06.04.2023: Fontainebleau

unbenannt-13288

Puh…endlich Urlaub, endlich wieder Bleau.
Das Wetter sah gut aus, ich fühlte mich auch ok fit und die Hairers sowie Klührs haben zugesagt. So freuten wir uns wie verrückt auf die gemeinsame Zeit und machten uns in alter Tradition am Donnerstagabend auf. Also zwangsweise. Ich legte nämlich den Donnerstag so, dass ich zu Multicamper fuhr, da unsere Gasdruckfedern getauscht werden mussten. Die sind über den Winter irgendwie undicht geworden. Danach arbeitete ich von dort aus und am Nachmittag kam Laura mit dem Zug hinterher und ich holte sie in Heidelberg ab.
Danach fuhren wir bis zum Camping Grez durch und erwischten noch zwei Plätze draußen vor den Toren. Wir kamen gerade etwas runter als dann auch schon Karo/Marco ankamen. Sie waren auch etwas durch nach der Fahrt, aber viel schlimmer war, dass sich Marco einige Wochen vor Bleau am Finger bzw. an der Kapsel verletzt hatte. So ein Mist. Wir ließen uns die Laune aber zunächst nicht verderben und stießen mit Bier und Prosecco mal auf die nächsten Tage an.
Der nächste Tag lief dann etwas verrückt beim Einchecken ab. Es war echt chaotisch und sie hatten leider unsere Reservierung verbaselt, so dass wir entweder hinten auf der Camp-Wiese sein konnten oder etwas eingebatzt, direkt hinter der ersten Hecke. Da es näher war zu den Toiletten wählten wir den letzten Standort. Was vielleicht nicht ganz ideal war. Denn nachdem wir aufgebaut hatte merkten wir, dass es den Leuten einfach scheiß egal war ob hier jemand saß und ob sie über unser Frühstück steigen. Boah…das hat meinen Stresspegel ehrlich gesagt ins unermessliche steigen lassen. Aber eins nach dem anderen. Zunächst gönnte ich mir den perfekten morgen. Ich spazierte an der Loing entlang, bei schönstem Wetter und wunderbaren Farben, vor zu Bäcker, kaufte Baguette und Croissant. Hielt einen Moment an der Brücke inne und versuchte mit tiefen Atemzügen anzukommen. Es lief besser…aber wie gesagt, danach kam das Chaos am Camping.

Am Freitag fuhren wir mit Karo/Marco zunächst nach Roche d’Hercule. Das war ein relativ kleines Gebiet und wir hatten die Hoffnung hier den Menschenmengen aus dem Weg zu gehen. Wir hatten Glück. Es war nahezu nichts los und wir wärmten uns an ein paar Blöcken auf. Aber wie immer in Bleau, man will immer mehr. Das Aufwärmen lief gut, aber man hupft dann doch zwischen den Bouldern stark umher. Bleibt nie lange an einem Fleck. So auch hier, zusätzlich kam aber hier dazu, dass es nicht so brutal groß war. D.h. die schönen leichten Boulder waren schnell weg und man fing an zu überlegen was man denn als nächstes machen sollte. Ich ließ es langsam angehen, da mein Kopf noch nicht so weit war und machte nur leichte Züge. Karo/Marco gingen gleich in die Klassiker wie Kérosène rein. Zwar „nur“ eine 7A, aber die Züge fand ich brachial. Das tat meinem Kopf einfach nicht gut. Den Abend genossen wir schön am Camping mit gutem Essen und Bier.

