Lauras Geburtstag. Es wird von Jahr zu Jahr schwieriger hier was besonderes zu finden. Zumal es wenn ja Abenteuer bzw. Erlebnisse draußen sind. Hier muss vieles zusammen passen so spät im Jahr. Die Bediungen dürfen davor nicht zu lange schlecht gewesen sein, an dem Tag muss das Wetter passen, wir müssen fit sein und und und. Dieses Jahr hatte ich etwas Hilfe. Ich bat Matthias ob er mir einen Tipp geben kann und er war so nett. Es sollte MTB in den Dolos sein. Aber wo übernachten. Hier gab es fast nur eine Möglichkeit…das Bivacco Pace. Wetter gecheckt…hmmm. Wackelig. Es kommt von Samstag auf Sonntag eine Kaltfront rein, die oben in Schnee enden könnte. Generell ists sehr frisch. Dafür der Samstag gut. Puh…Lange die Tour studiert, geplant was ich alles mitnehme, Rückzugspunkte, Alternativen…Aber dann war dann doch der Freitag gekommen und ich hatte alles bereit. Laura war auch wild entschlossen.
So packte ich den Bus Freitag nach der Arbeit und es ging los. Zunächste sagte ich noch nicht genau wohin, gab ihr aber Hinweise. Mit der Zeit war es dann klar, dass es, nachdem wir am Brenner vorbei waren, Richtung Italien ging. Mit der Zeit wurde dann klar, dass es die Dolos sind. Mitten in der Nacht (gefühlt) suchten wir uns den Weg durchs Dunkel Richtung Pederü Hütte und gerade die letzten Kilometer durch den Wald waren spannend. Dann erreichten wir aber den Parkplatz und in vollkommener Dunkelheit eröffnete ich den Plan. Die Vorfreude wuchs.
Am nächsten Tag war alles leicht gefroren, wir frühstückten schnell, zogen uns um und sahen aber auch schon die Sonne oben scheinen. Dann gings los. Wir erkannten die Auffahrt von damals wieder und sie war immer noch so steil. Gerade wenn man so viel Zeug noch mit schleppt. Wir kurbelten uns den Weg hoch und waren dann sichtlich entspannter als wir die leicht ansteigende Ebene Richtung Fanes Hütte erreichten. Ab der Fanes Hütte wurde es dann steiler. Wir schoben hoch fuhren wieder ab und waren fast noch wie damals im Aosta total überwältigt von der Landschaft. Ruhe und Frieden pur. Die Lärchen und Zirben erstrahlten im sattesten gelb, oben war schon alles leicht angezuckert und der Dolomiten-Schotter erstrahlte in Orange. Herrlich. Kurz nach der Ucia De Gran Fanes hieß es dann wirklich schieben. Von hier sah man schon den überwältigenden Piz Ciampestrin, der für mich einfach immer wieder beeindruckend ist. Man sieht regelrecht wie ein großer Block nach unten abgebrochen ist, unten liegen blieb und das Geröll von oben nachgeflossen ist. Gewaltig. Also wir dann die Bikes immer höher durch die Landschaft schoben wurde diese immer besser. Strahlend warme Farben, die Landschaft in einem gelb/orange getaucht und weiter hinten der harte Fels. So gings beharrlich nach oben und ich fühlte mich in zig Landschaften aus meiner Erinnerung zurück versetzt. Mal Schottland, mal Norwegen…dann doch wieder die Alpen. Ich fotografierte was das Zeug hielt. Am meisten Freude bereitete mir aber die Tatsache, dass es nach unten hin nach einem saumäßig gutem Trail aussieht. Yeeehaaaa.
Leider konnte die schöne Aussicht nicht darüber hinweg täuschen, dass es immerhin noch über 450hm hoch waren. Die mussten wir uns dann ech noch hart erkämpfen. Uns kamen dann auch noch zwei Wanderer entgegen die sehr verwirrt drein schauten. Die üblichen Fragen….Wo wollt ihr hin? Wollt ihr hier wieder runter? Aber alles in allem waren es echt nette Jungs. Die kamen gerade von Cortina und meinte, dass oben noch ordentlich Schnee liege, das Biwak aber in einem guten Zustand sei. Ausgezeichnet.
