.
Die Trails:
Dank der guten Führung von Michi und Sebas (unseren Guides) haben wir sicher die TopTen der Trails im Valle Maira erleben dürfen. Rückblickend, nachdem ich dieses Jahr an einigen genialen Spots biken konnte, muss ich sagen, dass die Valle Maira Trails mitunter die besten sind, die ich gesehn habe. Sie haben einfach so viel zu bieten von Hochalpin, Schotter, blockiger über geniale Flow-Trails hin zu kniffligen technischen Passagen. Das alles immer gepaart mit einer einmaligen Kulisse (ich sag da nur der Trail durch einen abgebrannten Wald) komplettiert das Paket. Natürlich trägt auch viel die Stimmung bei, aber ich hab mich einfach rundum wohl gefühlt. Vielleicht noch etwas, was die Trails anders wirken lässt. Ich hatte fast immer das Gefühl länger runter als hoch zu fahren. Heißt die meisten Trails waren nicht unglaublich Steil (Zwischenpassagen ja), dafür schlängelten sie sich im leichten Downhill den Berg entlang. Die super Auffahrten (meist Teerstraße) erleichterten das Erreichen natürlich erheblich.
Neben den beiden erwähnten Highlights (Gardetta und Elva) ist der Haustrail (Track nur auf Anfragen ;-)), die Trails um Macra und Palent ein absolutes Muss.
Die Bikes:
Nun fast zum wichtigsten oder :-)? Tja…Hier bleibt mir nur zu sagen, dass mir am ersten Tag fast die Spucke weg blieb, als wir die Bikes aus der Garage holten und unsere Fahrräder, von Laura und mir, die absolut günstigsten waren. Wir waren umringt von Litevilles (sorry Sebas, dein Canyon nehm ich mal raus, da es mit Freilaufbruch ausgefallen ist). Hierbei war nicht mal das 301er im Vorteil sondern es war Gleichstand zum 601er. Uwe hatte natürlich den Vorteil, dass er zwischen seinen zwei Bikes, einem Wald-und-Wiesen-301er und einem 601er, wählen konnte. Ach ja…das Setup beinhaltete auch mehrere Gabeln zwischen 26“ und 27,5“. Besonders die Sonderlackierungen waren ein echter Hingucker.
Die Menschen:
Hier sind nun nicht nur die Leute im Dorf/Tal gemeint sondern auch die Gruppe. Zunächst mal zu den Bewohner. Diese waren immer super freundlich zu uns auch wenn wir uns nicht immer verständlich ausdrücken konnten, da unser italienisch nicht das Beste war. Dennoch haben sie uns immer zugehört und versucht uns zu helfen. Im Zweifel wurde einfach weiteres Essen serviert.
Den Faktor Gruppe kann man natürlich nicht beeinflussen, aber hier hatte wir mehr als Glück. Alles supernette Menschen die mit ihrem eigenen Charm (sei es Regine und Gabi oder Uwe und Kerstin) die nötige Würze in die Truppe brachten. Schön war es auch Leute kennen zu lernen, die das Biken genau so lieben wie einer selbst, aber dabei nicht verbissen sind und denen es nicht um Zeit & Zahlen geht. Andererseits auch schön wieder „Bekloppte“ (bitte hier unbedingt positiv sehen) wie Uwe kennen zu lernen, die einem zeigen, dass man so viel mehr aus sich und der Motivation zum Biken herausholen kann. Dank der Gespräche mit dir habe ich viel über die Bikes&Tools gelernt, aber auch über mich selber. Ich weiß nun, dass ich mein Limit höher pushen kann&will. Danke dafür!
Das Essen:
Das wichtigste natürlich. Also ja…die 7×7 Gänge wurden erreicht und zwar so, dass sich kein einzelnes Gericht wiederholt hätte. Respekt und Hut ab. Zusätzlich wurde es in allerbester Qualität serviert!
Neben dem Essen in Ceaglio muss ich unbedingt noch das Gasthaus am Weg empfehlen. „Sorsi e morsi“ in Bassura. Ein MUSS! aber aufpassen bzgl. der Portionsgrößen. Diese sind der Hammer!
Was bleibt?
Eine wunderschöne Erinnerung an eine super Woche die alles drin hatte was man sich wünschen kann. Valle Maira und die Jungs von TrailXperience haben mir ein echtes Sahnestück näher gebracht, dass ich sicher nicht auf den Schirm gehabt hätte. Viel zu oft lässt man sich von Superlativen („Der beste Trail“, „Das beste Gebiet“, ..) aus irgendwelchen Zeitschriften verwirren und ablenken. Dabei wird man mehr und mehr entmündigt und vergisst sicher selber. Der Weg geht hier zurück. Zurück zu einem und zu den Fragen was will man eigentlich und was sucht man. Erst wenn man das weiß sollte man eine Entscheidung treffen.
Ich gebe zu, dies wird in unserem hektischen Leben immer schwieriger, da wir bombadiert werden mit Fragen und Entscheidungen die wir für andere treffen müssen. Da will man manchmal einfach auch nur geführt werden um nicht selber nachzudenken. Völlig legitim. Für mich war diese Erkenntnis wichtig und die damit aufgebaute Motivation mir die Fragen in Zukunft öfters zu stellen.