Heute sollte der Tag sein an dem Christoph sein Meisterstück abliefert. Zunächst war „nur“ geplant rüber zu fahren auf die andere Seite der Lyngen-Halbinsel um dort eine kleine Tour zu gehen. Er ließ aber seiner Fantasie freien Lauf und erdachte sich eine coole Kombination aus drei verschiedenen Abfahrten die jeweils unterschiedlich exponiert waren und damit zu unterschiedlichen Zeiten Firn haben und in der richtigen Reihenfolge liegen, so dass man immer perfekte Verhältnisse vorfindet. Klingt unglaublich, aber er hats geschafft.
Mein Tag begann heute schon echt früh. Da ich unbedingt die Morgenstimmung einfangen wollte stellte ich mir den Wecker auf kurz vor vier und schlich raus. Unglaublich wie hell es um die Zeit schon ist. Die Sonne erhellte schon den ganzen Horizont, dennoch war das Licht noch schwach und zauberte die wundersame, intensive Morgenröte hervor. Noch schlaftrunken machte ich die Fotos, teilweise dreimal dasselbe, weil ich mir nicht sicher war ob ich schon den Auslöser gedrückt hatte oder nicht. Ich blieb dann noch ein paar Minuten am Fenster sitzen und betrachtete das Schauspiel bevor ich zurück ins Bett ging um die letzte Stunde Schlaf zu erwischen.
Um die Tour zu starten mussten wir zunächst einmal aber erst mal auf die andere Fjordseite rüber kommen. Dies bedeutete heute eine gute Stunde Fahrt rüber nach Straumen/Nord-Lenangen. Hier gings dann über eine Brücke rüber nach Fjelldal. Hier wäre eigentlich der Start für den Storgalten, allerdings war dies wie gesagt nicht unser Plan. Wir wollten ihn umrunden. Also gings bei echt eisigen Temperaturen und tief gefrorenem Schnee hoch zum Litle-Galten. Den bestiegen wir nicht ganz sondern wir gingen nur bis zum Sattel. Hier war die Sonne schon fleißig bei der Arbeit, so dass wir die Wärme nutzten um Pause zu machen. Von hier gings dann rein in die erste Abfahrt Richtung Kalddalsvatnet, einem zugefrorenem See im Becken. Wie versprochen. Der Hang hat aufgefirnt und bei einer perfekten Steilheit zogen wir unsere Schwünge in weiten Bögen nach unten. Was für ein Spaß. Am See unten hieß es dann auffellen und von hier machten wir auf den Weg Richtung Kalddalstinden. Zunächst noch ok von der Steilheit, aber weiter oben wurde der Hang immer steiler und härter, so dass selbst mit Steigeisen fast nicht möglich war sicher hoch zu gehen. Also hieß es abschnallen, die Ski hinten auf den Rucksack und hoch stapfen. Christoph rammte uns eine gute Spur rein uns so konnten wir sicheren Schrittes die „Nordwestwald“ bezwingen und standen auf dem Grat Richtung Gipfel. Hier war es windgeschützt, so dass wir eine Pause machten bevor wir die letzten Schritte hoch zum Gipfel in Angriff nahmen. Von hier oben dann wieder ein mehr als beeindruckender Blick über die Fjordlandschaft und vor allem zurück ins Gletscherbecken des Gamvikblaisen. Die Wolken blieben quasi am Grat hängen und türmten sich nach oben, so dass die Sonne zeitweise gar nicht oder auch voll durchblitzen konnte und somit ein super Licht/Schattenspiel vorführte. Die Ski immer nach am Buckel gings den Grat ein Stück weiter nach Südwesten bevor ich mich dann als erster in den Hang schmeißen durfte. Ähnlich wie gestern…Perfekter Firn. Es ist steil, die Kante hält, die Schwünge ziehen von alleine….Flow pur. Unten am Gletscher war ich noch immer voller Endorphine und so „high“, dass es echt noch fast eine halbe Stunde angedauert hat. Wir fuhren noch kurz etwas den Gletscher hinab, quasi in einen anderen Seitenarm, über den wir dann leichter wieder aufsteigen konnten. Ich überlegte mir schon die Ganze Zeit ob ich es forcieren sollte nochmal eine Abfahrt zu machen, aber entschied mich doch dagegen. Aufhören wenns am schönsten ist. Am Sattel zwischen dem Storgalten und dem Storurdtinden erreichten wir unsere letzte Abfahrt. Die Sonne stand schon tief und tauchte den gesamten Fjord in ein ruhiges, warmes Licht. Von hier oben sah man dann schön wie der Straumen-Fjord zur Hälfte zugefroren war und somit für sich selbst schon ein Schauspiel lieferte. Die letzte Abfahrt zog nochmal an allen Reserveren, da der Schnee schon etwas schwerer geworden ist, aber immer noch super fahrbar war. Stets mit dem steilen Blick nach unten zum Meer zogen wir die letzten Schwünge und tauchten ein in den lichten Jungwald durch den wir uns dann bis zum Strand schlängelten. Hier zogen wir die Ski dann aus, schulterten sie und gingen die letzten hundert Meter zum Bus zurück. Dort dann nur noch Zufriedenheit. Die wohltuende Erschöpfung legte sich langsam auf uns und bei der Fahrt zurück war dann jeder nahe am Einnicken.