Unser Plan stand mittlerweile fest. Da das Wetter im Oberengadin am stabilsten war wollten wir nach Morteratsch fahren und von dort auf die Boval Hütte aufsteigen. Wir nutzten den Vormittag um noch gemütlich mit Flohs Eltern zu frühstückten, sortierten unser Kletterzeug, luden den Bus ein und fuhren los. Über Martina gings in die Schweiz wo wir noch kurz Essen einkauften und Geld abhoben. In Morteratsch selber war ich dann doch überrascht wie nett es hier ist, da ich nie weiter als bis zum Camping gefahren bin. Wir ergatterten noch einen Parkplatz, zogen uns um, checkten nochmal alles, warfen die Bustür zu, sperrten ab und gingen los. Dabei viel schon von unten unser Blick nach oben. Der Piz Morteratsch und der Biancograt waren gut zu sehen..zwei unserer Ziele. Wir ließen es ganz gemütlich angehen und genossen die Wanderung + die Aussicht auf den Gletscher. Am Ende der Seitenmoräne des Morteratsch Gletschers eröffnet sich dann der gesamte Festsaal der Alpen. Piz Palü, Bellavista und natürlich der Piz Bernina mit dem Biancograt. Völlig fasziniert von der Landschaft stapfte ich gemütlich hoch und genoss es. Selbst der Rucksack war nicht mehr so schwer. Nach zwei Stunden erreichte ich dann die Boval Hütte und zu meiner Überraschung war nicht nur der Floh dort den ich kannte. Auch der Christoph ein ehemaliger HG-ler der mittlerweile in Innsbruck seine Bergführerausbildung macht, war auch da mit einer Gruppe. Wir quartierten uns erst mal ein, holten uns ein Bier und begannen dann über die Touren zu quatschen. Später kam auch Christoph dazu. Irgendwann hieß es dann um 18:30Uhr Abendessen fassen. Der kleine Italiener neben mir der einschenkte nervte zwar, weil er nur Brühe ohne Einlage in der ersten Runde raus holte, dafür war die zweite Runde üppiger. Wir kamen mit den beiden Luzernern neben uns gut ins Quatschen und es ist doch immer wieder erstaunlich was für Leute du triffst. Er, ehemaliger Vorstand der Schweizer Post, der mittlerweile selbstständig ist und eben sein Hobby genießt. Sehr schön. Nach dem Abendessen zog es uns dann an die frische Luft und plötzlich war Hektik angesagt. Der Wirt kam raus und scheute uns alle vor, weil gleich ein Hubschrauber landen sollte. OK? So spät? Der Heli kam keine zwei Minuten später, setzte einen Rettungssanitäterin ab und den Lotsen, der sich nur schnell die Steigeisen anzog und mit ihm gings dann weiter. Ok? Was war passiert? Keiner wusste was. Der Heli flog über den Biancograt zum Spallagrat und gefühlt 10 Minuten später kam er schon mit einer Longline und zwei Leuten dran hängend runter. Es waren ein Bergsteiger, eine Bergsteigerin, die er dann absetzte und nochmal hoch flog um den Lotsen zu holen. Die Ärztin versorgte die beiden, die an sich ok aussahen, nur erschöpft. Danach wurde die Ärztin noch mit aufgenommen und alles war vorbei. Im vorbei gehen erfuhren wir, dass die beiden wohl den Biancograt gegangen sind und sich am Spallagrat verstiegen hatten. Sie hatten dann keine Kraft mehr um umzukehren, so dass sie die Rettung riefen. Wir dachten uns nur, warum waren sie denn überhaupt noch so spät auf dem Spallagrat…war ja schon fast halb neun. Mit gemischten Gefühlen gings dann früh ins Bett.