06.05.2024: Applecross

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Wenn auch schön, sprang der Funke bei Big Sands nicht ganz über. Von initial gedachten zwei oder drei Nächten verabschiedeten wir uns und entschlossen uns direkt nach Applecross weiter zu fahren. Wir hatten gestern schon Online (das ist leider wirklich mittlerweile auch hier nötig) den Tisch in Applecross für 15Uhr reserviert. Da wir nicht nur rum fahren wollten, fanden wir beim Loch Maree die perfekte Tour auf den Leathad Buidhe. Dieser gehörte zum Beinn Eighe National Nature Reserve. Die Landschaft änderte sich von Meer zu Berg und zwar wirklich innerhalb einer Stunde. Am Wanderparkplatz angekommen zogen die Wolken umher, aber es war noch schön. Ich packte dennoch alles ein und so gings über den Mountain Trail nach oben. Mal wieder überraschte mich das Land extrem. Anfangs sah es nach einem eher langweiligen Weg aus, aber der Wald in der uns der Weg rein führte war phänomenal. Er hatte absolut was von den Cairngorms. Wie in einer anderen Welt zog sich der Pfad hoch und wurde immer steiler. Oben raus wichen die Bäume sehr schnell Sträuchern und am Ende waren wir in einer Felslandschaft. Auf dem Weg hoch überholten wir auch Holländer, die sich in ihrer komischen Lautsprache miteinander unterhielten. Oben raus wurde es dann ruhig und einsam. Auf ca. der Hälfte fing es an leicht zu nieseln und als wir beim ersten Gipfel waren mussten wir die Regenjacken anziehen. Der Blick zurück war aber immer noch mega. Der See lag verwunschen, leicht diesig unter uns, dahinter und um uns herum die Berge. Es fühlte sich nach echt draußen an. Nicht das weichgespülte, unrealistische sondern einfach echt. Es war nicht extrem, also weder zu windig, zu kalt oder zu nass. Es fühlte sich einfach nur echt an. Glücklich und zufrieden ging es über den kleinen See Loch Alt An Daraic auf die andere Bergseite und von hier dann wieder runter. Der leichte Regen hatte uns voll im Griff, aber es war irgendwie schön. Gefühlt flogen die Höhenmeter nur so davon und als wir wieder langsam die Waldgrenze erreichten, war der Zauber wieder da. Uralte Bäume, die sich knorrig in die höhe Streckten, dazu das dichte Farn und eine unglaubliche Ruhe die alles ausstrahlte. Hier merkte ich wieder, wie sehr mir der Bezug zur Natur einfach fehlt in der Stadt. Die letzten Meter durch den Wald waren ein irrer Genuss und am Bus hieß es danach ready machen für den Dip. Wir zogen Badesachen an und gingen vorsichtig vor zum Wasser. Rein und raus war ein echter Graus. Die Steine waren groß, rutschig und man tat sich dauernd weh. Dafür war das Wasser (was heilende Wirkung haben soll) einfach nur super gut. Zwar krisp, aber danach war das Gefühl mega. Wir zogen uns am Bus um, snackten und als ich alles verräumen wollte und an der Heckklappe war tat es auf einmal einen lauten Knall. Der Typ zwei Autos weiter, die Leute hinter mir und ich haben uns dermaßen erschrocken, dass wir gar nicht wussten was passiert war. Ich hab es direkt aus dem Augenwinkel gesehn. Ein Reifen, zwei Autos weiter, war einfach so im stehen geplatzt. Ein irrer Zufall begleitete die Aktion, da genau die Leute, denen das Auto gehörte, just in diesem Moment von der Tour zurück kamen. Wir betrachteten uns den Reifen und es war einfach an der Seitenwand ein Stück raus gerissen. Der eine Typ entdeckte auch, dass der Hinterreifen nicht besser aussah und sich schon wölbte. Da es ein französisches Pärchen war, die gleich die Autovermietung anriefen, gehe ich stark davon aus, dass sie gegen einen Bordstein geknallt waren. Brutal wie laut so ein Reifenplatzer ist.

