23.06.2018: Johannis Feuer: 36,8km – 7:53:57 – 1.520hm

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Heute wollte ich bisschen was mit Abenteuer machen. Geplant war die längere Laufheinheit auch mit einem kleinen Biwak zu kombinieren. Ich überlegte lange wie und wo ich was machen könnte. Irgendwie waren die Strecken entweder zu kurz (jep, wenn im Plan 35km stehen…dann muss man sich schon fast etwas anstrengen um einen gute Runde zu finden) oder gingen nicht an schönen Biwakplätzen vorbei. Letztendlich entschied ich mich für den Krottenkopf bzw. einem Gipfel dahinter. Plan war von Farchant aus los zu laufen, ein wenig Strecke machen und dann über den Krottenkopf zum Biwak zu laufen. Es war brutal warm und es zehrte mich fast schon etwas aus auf die Abfahrtszeit zu gucken. Ich wollte nicht zu früh oben sein, aber doch rechtzeitig damit ich die Johannifeuer sah. So fuhr ich am Nachmittag dann los, vergaß bei der Bullenhitze prompt die Sonnencreme (was echt fatal wäre), machte eine kurze Ehrenrunde und irgendwann gegen 15:30Uhr lief ich dann los. Der erste Teil, das steile Stück hoch zur Esterbergalm lief ganz gut. Dieser Abschnitt war mir auch schon durch das Biken bzw. Skitourengehen bekannt. Ab der Alm wurde es dann neu. Der Weg verlief in einem ewigen Auf und Ab und ich merkte schon „oh oh“ das wird knapp mit der Zeit. Vor der Finzalm (die zu hatte) machte ich am Bach noch kurz Pause und nach der Alm gings dann den steileren Weg hoch Richtung Krüner Alm. Das lief mir dann echt gut rein. Mit dem ganzen Zeug was ich noch fürs Biwak dabei hatte war es dann doch eher kein Laufen..mehr ein schnelles Gehen, aber gerade im steilen Gelände sah ich das als gutes Training an. Ich hielt das Tempo hoch, hörte auf meine Metal Musik und zog durch. Nach 1,5h war ich dann an der Krüner Alm vorbei…immer wieder nachdenkend ob das alles nicht auch was fürs MTB wäre. Wie gesagt…Trailscouting hört sich immer besser an als Wandern. Die Almen oben waren auch zu, aber was meinen Blick dann doch etwas fesselte war das Wetter. Von Süden her bauten sich große Wolken auf und teilweise sah man sogar in der Ferne Blitze. Ui ui ui. Mir schwante nichts gutes und ich hoffte, dass die Wolken hinten blieben. Der Weg veränderte sich langsam. Ich verließ den Forst/Wanderweg, der mich bis jetzt begleitete und kam zu einem etwas wilderen Trampelpfad. Das Vorwärtskommen wurde damit noch zusätzlich langsamer. Ich passierte das unwegsame Gelände und erreichte eine Lichtung von ich dann das gesamte Becken vor mir betrachten konnte. Imposante baute sich vor mir der Krottenkopf auf. Also so richtig imposant. Von der anderen Seite sieht man den Berg natürlich, aber er steht nicht so prominent da wie von der Ostseite her betrachtet. Die Wolken zogen zu, es wurde langsam dunkler und… es fing zu regnen an. Mist. Ich erreichte die Abzweigung zur Weilheimer Hütte und wollte nochmal auf mein GPS schauen, aber es war nicht mehr in der Rucksacktasche. Das gibts doch nicht. Keine 5 Minuten vorher hatte ich es doch noch in der Hand. Also lief ich den quasi nicht sichtbaren Weg wieder zurück und versuchte in dem unwegsamen Gelände etwas Oranges auszumachen. Zum Glück fand ich nach 15 Minuten Suche mein GPS. Die Regenjacke und die Handschuhe hatte ich vorher schon angezogen, so dass ich im weiteren Regen wieder zur Abzweigung zurück lief. Hier musste ich mich dann entscheiden. Krottenkopf und Biwak oder Exitplan. Exitplan war aber auch gut. So richtig Gedanken hatte ich mir nicht gemacht. Den gleichen Weg zurück zu laufen bringt nichts. Ich war jetzt schon 5h unterwegs und ich brauchte sicher ähnlich lange zurück, da es ja dieses Auf/Ab Stück dazwischen noch gab. Andere Option wäre zu verlängern, da der hohen Kiste vorbei zu laufen und dann runter nach Eschenlohe. Der Regen wurde zum Glück leichter, aber wurde stetig dunkler. Kein Wunder es war ja schon 21Uhr. Zum Glück hatte ich hier oben noch Handy Empfang und checkte den Zugfahrplan. Tatsächlich fuhr bis spät Abends ein Zug nach Farchant. Ok. Also die Variante. Ich lief los und ließ relativ schnell das nicht markierte Gelände hinter mir. Zum Glück hatte ich wieder mein GPS. Ohne dem hätte ich den Weg sicher nicht so schnell wieder gefunden. Ich kam an der Hohen Kiste vorbei und mittlerweile war es dann doch so dunkel, dass die Johannifeuer an gingen. Ich sagte mir dann auch…deswegen bist du ja hier und machte eine längere Pause. Ich aß mein Brot, trank mein Bier (das voll noch nach unten zu schleppen machte keinen Sinn) und genoss die Atmosphäre, wie um mich herum langsam überall die Johannifeuer angingen. Die Hohe Kiste, der Krottenkopf, die Weilheimer Hütte, rüber zum Herzogstand und alles was dazwischen war funkelte an den Spitzen hell auf. Was für ein Spektakel. 