10.05.2024: Bidean Nam Bian

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Irgendwie war etwas in der Planung der Wurm drin. Wir sind zu lange auf dem Camping geblieben und hatten nichts mehr richtig zum Frühstück. Also stellte ich mir den Wecker und fuhr mit dem Bike nach Ballachulish zum Co-op nachdem Laura im Laden in Glencoe quasi vor leeren Regalen stand (zusätzlich mit einem zu verkaufen Schild am Eingang vom Shop). Das Biken in der Früh tat schon richtig gut, da es schön crisp und klar war. Beim Co-op waren sie quasi noch beim einräumen und es dauerte lange bis ich alles beisammen hatte. Als ich dann noch mit einem Sixpack am Schalter stand wurde mir gesagt, dass sie das Bier nicht verkaufen dürften. Ich glaube sie haben meinen fragenden Blick erkannt und dann sagte die Verkäuferin etwas von stupid law und kein Bier vor 11Uhr usw. Dann verstand ich. Ok, dann ohne Bier. Zurück am Camping frühstückten wir und machten alles klar für die Bergtour. Wir hatten jetzt genug Verpflegung. Als der Rucksack gepackt war gings dann mit dem Gravel Richtung Loch Achtriochtan und dann von hier aus auf dem Wanderweg weiter bis zum Parkplatz der Three Sisters. Kaum das es etwas bergauf ging wurde uns schon gut warm und wir zogen die Jacken aus. Das Wetter war heute einfach herrlich. Total noch auch geflasht von der Umgebung ging es bis zum Einstieg der Tour mehr als gut. Wir legten unsere Bikes dann beim Ausgang der Tour ins Gras und wanderten die paar Meter noch bis zum Einstieg. Hier gings eben am Three Sisters Parkplatz vorbei und wir mussten lachen als dort ganz Klischee-haft ein Schotte auf dem Dudelsack spielte. Die Busreisenden machten Fotos und stiegen danach gleich wieder ein. Brr. Für uns ging es zunächst etwas bergab bis wir den River Coe überquert hatten. Danach stiegen wir das „Hidden Valley“ hoch. Der Weg und das Tal waren echt wunderschön. Eingerahmt von den Felstürmen war es schön eingeschnitten, der kleine Bach immer neben uns und der wilde Wald um uns herum. Echt magisch irgendwie. Uns kamen hier auch einige Wanderer entgegen und die ersten meinten schon wir hätten es gleich. Dabei dachten sie nur an die Ebene, die man nach den ersten gut 200Hm erreicht. Doch das war nicht unser Ziel. Die Ebene sah aber schon echt cool aus. Kleine Findlinge lagen vorne, das Gras war richtig grün und der Flusslauf lag trocken vor uns. Einige Leute machten hier Picknick oder spielten hier. Wir ließen die Leute hinter uns und gingen ziemlich direkt durch den Bachlauf bis zum nächsten Anstieg. Wir folgten nun dem sichtbaren Weg, der gefühlt direkt auf eine Wand zu ging. Hier war die Wanderung schon eher so, wie wir es aus den Alpen her kennen. Wir schwitzten ordentlich, aber es blieb uns nichts anderes übrig, es hieß einfach Höhe machen. Als uns zwei Wanderer entgegen kamen quatschte ich kurz mit ihnen, da ich oben noch ein Schneefeld sah und von hier unten nicht abschätzen konnte ob es ein Problem wird. Die meinten aber, kein Thema. Das hängt nur an der Kante. Ausgezeichnet. Als wir uns dem Steilstück näherten löste sich wie immer alles auf. Der Weg war nun gut sichtbar und ja, es war zwar steil aber alles gut begehbar. So drückten wir die Knie durch, ließen ein paar Wanderer durch, quetschten uns an einem engen, durch einen Felsbrocken blockierten, Weg durch und standen dann auf der Schulter Bealach Dearg, zwischen Stob Coire Sgreamhach und Bidean Nam Bian. Der Blick zurück war einfach krass. Das Tal sah aus wie mit dem Messer gezogen, der Blick rüber nach Süden zum Loch Etive und in der Ferne auch noch Mull. Es war echt Wahnsinn. Wir machten uns dann weiter Richtung Bidean Nam Bian, der Wind frischte dabei ähnlich auf wie Vorgestern. Hinter einem kleinen Fels im Windschatten machten wir kurz Brotzeit bevor wir in den Hardshells eingepackt weiter gingen. Die letzten gut 150hm gingen super easy, nur der Wind machte einige Passagen etwas interessant, da man aufpassen