15.11.2020: Große Klammspitze

unbenannt-2615

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Heute hatten wir den Plan mal komplett anti-zyklisch unterwegs zu sein. Es ist ja nach wie vor viel los bei uns in den Alpen, da wir mal wieder nicht einfach das Land wechseln können und zum anderen natürlich wegen dem guten Wetter. Die Meldungen über überfüllte Parkplätze werden immer schlimmer, so dass wir eben diesen Plan gefasst hatten.
Unser Ziel für heute war nach den letzten schönen „Scramble“ Touren die Große Klammspitze in den Ammergauern. Start war am Linderhof, den wir dank der komischen Uhrzeit ohne Stau erreichten und gegen 14:30Uhr los gingen. Der Weg führte bei schönstem Licht auf einem breiten Weg hoch, durch den farbenfrohen Wald nach oben. Es kamen uns unzählige Leute entgegen und das wäre eigentlich der einzige Grund, warum man das nicht auf Dauer machen will…Dieses ewige Servus sagen hängt einem bald zum Hals raus. Bei der Abzweigung Dreisäuler Kopf machten wir einen kurzen Abstecher auf einen Huckel und schauten auf  das wundschön leuchtende Graswang Tal runter. Es war echt ne Schau und wären die Tage nicht so unglaublich kurz wäre der Herbst meine Lieblings-Jahreszeit. Von hier gings dann schnell weiter am Brunnenkopfhaus vorbei, wo auch viele Leute umkehrten bzw. nur den Brunnenkopf mitnahmen. Unser Weg führte uns vorbei und nach einem weiteren schönen Aussichtspunkt kamen wir um die Ecke von der aus wir unser Ziel sahen. Die Große Klammspitze. Wahnsinn, wie der Berg da steht und auch ein echter Berg ist. Kein Hügel oder Latschenkopf..nein..ein echter Berg. Mit Respekt gings den Weg weiter. Je näher wir kamen, desto mehr Details sahen wir und desto beeindruckender wurde es. Aber die Leute..ein Depp kam mit seiner Freundin runter, wohl ersichtlich, dass beide am Limit ihres Könnens waren, und er hatte nix besseres zu tun als dauernd auch noch absichtlich Steine los zu treten und runter rollen zu lassen. Wahnsinn. Leider kamen wir nie direkt aneinander vorbei, sonst hätte ich ihm noch meine Meinung gesagt. Der Felsaufbau türmte sich weiter vor uns auf, mit bizarren Löchern und Rinnen. Der Weg änderte sich auch von gut gehbar hin zu ok…mal aufpassen. Es wurde abschüssiger und damit wurde mehr Konzentration erforderlich. Die erste Schlüsselstelle war eine steile Rinne, die sehr ausgewaschen war, aber zum Glück mit einem Drathseil versichert war, welches wir auch gerne in die Hand nahmen. Danach waren wir auf einem kleinen Absatz und konnten kurz mal durchatmen, da der Wechsel von easy going zu ok…interessant sehr plötzlich kam. Jetzt waren wir drauf vorbereiten und sahen auch den weiteren Weg. Das war im Prinzip noch Gehgelände, mit teilweise etwas Hand ansetzen. Ob es schon ein Ier war..keine Ahnung. Aber auf alle Fälle spannend und dazu dann noch die untergehende Sonne, die alles in goldenes Licht tauchte zusammen mit der Tatsache, dass wir jetzt komplett alleine hier waren, war einfach einmalig. Über später dann doch steiler werdendes Gelände gings weiter hoch, mit viel Handeinsatz. Wir kamen gut durch und die zweite Schlüsselstelle, ein steiler Aufschwung war schnell gemeistert und die Gipfelstufe merkten wir dann fast gar nicht. Dann waren wir oben auf der Großen Klammspitze. Wahnsinn, was ein Berg. Definitiv was zum Wiederholen. Oben waren wir wie gesagt komplett alleine und genossen die unglaubliche Stimmung. Leider drängte die Zeit, da wir beide vor der Dunkelheit aus dem schwierigen Gelände wollten. So beeilten wir uns runter zu kommen. Tatsächlich erforderte dieser erneute Tempowechsel eine gewisse Einarbeitungszeit. Anfangs taten wir uns bei den Stufen unglaublich schwer bzw. waren sehr vorsichtig. Nach den ersten Höhenmeter kamen wir aber immer besser rein und so gings bis zu der Platte schnell durch. Die Platte forderte nochmal echt Aufmerksamkeit, vor allem weil der Übergang ins Gehgelände sehr abschüssig war. Zum Glück gings ohne Vorkommnisse durch und so waren wir wieder auf dem guten Wanderweg und legten bald auch schon unsere Stirnlampen an. Mit schönen Abendstimmungen immer im Blickfeld wanderten wir runter und quatschten dabei die ganze und genossen es einfach nur den Stirnlampenschein zu sehen und für uns zu sein. Der Weg zog sich dann doch ordentlich und dank einem Witzbold, der ein Schild falsch rum gedreht hatte (aber zum hatte ich ja das GPS dabei), machten wir nur einen kleinen Umweg. Am Bus wieder angekommen fühlte es sich so gut an…dieses Gefühl etwas erlebt zu haben..Abenteuer und so..so schmeckte das Bier umso besser. Vom nahezu komplett dunklen Graswang Tal gings langsam wieder über in die Zivilisation zurück nach München.