Als wir dann ca. 200hm vor dem Biwak waren sahen wir dieses schon und ich in meinem jungen Übereifer meine noch zur Laura „Ach geh….das ist gleich da. Keine 10 Minuten mehr“. Sagen wir mal so..Laura hatte diese aufbauenenden Worte auch ein klein wenig nötig. Selbst ich wollte das Bike einfach liegen lassen. Da die letzten Meter dann echt steil aussahen entschied sich Laura auch dazu und so war ich der einzige Depp, der sein Bike aus falschem Stolz hoch zerrte. Als wir dann nach über 5,5h endlich oben waren war ich Schnitzel-fertig. Ich breitete mich dann erst mal in der Hütte aus, checkte die Lage und war zufrieden. Laura war dann auch bald da und wir bauten vor der Hütte unsere Sonnenterasse auf. Ich kochte Kaffee, wir aßen Schoki und genossen die Sonne. Anschließend machten wir uns auf Erkundungstour. Richtung Monte Ciastel setzte die Landschaft nochmals einen drauf. Wir sahen die alten Bunker/Schießanlagen aus dem ersten und zweiten Weltkrieg und dahinter eröffnete sich dann das Tal Richtung Tofana. Was für ein Anblick. Echt gewaltig. Sich hier dann vorzustellen, dass Leute hier anderen Menschen aufgelauert haben…das man hier aufeinander geschossen hat, da fragt man sich immer wieder warum. Und ist gleichzeitig wieder glücklich in einer so friedvollen Zeit ohne Probleme aufgewachsen zu sein.
Nachdem wir das Sightseeing beendet hatte gings dann wieder zurück zur Hütte. Wir sammelte aus den alten Plattformresten noch etwas Holz für später ein und schauten auf der Terasse dann der Welt beim dunkel werden zu. Unvergleichlich so ein Erlebnis. Als es dann dunkel genug war gingen wir zur Feuerstelle und bei einem schönen kleinen Lagerfeuer genossen wir den Djuvec Reis. Das Highglight war dann die Outdoor Mousse au chocolat. Das war ein Mitbringsel aus dem Globetrotter was nur Wasser braucht und dann super cremig wird. Funktioniert einwandfrei. Ich kanns nur jedem empfehlen.
So gesättigt und mit dem letzten Blick nach oben in den Sternenhimmel gingen wir dann ins Bett und hofften darauf, dass die Kaltfront nicht zu früh über uns einbricht. Ach ja…selbst hier oben hat man Empfang und kann das Wetter checken.
Am Morgen dann wurde ich kurz vor 6 Uhr wach. Schaute raus und überall lag leichter Schnee..Mist. Zusätzlich war noch alles im Nebel. Wir frühstückten kurz und machten uns dann auf. Zum Glück zog alles schnell rum und so konnten wir dann doch bei guter Sicht runter. Bei Lauras Bike war es dann auch komplett schneefrei, so dass einem mehr als gewaltigen Abfahrts-Erlebnis nichts mehr im Wege stand. Wir zogen die Bahnen runter, der Weg nur beleuchtet durch das diffuse Licht der aufgehenden Sonne und unseren Stirnlampen. Ich war wieder voll im Hier und jetzt und sog das Gesamterlebnis einfach nur in mich hinein. Leider verging die Abfahrt dann viel zu schnell, aber zum Glück hielt das Wetter noch. Wir fuhren zurück bis zum Limojoch und von hier gings dann wirklich nur gerade runter. Warum auch immer hatte ich die blöde Idee den Trail/Wanderweg nach unten zu fahren. Der bescherte mir einige zusätzliche Höhenmeter und einen beinahe Sturz. Ich kanns einfach nicht lassen. Aber wenn man mich jetzt so danach fragt..Jep, es wars wert. Laura wartete schon etwas durchgefroren am Bus und ich packte das Bike hoch und war gerade mti Umziehen fertig als die ersten Regentropfen fielen. Meinen Kaffee musste ich im nassen dann noch fertig kochen, konnte ihn aber drin genießen. Saugeil..Quasi wie aufs Stichwort. Wie sagte der Typ aus A-Team so schön: Ich liebe es wenn ein Plan funktioniert.
Er war aber noch nicht ganz zu Ende. Damit wir uns noch aufwärmen konnten hatte ich eine Sauna in Bruneck gefunden und ausgesucht. Hier verbrachten wir dann noch gemütliche Stunden und erst nach dem dritten Saunagang war uns dann auch warm. Fertig, aber zufrieden lächelnd fuhren wir über den Brenner zurück ins regnerische München.
Was bleibt: Manchmal braucht es nicht viel, aber was besonderes. Und die Dolos sind näher als man denkt.