Mit diesem Erlebnis gings dann für uns weiter nach Torridon und Shieldaig. Die Städtchen waren super besucht und auf der Straße Richtung Applecross konnten wir mal wieder nur den Kopf schütteln, wie viele Leute die Schilder ob der Größe des Fahrzeuges einfach ignorierten. Wir bogen auf den bekannten Pass nach Applecross ab und es kamen ganz leicht die Erinnerungen von damals zurück, als wir diesen mit den Bikes gemacht hatten. Mit dem Bus war es natürlich nicht das gleiche, aber es hatte seinen Reiz. Speziell das langgezogene Tal nach hinten mit seinen letzten Serpentinen war super schön und auch hier blieben teilweise die großen Womos hängen bzw. mussten mehrmals vor und zurück setzen um die Kurve zu schaffen. Aber Hauptsache einfach mal machen. Da wir zeitlich fast in Time waren, gings direkt runter und wir parkten vor dem Applecross Inn. Hier gings nach innen und es war wie damals. Es hatte sich nicht verändert. Super schön. Das Glas Shrimps gab es immer noch und nach der Vorspeise gönnten wir uns noch Fish & Chips. Herrlich. Der Laden hatte nicht an Charme verloren. Da wir fertig und voll gefressen waren, war die Motivation noch lange rum zu fahren sehr gering. Also fuhren wir spontan hoch zum Camping in Applecross, checkten die Mobilfunkverbindung und als diese gut genug war (Laura hatte morgen ihr Coaching), checkten wir ein. Der Camping war jetzt nichts besonderes, aber der Stellplatz war ok (wir mussten gerade parken, damit man uns im Fall des Falles, weil abschüssig und Gras, auch abschleppen konnte).

Wir richteten uns ein, genossen noch etwas den späten Nachmittag bis wir dann doch nochmal für eine kleine Runde aufbrachen. Es ging über den Wanderweg zurück ins Dorf und am Applecross Inn vorbei. Die Shore Street entlang erreichten wir die nächste kleine Ansammlung von Häusern und als der Weg zu Ende war, wir Skye sahen blieben wir kurz stehen um alles zu genießen. Diese Landschaft war einfach herrlich. Beim Rückweg konnten wir schon das Feuer riechen bzw. dann auch sehen, welches vor dem Inn angemacht wurde. Als wir dann dort waren bemerkten wir, dass sich draußen eine Gruppe Biker hin gesetzt hatte (alle schon im Mittleren Alter Plus) und der eine eine Gitarre dabei hatte und spielte. Wir holten uns ein Kaltgetränk und setzten uns dazu. Klar, es war jetzt nicht die mega Performance, aber die Stimmung die er mit der Gitarre und dem Gesang zauberte war krass. Jeder hörte ihm zu, jeder war im Hier und Jetzt und genoss den Moment. Es gab kein Jung oder Alt, keine Schotten, Engländer oder Deutsche. Wir waren alle wir. Es zog uns so in den Bann, dass wir weiter blieben. Mit der Zeit kam eine Gruppe englischer Inder dazu, die einfach darauf los filmten und der Sänger neckte sie mit, ob sie denn nicht singen wollten. Dann meinte der eine, dass eine seiner Freundinnen Sängerin ist. Er rief sie an und etwa eine viertel Stunde später war sie da. Nachdem sie sich etwas eingegroovt hatten und sein Songmaterial gesichtet hatte fingen sie mit Zombie von den Cranberries an. Das war ein absoluter Gänsehautmoment. Jeder summte mit und sie konnte tatsächlich singen. Danach folgten noch ein paar andere Lieder. Es war einfach herrlich. Wir genossen zum Abschluss nochmal das Feuer, welches mit Holzpaletten gefüttert wurde, bis wir langsam zurück zum Bus gingen. Auf dem Weg zum Camping musste wir noch ein Kuhgitter überqueren und Laura meinte, sie hätte immer so Angst da rein zu fallen. Ich lachte nur und meinte, da fällt man nicht rein, machte Kuh Geräusche und plötzlich rutschte mir doch der Fuß weg und ich viel durch das Gitter. Zum Glück verletzte ich mich nicht dabei. Lachend ob der Situation gingen wir zum Bus und schliefen zufrieden ein. 

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