31.05.2023: Marrakesch

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Wir wollten unseren Augen nicht trauen. Strahlender Sonnenschein und blauer Himmel weckte uns heute morgen. Wir fielen gleich aus dem Bus, zogen die Crashpads in die Sonne und ich fing an so wie üblich Kaffee zu machen. Es tat so gut die Sonne in der Früh zu spüren. Gleichzeitig machte sie aber ach sooooo müde. Gefühlt wollte ich heute gar nichts machen. Irgendwann rissen wir uns dann aber doch los, nahmen unseren Müll mit und fuhren los. Wir wollten als erstes einen Sektor weiter unten ausprobieren, keine zwei Kehren weiter. Einstieg fanden wir schnell, aber auf dem Platz mit den Bouldern haben die Lokals ihre Bienenvölker und Stöcke hingestellt, so dass ordentlich Bewegung in der Luft war. Dazu kam, dass die Boulder echt zugewachsen waren…irgendwie alles in allem nicht so einladend. Daher entschieden wir uns dazu wieder hoch zu fahren. Es ging ähnlich hoch wie zum Observatorium, doch wir blieben davor auf der Aussichtsplattform stehen. Dieser erteilten wir noch kurz Besuch und sahen den Jbel Toubkal, Roof of North Africa mit seinen 4167 Metern.
Schnee war wenig zu sehen, aber schon witzig den Berg zu sehen auf dem der Andi Prielmaier vor ein paar Tagen mit dem MTB rauf und runter ist. Insgesamt war der Ausblick aktuell grandios. Wir sahen die kompletten Bergketten rechts und links von uns und dann die Ebene bis fast nach Marrakesch vor. Irre. Unser Weg führte uns quasi auch in die Richtung runter. Zu Fuß gingen wir zwei Serpentinen runter und erreichten das nächste Blockfeld, was von oben aus schon gut sichtbar war. Es war wohl einer der ersten erschlossenen Sektoren. Kein Wunder, eignet sich perfekt dazu. Ebenes Gelände, gut verteilte Blöcke in Absprunghöhe. Hier hatten wir endlich unseren Spaß. Wir versuchten uns an zig Linien und ich muss schon staunen wie stark die Jungs waren. 6B/C Boulder, wo ich aktuell keine Ahnung habe wie ich hoch kommen sollte, aber teilweise auch wieder schlechte Gesteinsqualität bzw. es sichtbar was abgebrochen. Naja, wir zogen was ging und bis wir fertig waren. Ein echt schöner Sektor, der ein wenig an Targasonne erinnerte. Irgendwann hörten wir dann einen Hund bellen, der es auch echt bis zu uns schaffte. Ich war zunächst etwas misstrauisch, aber er ließ ins gut in Ruhe. Wir selber waren irgendwann fertig, setzten uns auf die Blöcke und genossen einfach die Ruhe und die Aussicht. Es war wunderschön. Irgendwie hing ich in meinen schlechten/trüben Gedanken fest. War es das? Werde ich nochmal in meinem Leben hierherkommen. Muss ich alles nochmal extra bewusst wahrnehmen, weil wohl nicht. Ach..keine Ahnung. Ich atmete tief durch und versucht mir die Bilder einzuprägen. Wir packten zusammen und gingen langsam wieder hoch zum Bus. Der Hund folgte uns treu. Immer wieder blieb ich stehen, schaute zurück und versuchte die Atmosphäre aufzunehmen. Am Bus machten wir uns noch was zu essen, wurden erneut von einem Typen wegen Fossilien angesprochen und treu vom Hund angeschaut. Ihm sagte ich dann auch irgendwann Tschüss und wir fuhren runter. Auch der Weg runter war heute mega. Wir sahen das gesamte Panorama, die faszinierende Bergwelt, die Täler und die Wälder. Herrlich. Mit jedem Meter runter kamen wir mehr und mehr ins Chaos bis wir dann wieder zwischen Teppichgeschäft und Tongeschäft waren. Immer mehr Touristen und arme Kamele die vorgeführt wurden. Dazu noch das Chaos an den Kreuzungen. Irgendwann waren wir dann auf der direkten Zufahrtsstrasse Richtung Marrakesch. Nachdem der erste Schwall durch war, war es wieder ruhig auf den Straßen, nur um dann wieder zuzunehmen. Zum Glück gings für uns dieses mal nicht direkt rein sondern einmal den Ring um die Stadt herum zu einem weiter draußen gelegenen Camping. Direkt neben der Schnellstrasse, ein plattes Kiesfeld, ohne viel Schatten, mitten in der Sonne. Ok, für eine Nacht. Wir duschten, warfen den Müll weg und machten uns gleich auf. Denn wir hatten ein Hamam gebucht. Vom Camping aus nahmen wir direkt den Shuttel in die Medina. Der Fahrer sprach ok deutsch und erzählte uns alles mögliche. Das FC Bayern hier gespielt hat, wie lange Palmen wachsen, wo der neue Palmengarten ist, wo die reichen leben, warum die Häuser rot sind (gegen das Blenden der grellen Sonne) und wo das Geld investiert wurde (in neue Bürogebäude). Er setzte uns an der Koutoubia-Moschee ab und wir gingen zu Fuß über den großen Jemaa el-Fnaa Platz. Dieser ist echt mal verrückt. Straßenkünstler, Affen, Schlangebeschwörer, Verkaufsstände, alles…dazu noch wilde Musik und Geschrei. Aber das schöne war…es ließ uns jeder in Ruhe. Wir gingen durch die Souks und die Altstadt bis zu unserem Hamam wo wir dann von einer Frau verwöhnt wurden. Ja, draußen war es heiß und im Hamam auch, aber der Kontrast dazu, dass wir heute Vormittag noch in den Bergen waren, war einfach herrlich. Für mich war es die erste Hamam Sitzung und tat schon gut. Du wirst ordentlich geschrubbt und dann auch etwas massiert, dazu viel warmes Wasser. Kann man sich nicht beschweren. Danach war ich aber durch. Wir ruhten uns noch kurz aus, verdursteten aber. Auf einer Dachterrasse gönnten wir uns dann gefühlt drei Liter Wasser. Danach gingen wir durch die Souks spazieren und sogen alles ein. Diese waren deutlich größer uns touristischer als z.B. in Fes. Es gab alles, auch getrocknete Fledermäuse, Schildkröten und ähnliches Sachen. Dazu unzählige Geschäft mit all möglichem Zeug. Es war groß, es war wild und voll. Aber herrlich anonym. Keiner interessierte sich für uns. Wir gingen danach schön Essen und hatten Glück, dass wir für den Hauptgang noch einen Platz oben auf der Dachterrasse bekamen. Das Ambiente echt Wahnsinn. Die laue Sommernacht, dazu das bunte treiben unter einem, die erleuchteten Moscheen. Es war wirklich wie 1001 Nacht. Total berauscht gingen wir über den großen Platz zurück. Was am Nachmittag noch Verkaufsstände waren, waren jetzt Essenstände. Wahnsinn wie schnell die das umgebaut hatten. Überall duftete es, überall wurde gegrillt und die Leute versuchten uns rein zu ziehen. Die Affen und Schlangen waren immer noch da, aber dazu kamen Gaukler, Jonglierer, Männer auf Stelen unzählige Musikinstrumente und mehr. Der gesamte Platz pulsierte und war voller Leben. Es war einfach krass. Wie nach einer Diskonacht, wenn einem die Ohren noch wummern, so fühlte ich mich als wir den Platz verließen und in das Shuttel zurück zum Camping stiegen. Was eine Stadt.

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