musste nicht fort geweht zu werden. Nach vier Stunden standen wir dann auch auf dem Gipfel des höchsten Berges hier. Mega. Die Aussicht noch besser als davor zumal wir auch unseren weiteren Weg viel besser sahen. Und dieser sah traumhaft aus. Wir genossen die Einsamkeit und Schönheit. Etwas was bei uns immer seltener wird. Nach einer kurzen Pause am Gipfel ging es dann kurz runter, teilweise über stark verblocktes Gelände bis wir dann über roten Fels zum Stob Coire nan Lochan hoch gingen. Es war schon krass wie nur durch ein paar Meter sich die Landschaft wieder so veränderte und man da stand als ob sie vorher nicht da gewesen wäre. Irre. Zumal wir auch von hier oben Glück hatten und das erste mal ohne Wolken den Ben Nevis sahen. Oben am Gipfel dann kurze Verwirrung. Wir sahen zunächst einen deutlichen Weg, der aber stark abfallend nach unten führte. Zudem sah er auch nicht wirklich cool aus. Ich schaute auf meine Uhr und dann erkannte ich, das wir über das Blockfeld weiter nördlich runter müssen. So sprangen wir wie damals im Silvretta, aber ohne Crahspads, das Blockfeld runter und waren nach einer halben Stunde wieder auf einem gut sichtbaren Weg unterwegs nach unten. Wir querten dann ins Nachbartal rein und verließen das Hochgebirge. Der Untergrund wurde grasiger und feuchter. Nun musste man auf seinen Schritt aufpassen und teilweise verschwand der Weg immer wieder. Wir stiegen über ein altes Bachbett ab und waren letztendlich wieder auf dem gut ausgebauten Weg westlich der Three Sisters. Dann hieß es nur noch 700hm bergab gehen. Richtig viel Spaß machte das nicht, da der Weg nicht gleichmäßig nach unten ging sondern immer wieder zahlreiche Stufen eingehämmert waren. Boah..meine Knie. Dafür gab es immer wieder schöne Gumpen und das Licht der untergehenden Sonne war einfach herrlich. Ich versuchte einfach an was anderes zu denken und so ging auch das rum. Das Tal öffnete sich und wir machten die letzten paar Meter bis zu den Bikes. Nach insgesamt sechs Stunden waren wir wieder bei den Bikes und jetzt hieß es nur noch locker runter fahren. Wir gravelten den Weg bergab und waren froh nicht die Straße genommen zu haben. Es ging zu wie am Stachus. Noch einmal die Straße queren und schon waren wir auf der kleinen Straße zu unserem Camping. Hier war mittlerweile Highlife. Der Imbiss hatte offen, es war voll und die ersten Feuer waren schon an. Total platt gönnten wir uns erst einmal Pommes und eine Wurst. Ich hoffte noch, dass es am Camping noch Bier gab, aber Fehlanzeige. Ok..so packte ich nochmal mein Bike und fuhr zum Co-op. Mittlerweile war es spät genug und ich bekam Bier und ein paar Snacks. Danach nochmal 5km zurück und schon hatte ich Feierabend. Boah..mir reichte es. Laura war so nett und hat mit dem Dipp gewartet bis ich wieder da war und so gönnten wir und die Abkühlung. Hier unten war es nämlich Sommer. Nach der Dusche quatschten wir noch mit unserem Nachbarn, der Deutscher war. Er lebt zwar in London meint aber, für die ist das hier der perfekte Wochenend-Ausflug. Mit dem Zug bis Edinburgh, Campervan mieten und dann zwei/drei Stunden hier hoch. Es waren wohl auch die regnerischsten 18 Monate davor, so dass die Leute einfach nach Draußen-Sein und Sonne gieren. Verstehe ich. Wir gönnten uns danach ein paar Burger, machten das Feuer an und genossen den wunderschönen Abend…Was ein cooler Tag. Ich ging vor dem ins Bett gehen nochmal kurz auf die Toilette und als ich zurück kam wollte ich es nicht glauben..könnte es sein..Ich zog mein Handy raus und machte ein Foto. Jup…Nordlichter. Krass. Ich lief zum Bus zurück, weckte Laura und so schauten wir zusammen mit unter die farbigsten Nordlichter an, die wir bis dato gesehen haben. Es war lila, grün, gelb und teilweise richtig intensiv, dann wieder nur so schwach, dass man sie nur auf der Kamera sah. Genial…das war der krönende Abschluss eines wunderschönen Tages.

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