Es war Zeit der wundervollen Todra Schlucht Lebewohl zu sagen. Es war echt ein besonderer Ort. Der Camping ein Schmuckstück, die Betreiber herzlich, die Schlucht wunderschön. Die Gesamtkomposition tat richtig gut und war genau das was wir nach der langen Anreise gebraucht hatten. So verließen wir schweren Herzens die Schlucht und machten noch ein paar Fotos von den Gebirgsausläufern und blickten in die Ferne zum Jbel Sarhro. D.h. bis jetzt hatten wir das Rif-Gebirge durchquert, sind über den mittleren Atlas in die Sahara gefahren und waren mit der Todra Schlucht am Fuße des Hohen Atlas. Damit hatten wir vier Gebirgszüge schon hinter uns. Es ging aber noch weiter.
Anfangs folgten wir noch unserem ursprünglichen Plan. Wir fuhren noch ins Dades-Tal rein. Das war wiederum viel weiter und war wirklich mehr ein Tal als eine Schlucht. Auf den Weg rein beeindruckten uns die unzähligen Störchen-Nester, die richtig groß waren. Da hatten die echt ordentlich Material heran geschafft. Witzigerweise wurden Moscheen bevorzugt bzw. die Minaret-Türme. Störche scheinen kein gutes Gehör zu haben. An den kleinen Siedlungen vorbei fuhren wir bis zu den Affenfinger „Pattes Des Singes“ rein. Diese Felsformationen erinnerten etwas an Affenfinger und der plötzliche Übergang von Hang zu diesem Fels war schon beeindruckend. Wir gönnten uns einen Kaffee und eine Cola bevor wir entschieden doch nicht weiter rein zu fahren sondern weiter. Zumal ich auch nicht so angetan war vom dem Tal. Also ja, landschaftlich schon schön, aber nur durchfahren und gucken ist doch etwas öde auf Dauer. Da wir hier nicht bleiben oder klettern wollten war eben der kurze Besuch genau richtig. Bissl krass waren dann noch die Kinder, die versuchten Obst zu verkaufen und einem echt vors fahrende Auto sprangen. Das hat mich echt so aufgeregt, dass ich eigentlich nur weiter wollte. So verließen wir das Tal, zurück auf die Hauptstraße und weiter zunächst Richtung Ouarzazate. Auf dem Weg dorthin hatten wir dann eben den schönen Ausblick auf Jbel Sarhro und auch das Kraftwerk Noor. Das fiel nämlich deswegen auf, weil man von weitem schon die gleißend helle Säule sieht. Das ganze erinnerte mich dann etwas an den Obelisk des Lichts aus Command&Conquer. Absolut beeindruckend. In Ouarzazate füllten wir noch unsere Vorräte in einem nicht so tollen Carrefour auf und was dann. Nicht umsonst wurde hier die Solaranlage gebaut, es war brütend heiß. Wir waren total geplättet und statt hier zu bleiben oder auch nur was zu essen beschlossen wir weiter zu fahren. Hinzu kam, dass die weitere Straße aufgerissen und neu gebaut wurde. So hingen wir hinter LKWs fest, dauernd in den Staubwolken fahrend. Die Strecke hier einmal über den hohen Atlas kostete echt Nerven und Energie. Schon fast mehr in Trance und gar nicht aufnahmefähig verließen wir das Gebirge Richtung Marrakesch. Die Landschaft war beeindruckend. Tiefe Täler, steile Wände, dazu dann die Straße die sich hindurch schlängelte. Als wir endlich auf breiteren Straßen waren machten wir Strecke und fuhren nach Südwesten, Richtung Ourika. Hier nahm auch das Leben wieder zu. Die Straßen waren voller Händler und Geschäften. Hauptsächlich war es dann Ton bzw. Tongefäße und Teppiche. Wir folgten dem Flußlauf nach oben und gefühlt kamen uns tausend Menschen entgegen. An der Abzweigung Richtung Oukaimeden war dann auch das lokale Naherholungsgebiet. Die Menschen suchten hier Schatten und Abkühlung am Fluss. Wir bogen rechts ab, die Kamele und Autos wurden weniger. Es wurde endlich ruhig. Wir fuhren durch kleine Dörfer und waren sozusagen die Attraktion. Die Kinder winkten uns zu und schauten uns neugierig hinterher. Hier kam wieder mein etwas schlechtes Gewissen hoch bzw. der Sog, der mich nach unten zog mit den schlechten Gedanken. Wir schraubten uns immer höher und die Landschaft wurde immer spannender. Die Täler tiefer, die Wände steiler. Dann endlich erreichten wir die große Kehre vor Oukaimeden, von der uns schon Floh und Karin erzählt hatten. Direkt dort führte ein kleiner Weg rein und wir waren mitten in einer Waldlichtung. Gut geschützt durch die Bäume vor direktem Sichtkontakt von der Straße aus, aber noch mit genug Licht. Hier oben war es gefühlt arschkalt. Es war leichter Nebel, da wir knapp an der Wolkengrenze waren, keine Sonne und somit um die 10 Grad. Kein Vergleich zu den fast 40 Grad heute Mittag. Aber das war mir auch etwas Wurst. Mein Hirn war Matsch. So genossen wir die Kühle und das schöne Gefühl wieder eine Jacke zu tragen. Nachdem wir was gegessen hatte und auch runter gekommen war gings fertig ins Bett.
28.05.2023: Oukaimeden
