Ich schlief wie ein Baby, bis mich der Wecker aufweckte. Wir wollten uns nämlich unbedingt den Sonnenaufgang in der Wüste anschauen. Um 5Uhr klingelte der Wecker und wir machten uns auf. Es war nicht mal so kühl wie wir es uns gedacht hatten. Auch das im Sand stapfen machte gut warm. Zu den ganz großen Dünen schafften wir es nicht, aber nach etwas scouting fanden wir die perfekte Düne für uns. Schon auf dem Weg dahin machten wir unzählige Fotos. Das Licht, die Formen, die Kontraste waren einfach irre. Mann konnte einfach keine schlechten Fotos machen. Nach ca. 30/40 Minuten wandern setzten wir uns auf den Dünenkamm und warteten ab. Der Horizont änderte seine Farbe, die Wüste ebenso. Es wurde immer heller, das Glühen begann. Meine Linsen ging immer wieder von links nach rechts um schönen Motive zu finden. Dann kam die Sonne. Ich muss echt sagen, das war schon ein besonderer Moment für mich. Einfach die Schönheit, die perfekten Formen, die intensiven Farben zu erleben. Es war echt einmalig. Wir genossen den Moment und er brannte sich in mein Hirn. Als die Farben langsam durch das harte Licht verblassten machten wir es ähnlich wie die Touri-Karawane mit den Kamelen. Wir machten uns auf den Rückweg, malten Spuren in den Sand und genossen das feine Rieseln zwischen den Zehen. Was ein Moment.
Zurück am Camping hatte sich die Hitze schon überall ausgebreitet und wir suchten im Schatten von Myr Schutz. Während dem Frühstück unterhielt uns der örtliche Gärtner ganz gut. Er kletterte einfach ohne irgendwelche Schutzmaßnahmen an den Palmen hoch, schnitt sie zurecht und besprühte sie. Das alles wirkte sehr unsicher, was es sicher nicht war. Dennoch unterhaltsam. Nach dem Frühstück machten wir uns dann auch bereit weiter zu reisen. Die Todra-Schlucht war unser nächstes Ziel. Auf dem Weg raus ließ ich den Blick immer wieder auf die Sahara fallen und überlegte mir…wann werde ich das wieder sehen. Werde ich es nochmal sehen in meinem Leben. Ganz komische Gedanken, aber es machte den Moment umso intensiver für mich. Wir folgten dieses mal nicht Weg nach Erfoud sondern nach Alnif und dann Richtung Norden. Ich war immer noch mit dem Erlebnis in der Wüste beschäftigt und vielleicht, weil der Moment so intensiv für mich war, nahm ich die restliche Umgebung/Reise auch sehr intensiv wahr. Ich sah viel Armut, viele Leute ohne Perspektive, vieles, was einfach anders war als bei uns und irgendwie stimmt mich das nicht gerade fröhlich. Es bedrückte mich eher. Den Gedanken dachte ich nicht ganz zu Ende..ich ließ ihn noch wirken. Wir erreichten Tinghir, die Stadt vor der Schlucht und waren wieder ob der schönen alten Bauten bzw. Ruinen echt überrascht. Die Leute hatten echt ein Gefühl gehabt, wie sich alles schön in die Landschaft einfügte. Der Todgha Fluss schlängelte sich aus dem Gebirge heraus und überall wo entlang kam blühten die Palmen auf. So wand sich die grüne Schlange wieder aus den Bergen in die Ebene. Wir fuhren zum Camping „Garden of Eden“ und wurden sofort freundlich begrüßt. Der Camping war nicht groß, lag aber Mitten in den Palmen und irgendwie fand hier jeder seinen Platz. Wir bezogen Platz und redeten dann viel mit den Besitzern (ein Brüderpaar). Wir bestellten Abendessen bei ihnen (Tajine) die sie selber machten und nutzten den frühen Tag noch mit chillen. Das tat dann richtig gut. Am Nachmittag zog es uns dann doch weiter in die Schlucht. Wir fuhren hoch und es war schon krass wie die Schlucht touristisch ausgenutzt wurde. Überall Restaurants, große Reisebusse und dort wo man parken kann unzählige Händler. Das einzig Gute war, dass auch viele Einheimische hier waren. Das machte es etwas sympathsicher. Sie nutzten die kühlen Temperaturen im Schatten und das erfrischende Wasser zur Erholung. Wir fuhren die Schlucht noch etwas nach hinten rein, aber der Weg zog sich und irgendwie machte es bei mir nicht wirklich ein Oha-Gefühl. Also es war Felsen, der sich unterschiedlich schichtete. Evtl. lag es daran, dass das Licht einfach zu hart war, keine schönen Lichtspiele entstanden oder es mich halt einfach nicht reizte. So wendeten wir und parkten unten in der Hauptschlucht. Von hier gingen wir mit leicht nervösen Gefühlen los zum Klettern. Wir überquerten den Bach und schon standen wir vor der beeindruckend Wand im Schatten. Die Leute um uns herum sahen hier nicht oft Kletterer, so dass wir auffielen wie bunte Hunde. Ich packte alles aus und machte mich auf. Der Fels war ungewohnt scharf, die Hakenabstände erstaunlich weit. Puh. Erst mal rein kommen. Auch wenn kein hoher Schwierigkeitsgrad dran stand fühlte es sich unglaublich komisch an. Aber gut, wann bin ich das letzte mal wirklich geklettert. Bis zum letzten Haken ging es auch ganz gut, doch dann sah ich den Umlenker, der ewig weit weg war. Hmm. Meine Nerven spielten nicht mit, also runter. Laura kletterte bis zu meiner letzten Exe nach. Auch ihr reichte es. So versuchte ich etwas runter zu kommen, nahm ein paar Keile und Friends mit und war dann wieder an der letzten Exe. Nun legte ich zwei Zwischensicherungen und behielt den Kopf beisammen. Ich stand am Umlenker und baute um. Yes. So nutzten wir die Chance auch die beiden Tour daneben zu probieren. Diese gingen etwas besser. Schon mit einem leichten Erfolgsgefühl, ließen wir es danach bleiben und packten das Zeug zusammen. Die Sonne hatte sicher weiter verzogen und plötzlich sah alles viel schöner aus. Wir wuschen uns am Fluss und gingen zurück zum Bus. Hier wurden wir dann von lokalen Kletterern angesprochen (der eine lebte mittlerweile in USA), wie schwer wir denn kletterten. Sie wollte eine sehr kurze Route machen, kamen aber nicht zum Umlenker, da sie die letzte Crux nicht schafften. Es stand 6c/+ drauf, aber sie war kurz, fast Boulderlastig. Ok, ich ließ mich überreden. Der untere Teil ging gut und ich war dann schon an der Crux. Ein Schulterzug an einer kleinen Leiste und dann über einen Zwischengriff zum Henkel. Bäng…geschafft. Geil. Ich klippte den Umlenker und bekam von unten heftigen Applaus. Man..wie kann es sein, dass das Kletter hier umgeben von Unbekannte plötzlich so viel mehr Tiefe hatte und Spaß machte als in Bleau. Verrückter Kopf. Die Leute beglückwünschten mich und bedankten sich, was mir dann doch fast unangenehm war. Sie blieben um an der Tour weiter zu spielen während wir runter fuhren zum Camping. Hier warteten dann die Besitzer schon mit dem Abendessen und es war wirklich mega gut. Von ihnen selber gekocht, mit viel Liebe und Können. Die Tajine schmeckte fabelhaft und ich hatte das Gefühl nach dem Tag endlich angekommen zu sein.