Der Samstag war in der Früh wieder von den vielen Leuten geprägt + laufenden Motoren vor der Toilette. Auch heute wollten wir nicht in die brutal vollen Gebiete und beschlossen ein kleines Gebiet bei Apremont auszuprobieren. Apremont Brûlis. D.h. in der Allee bei Apremont ganz vorne parken und dann zu Fuß rein und hoch auf den Hügel. Wir fanden dann tatsächlich die ersten Boulder, aber das Gebiet war so klein, dass es sich echt nicht lohnte. Dann gingen wir weiter, zurück und am Roche De L’éléphant vorbei wieder hoch. Auch hier fanden wir zwar die Boulder, aber sie waren alle sehr zugewachsen und verblockt. Nix zum aufwärmen oder länger bleiben. Puh, also wieder runter und nachdem wir lange überlegt haben ob Bizon, Central, Ouest oder was auch immer entschieden wir uns am Ende für Apremont Envers. Auf dem Weg zurück bemerkte ich dann auf der Hälfte, dass ich mein kleines Crashpad aus dem großen verloren hatte. Also alles ablegen, zurück laufen. Ich fand es zum Glück und war dann wieder fertig bei den anderen. Danach nach Envers rüber. Hier waren wir so fertig, dass ich schwer Motivation fand anzufangen. Irgendwann (nach einen kleinen Snack) gings dann doch und nachdem wir uns aufgewärmt hatte fingen wir an Projekte zu suchen. Die schönen waren zwar alle schon belegt, aber bei zwei netten Berlinern fanden wir Unterschlupf und probierten uns an Narcose (7A). Mit der Zeit kamen wir rein und tatsächlich machten wir alle gute Versuche. Marco machte ihn dann als erster, gefolgt von dem Berliner und dann Karo. Laura sah in der Anfangssequenz echt stark aus. Ich kämpfte noch mit meiner Motivation bzw. meinem Kopf. Alles fühlte sich unglaublich schwer an. Dennoch schaffte ich es irgendwie durch nach ein paar Versuchen und hatten ihn in der Tasche, aber ich merkte, ich war nicht bei der Sache. Danach schauten wir uns noch andere Boulder an, z.B. Poseidon, machten noch ein paar Versuche, aber ließen es dann schnell bleiben. Julien und Flora waren zwar auch noch irgendwo in Apremont unterwegs, aber nachdem wir genug gelaufen sind, beschlossen wir zurück zu den Autos zu gehen und zum Camping zu fahren. Am Abend kamen dann auch die Hairers zu uns und wir feierten das Wiedersehen mit viel Bier und Feuer.

Am Sonntag gings dann mit den Hairers zusammen nach Rocher de Saint Germain (die Klührs waren mit Thomas/Bianca unterwegs). Auch ein Gebiet wo wir nie waren. Es war brutal warm und alleine schon der Weg vom Parkplatz über die Wiese bis zum Wald reichte um meine Grundtemperatur um mindestens 5 Grad zu steigern. Im Wald kühlte ich mich etwas ab, aber natürlich suchte ich mir gleich die Linie in der Sonne aus, Apocalypse Now (6A). Nach dem Aufwärmen ging ich dann langsam rein und merkte schon, dass der Topout die Herausforderung sein wird. Tatsächlich schaffte ich den nach ein paar Versuchen, aber richtig freuen konnte ich mich dennoch nicht. Es fühlte sich bisschen so an, als ob ich mein Mojo beim Bouldern verloren hätte. Die Motivation, das Feuer, die Leidenschaft. Ich machte lange Pause, versucht auf andere Gedanken zu kommen, aber es wirkte alles nichts. So versuchte ich wenigstens noch Laura und Floh in dem Boulder anzufeuern. Beide machten echt eine gute Figur und Floh schaffte es auch noch unter Kosten seines Knies den Boulder zu machen. Ich machte mit Laura noch ein einen Traversenboulder mit vielen Hooks und versuchte mich am Ende in einem schwierigeren Boulder (7A rum). Aber ehrlich..ich wollte es erzwingen, es ging aber einfach nicht. Etwas frustriert und tief in Gedanken was los ist gingen wir nach Hause und genossen wenigstens noch den schönen Abend.

Am Montag gings mit allen nach Franchard Hautes Plaines. Thomas und Bianca waren mit dabei, die Hairers kamen etwas nach. Ich versuchte mein Ego etwas nach hinten zu schieben und wieder Spaß am bouldern zu bekommen. So gings mit Laura zu einem schönen Block, am Anfang vom Gebiet, L’Arête de Gauche, assis, 6a+. Sieht sehr unscheinbar aus und so als ob man sie schnell macht, aber weit gefehlt. Wir arbeiteten uns definitiv etwas auf und ich war mehr als warm danach. Super schöne Bewegungen, viel rätseln wie man den Körper positionieren will und wie man die Griffe hält. Am Ende half mir mal wieder Kraft. Danach gingen wir in die typischen Boulder rein und man merkte, dass Marco schon auch mit sich zu kämpfen hat. Floh war auch nicht brutal motiviert und es tat mir schon irgendwie weh zu sehen wie fertig wir alle waren. Gar nicht mal körperlich, aber mental. Am Ende ging ich nochmal mit Karo in Le Surplomb de la Coquille (6C+) rein, aber wie ums verrecken ging er einfach nicht. Leider war mein Kopf so durch, dass ich nicht mal meinen eigenen Fortschritt sah. Ich habe die Bewegung nach oben hin entschlüsselt und wusste wie ich meinen Körper bewegen musste, aber es zählte nur der Durchstieg. Wieder etwas frustrierter ging es zurück zum Auto.

