Auch heute noch am zweiten Tag fühlt sich das Ganze wie ein Traum an. Oder liegt es eher an den leichten Kopfschmerzen..Wurst. Nichts was ein Kaffee nicht lösten könnte.
Allerdings hatten wir heute nicht so viel Zeit wie gestern. Einer meiner Wünsche/Träume war hier oben mal mit dem Boot zum Toureinstieg zu fahren und quasi vom Meer weg los zu gehen. Christoph nahm sich das zu Herzen und organisierte gestern über Alf die Bootsfahrt. Wir waren als zweite Gruppe heute dran…Was aber dennoch bedeutete, dass wir um halb acht fertig sein mussten, weil Alf dann um viertel vor acht mit uns ablegt. So ging das Frühstück etwas zügiger und wir standen dann fertig gepackt am Steg. Wir packten die Ski drauf, sprangen selber rein, zogen die Schwimmwesten an und sorgten für eine ausgewogene Gewichtsverteilung ;-)
So gings dann, gefühlt rasant, über den Fjord Richtung Struppen, der kleinen Bucht weiter nördlich von Koppangen. Wie sogen quasi alles in uns hinein. Den Meergeruch genauso wie die Boots-Abgase. Den kühlen Fahrtwind und die purere Vorfreude. Was für Alf alltäglich war, war für uns ein Highlight. Zum Glück war das Wetter wieder mehr als bombig und die See ruhig, so dass echt schöne Aufnahme von Spiegelungen möglich waren. An der Bucht angekommen begann so ziemlich der heikelste Teil des Tages. Das Boot konnte nicht anlegen, musste an nah genug ran, so dass wir eine Leiter an Land setzen konnten. Christoph übernahm das während Alf das Boot steuerte. Mit einer menschlichen Kette beförderten wir die Ski und die Ausrüstung an Land, bevor wir dann dran waren. Mit den Skischuhen war es echt ein Balance-Akt die Leiter und dann noch die glitschigen Felsen am Stand zurück zu legen. Aber ohne das einer richtig nass wurde schafften wir es dann auch an Land und zogen von hier weg unsere Ski an. Es ging zunächst durch einen lichten Jungwald und dann steil hoch Richtung Gletscher. Das tuckern des Bootes wurde immer leiser und alsbald waren wir quasi alleine in der Bucht. Fast schon meditativ zogen wir die Spur hoch, nur hin und wieder stehenbleibend um Fotos zu machen. Ich redete immer mal wieder mit Ole, aber auch hier wurden die Gespräche weniger. Wir genossen einfach. Oben auf der Hochebene angekommen eröffnete sich uns ein wahnsinniger Blick Richtung Strupbreen Gletscher. Wir selber waren noch im Schatten während der Gletscher schon fast vollständig in der Sonne lag. Wir machten kurz Fotos und beeilten uns dann in die Sonne zu kommen. Der Gletscher selber war quasi rein…keine Spur…kein Makel. Eine glatte Schneeoberfläche bis hinten zum Tafeltinden in der nur die eine Spur von unseren Vorgängern war…sonst nichts. Wir folgten dieser und konnten es aber nicht lassen eigene Spuren zu hinterlassen. Wir gingen nebeneinander, hintereinander, „malten“ Herzen in den Schnee usw. Obwohl mich die Truppe ziemlich unter Druck setzte, da Laura und ich die einzigen waren, die nicht verheiratet sind, ihr noch hier mit den Herzen einen Antrag zu machen, konnte ich mich raus reden. Skitouren waren jetzt wichtiger ;-)
Der Gletscher trug dann zur völligen Entschleunigung bei. Wir zogen weiter, fast schon jeder für sich und waren einfach nur in der Landschaft. Kaum ein Gedanke…Nur Stille. An der „Kreuzung“ Richtung Koppangen runter wurde es dann voller. Wir sahen die Spuren, die direkt von unseren Hütten kam und auch viele Spuren die wieder runter führten. Unser Weg führte uns aber hoch. Wir brauchten noch ca. eine Stunde, dann waren wir oben am Tafeltinden. Zwar auch nicht alleine, aber dafür mit nur wenigen Leuten und erneuten einem atemberaubenden Panorama. Wir sahen quasi alles. Unseren Hinweg, unseren Abfahrtsweg, den Berg dazwischen, den Gletscher, unsere Bucht, die andere Fjordseite…einfach der Wahnsinn. Als ich dann meinen Flachmann rauszog und gute „Verkaufsarbeit“ leistete war dann auch jeder bereit gerne einen Schluck von der alten Marille zu nehmen. So gewärmt gings dann in die Abfahrt. Der Schnee war gut und wir zirkelten die Schwüngen in den Gipfelhang. Als plötzlich einer unserer Ski davon flog und ohne Stopper Kurs Richtung Tal nahm lernten wir ein neues Talent bei Holger kennen. Torwart. Gezielt stoppte er mit seinem Fuß den Ski, so dass eine Weiterfahrt mit zwei Ski möglich war. Die Abfahrt selber war von der Technik jetzt nicht herausfordernd, aber vom Ambiente her und auch vom Schnee ein Highlight sondergleichen. Mal flacher, mal steiler, mal einfach nur flowig und im Blick voraus immer unsere Bucht mit unseren Häuschen…Brutal. Der letzte Quergang war dann wieder etwas steiler und auch eisiger, da er im Schatten lag, was wir aber gut hinter uns brachten. Wir schauten zwar etwas verdutzt, als eine Gruppe Russen mit Pulka hinten dran und Steigeisen hoch ging um oben zu biwakieren, aber why not. Am Ende gab es noch eine kurze Schrecksekunde, als Chrissi an einem Zaundraht hängen blieb und stürzte, aber zum Glück bis auf einen Schrecken alles Heil blieb. So erreichten wir wirklich mit den Skiern unsere Hütte und konnten quasi vom Ski abschnallen direkt zum Bier und Hot-Tub über gehen. Leider geil.