15Minuten später machte ich mich dann weiter auf. Ich passierte die Kuhalm und kurze Zeit später traf mich dann der Schlag als ich ein Wanderschild sah. Eschenlohe – 12Km. Boah…ich bin von viel weniger ausgegangen. Ich überschlug kurz im Kopf was das heißt. Auch wenns bergab ging mache ich in einer Stunde etwas 4-5km mit dem Rucksack. Also 2,5-3h. Ich schaute auf die Uhr und merkte es wird echt knapp mit dem letzten Zug nach Farchant. Mist. Ich zog meine Stirnlampe auf und lief los. Es wurde immer dunkler und irgendwann machte ich die Lampe an und es existierte nur noch der Lichtkegel vor mir. Mir war weder heiß noch kalt. Ich lief einfach. Plötzlich tauchten vor mir Lichtpunkte auf. Ich erschrak und stellte fest, dass sich diese bewegten. Kein Wunde..es waren Kühe. Diese schliefen auf der Forststraße und waren wenig begeistert als ich vorbei lief. Also eine Kuh so schon zu sehen bzw. nah an ihr vorbei zu laufen ist teilweise scary. Aber dann in der Nacht, wenn die gerade aufgewacht ist..macht noch weniger Spaß. Mit der Zeit verließ ich das Almgelände und erreichte den Wald wieder. Es wurde noch dunkler. Plötzlich flachte der Weg ab und es ging leicht bergauf. Das gibts doch nicht. Von Eschenlohe waren keine Lichter zu sehen und es ging wieder hoch?? Ich checkte das GPS im Laufen und sah, dass es hier noch einen kleinen Bacheinschnitt gab. Wahrscheinlich deswegen. Ich passierte auch kurze Zeit später den Bach und danach gings langsam wieder bergab. Endlich. Auf die Uhr schaute ich nicht mehr. Einfach nur laufen. Plötzlich kamen von hinten Lichter. Diesmal echte Lichter. Ein Auto. Es war ein Pickup der auf meiner Höhe stehen blieb. Ein quasi bayrisches Mannsbild mit Hut und Gamsbart raunte mir aus dem offenen Seitenfenster zu: „Hähhhh. Du da…Wo musst denn hi?“ „Eschenlohe“ „Spring aufi. Wir a“. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich sprang hinten auf Ladefläche wo leere Bierkästen, Äxte und Kraxen fürs Holz waren. Mir war schnell klar, die kamen von einem Johannifeuer. Ich hielt mich so gut es ging fest, denn der Fahrer legten nen ordentliches Tempo vor. Als er dann von der Forststrasse auf einen kleinen Seitenweg einbog..da wurde mir kurz anders. Der Pickup passte hier kaum der Breite nach rein und die leeren! Bierkästen machten mir dann doch Sorge. Bei den engen Kurven fuhr der Fahrer mit der Hinterachse immer kurz auf die Seiten des schmalen Weges auf und den Pickup versetzte es dann immer leicht. Der Weg war zum Glück nicht lang und wir erreichten einen Bauernhof auf den die Jungs (fünf Stück insgesamt) zu fuhren. Auf dem Hof angekommen sprang ich dann doch erleichtert runter und dankte ihnen. Als ich weiter wollte meinte dann plötzlich der eine. „Moment“. Zwei waren dann vor mir…“Kannst du noch fahren“…“Äh..ja“. „Guad…ab hier fährst du“. Einer sprang hinten auf die Ladefläche, ich nahm Platz und wir fuhren jetzt auf offizieller Straße nach Eschenlohe rein. Wir parkten bei dem einen und wankend zeigten sie mir noch den Weg zum Bahnhof…den Seitenhieb mit meinem Outfit (gelbes Stirnband, Laufrucksack, RunningSchuhe) konnten sie sich dann doch nicht verkneifen…“Laufan in Minga alle so umeinand“…Jep…tun sie. Ich fand die fünf Jungs in ihrer Tracht, den Hüten und den Jankern muss ich sagen ebenfalls cooler als mich. Ich lief dann zum Bahnhof und just als ich ihn sah ging schon die Schranke für den Übergang zu. Mist..der Zug ist gleich da. Ich legte noch einen Sprint hin und erreichte kurz vor knapp den Zug, sprang rein und setzte mich erst Mal. Prompt kam die Schaffnerin und fragte mich gleich nach meiner Karte…Ich sagte ihr, dass ich noch eine bräuchte…bekam eine blöde Antwort von wegen die zieht man sich vorher, aber ich sagte dann nix mehr. Ich war einfach froh im Zug zu sitzen. Ich erreichte anschließend Farchant, ging diesmal locker zurück zum Auto…zog mich um und schaute mir die Szenerie mit all den Feuern an bevor ich mich zurück nach München machte…übrigens…in dieser Nacht regnete es nicht mehr.
Aber was für ein Abenteuer.

Johannifeuer: 36,8km – 7:53:57 – 1.520hm