Am Dienstag gings für uns nach Rocher aux Sabots. Nicht zufällig sondern sehr wohl gewählt, da sich dort Wini, Mari und ihre Gruppe aufhielten. Es war mega schön sie alle wieder zu sehen und es machte auf anhieb wieder denselben Spaß wie damals. Wir blieben auch ungefähr bei selben Level. Also vom Niveau der Witze her und auch vom Bouldern her. (Merke: Uns ist kein Wortwitz zu schade) Ich versuchte mich zwar an neuen Sachen, versuchte auch wieder Alte….aber ehrlich. Mir war mehr zu heulen als zum bouldern. So konzentrierte ich mich bisschen mehr auf die anderen, spottete und hatte einfach Spaß. Das zusammensitzen auf dem Platz war einfach echt wie vor 15 (!) Jahren. Bissl Wehmütigen verabschiedeten wir uns dann auch und fuhren zum Camping zurück. Am Abend holte uns dann der Bleau Regen ein und nach einen super guten Abendessen versammelten wir uns unter Hairers Vorzelt und spielten eine Runde Uno, was mega lustig war!!!

Mittwoch war dann Pausetag. Wir genossen den Morgen und fuhren dann am frühen Nachmittag Richtung Montigny-sur-Loing. Ich war mal wieder total geflasht von Bleau. Diese Landschaft und die Natur…es sah so wunderschön aus und selbst nach all den Jahren. Man findet immer wieder was neues. So gings an einer schönen Wehrkirche vorbei zur Brasserie Pachamama. Das uns so gut schmeckende Bier wurde tatsächlich mehr oder weniger gleich hinter dem Campingplatz gebraut. Hairers waren auch da und so genossen wir schon am frühen Nachmittag das ein oder andere Gläschen. Auch die Location haben sie sehr cool gemacht und wir hatten an den selbstgebauten Gesellschaftsspielen mega Spaß. Nachdem unsere Busse voll mit Bier waren gings zurück zum Camping wo wir das Bier gleich weiter probieren mussten.

Am Donnerstag gings dann nach Franchard Sablons. Hier kletterten wir mit Thomas und Bianca zusammen viele Parcour Boulder bevor es für mich dann zumindest mal wieder in einen härteren Boulder ging. Julien zeigte mir Sale Affaire 7a/7a+. Hier versuchte ich die ersten Züge und es ging, aber vom Durchstieg noch weit entfernt. Aber endlich mal ein Boulder der sich nach Bouldern angefühlt hat. Aber schon Wahnsinn wie weit weg ich von meiner eigentlich Form war. Danach suchten wir noch etwas rum, fanden nix mehr, quatschten unten länger und sagten Karo/Marco Adieu. Den Abend verbrachten wir noch super schön mit den Hairers beim Feuer und Cremant.

Am Freitag hieß es dann aber auch für uns die Segel streichen. Das Wetter schlug etwas um und meine Motivation war auch eher am Tiefpunkt. So verabschiedeten wir uns alle und ich hing auf der Rückfahrt lange meinen Gedanken hinterher.

Was bleibt. Bleau…ach Bleau. Schon fast eine Haßliebe. Ich liebe es einfach. Die Sonne, das Gefühl, die Boulder, den Wald, das Baguette, das Croissant, die Abende, die Erinnerungen. Ich hasse es mittlerweile, weil es so voll ist, die Leute sich nicht benehmen können im Wald, ich einfach nicht mehr an meine Leistungen dran komme, ich meist demotivierter Heim fahre als motivierter. Ob wir nochmal Bleau so machen. Ich weiß es nicht. Zumindest nächstes Jahr brauch ich über Ostern mal was anderes. Ich werde wieder nach Bleau kommen, aber gefühlt muss dann einiges passen. Ich muss wieder passen bzw. mein Mindset. Ich bin total im Arsch. Habe mich total verloren. Ich hoffe ich finde mich wieder.

Bis bald Bleau.

Album Link