22.10. – 03.11.2024: Bleau und Engelberg

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Mal wieder ein Urlaub, der total anders verlief als gedacht. Aber mal am Anfang anfangen. Am Dienstag ging es nach der Arbeit los Richtung Bleau. Wir fuhren die „alte“ Strecke, also über Stuttgart und kamen gut voran. Der Stau hielt sich in Grenzen und so kamen wir trotz Mäcci Pause nicht zu spät an einem Stellplatz in der Nähe von Sarrebourg an. Der Stellplatz war ein Parkplatz in der Nähe vom Schwimmbad. Mitten in der Natur gelegen und einsam. Perfekt. Der Mond begrüßte uns und es stellte sich sofort dieses schöne Gefühl von unterwegs sein ein. Fertig ging’s dann auch schnell ins Bett.

Am nächsten Tat stellten wir uns den Wecker gegen halb acht und die Morgenstimmung war mega. Es hing leichter Frühnebel in der Luft und die Farben strahlten schon ohne Sonne regelrecht. Wir spazierten Richtung dem kleinen See (Étang Lévêque) hinter dem Schwimmbad und genossen die Ruhe. Es lag schon fast was magisches über diesem Ort. Aber kann auch sein, dass ich einfach Hunger hatte. So fuhren wir in den Ort und hatten Probleme einen Bäcker zu finden. Den es gab über acht Stück. So nahmen wir den, mit der besten Bewertung und entdeckten neben Croissants auch noch das lokale Traditionsgebäck….mit Hackfleisch gefühlt. Mega. So gestärkt, inkl. nicht so gutem Kaffee ging’s dann weiter Richtung Bleau. Wir hatten Zeit und keinen Stress. So genossen wir die Sonne an einem Rastplatz, inkl. gutem Kaffee. Am frühen Nachmittag kamen wir dann am altbekannten Camping in Grez-Sur-Loing an und nach dem einchecken genossen wir hinten auf der Biwak-Wiese (alleine) die Sonne. Es war herrlich. Flip Flops, Bier und Sonne. Ach ja…es war ja auch noch Lauras Geburtstag heute. Mein Geschenk bekam sie schon in der Früh (eine Fahrt mit dem Hot-Tug Boat) und so packte sie das Geschenk ihrer Mutter aus. Ein Besuch im Nagelstudio. Bin ja mal gespannt. Tatsächlich ging eine leichte Brise über den Platz und da wir ja Platz hatten (ha ha) nutzten wir die Fläche um etwas Groundhandling mit dem Gleitschirm zu machen. Verrückt so was in Bleau zu machen..aber mei. So verging der Abend und meine Seele kam langsam richtig an. Der Donnerstagmorgen war wunderschön. So wie ich mir Bleau vorstelle. Die Farben leuchteten, die Sonne ging langsam auf, es war nicht zu warm oder zu kalt und über der Long lag ein leichter Dunst. Das Croissant war knusprig und das Baguette noch warm. Es war herrlich. Wir wussten noch nicht genau in welches Gebiet und nach etwas Recherche entschlossen wir uns für Bois Rond. Ich war noch dank dem Photo Walk mit Colin voll in der Mood und schleppte meine gesamte Foto-Ausrüstung mit. Wir wärmten uns an schönen Blöcken auf und erwarteten nichts. Keine Performance, denn wenn wir es wirklich drauf angesetzt hätten wäre die Enttäuschung bitter geworden. Wir waren null im Training. Daher genossen wir einfach nur. Ich spielte viel mit dem Blitz herum und machte einfach so Fotos wie früher. Wir machten eine kurze Pause am Bus, stärkten uns mit Pastete, Baguette und Nutella. Danach sollte es noch ein Boulder werden. Ich versuchte ihn zuerst und nach dem ersten etwas komischen Zug war die Mitte in Ordnung und der Ausstieg dann etwas strange, weil man hoch antreten musste. Der ging dann beim zweiten Mal. Danach machte ich mich bereit zu fotografieren und Laura war an der Reihe. Den ersten Zug hatte sie nach ein paar Versuchen und kämpfte etwas beim Ausstieg. Sie sprang dann ab und kam leider so unglücklich zwischen Craspad und Fels auf, dass sie sofort merkte, dass etwas nicht passte. Sie fiel aufs Crashpad und schrie. Ich erkannte sofort den Ernst der Lage, aber ich konnte nichts mehr machen. Nachdem sich alles etwas beruhigt hatte war klar, dass zumindest die Bänder ab waren, Bruch konnten wir zunächst ausschließen. Ich rastete komplett aus und schlug so fest gegen einen Baumstamm, dass ich sofort selber wieder die Syndesmose spürte. Doppelt genial. Boah…wir überlegten etwas rum, ich half ihr in den Bus, und am Ende entschieden wir uns gegen einen Besuch im Krankenhaus (sowohl das in Nemours wie das in Bleau waren grottig bewertet). Wir kauften in der Apotheke noch Bandagen, Verbände und Schmerzmittel. Laura versorgte es am Camping so gut es ging, aber wie immer bei solchen Verletzungen, wenn es kalt wird tut es erst richtig weh. So musste ich ihr dann helfen um zu gehen und die alltäglichen Sachen wie Toilette und Duschen bewältigen. Wir informierten sofort die Bösls und zum Glück hatten die noch Krücken zu Hause, die sie einpackten. So verbrachten wir den Freitag in der Sonne und versuchten uns mit der neuen Situation zu arrangieren. Am Samstag kamen die Bösls dann endlich an und nachdem Laura etwas mobiler war genossen wir den restlichen Tag mit viel Quatschen. Am Sonntag stießen dann auch Floh und Paul zu uns, leider auch eine dicke Nebelfront, die sich fest über Bleau platzierte. D.h. der Morgen war dann richtig mies feucht, aber zum Glück nicht zu kalt. Dafür war die Gebietsauswahl echt schwierig. Wir mussten auch noch einen leichten Zustieg in Betracht ziehen, nicht nur schnell trocknend. Wir versuchten unser Glück mit Canche aux Merciers. Während die anderen noch etwas brauchten (Böses im Carrefour, Floh noch unterwegs) ging ich ins Gebiet und musste leider feststellen, dass es nicht ging. Leider „missachteten“ einige Locals (eher Familien als Boulderer) das ganze und rubbelten den Fels ganz schön auf. Puhh. Zurück am Bus kamen langsam alle an und in der Zwischenzeit überlegte ich mir ob wir nicht weiter im Norden was probieren sollten. So ging es mit Beauvais Nainville in ein völlig neues Gebiet. Den Zustieg meisterte Laura ganz gut und so versuchten wir uns an ein paar leichteren Sachen. Tatsächlich schafften wir es zusammen zu Bouldern, was mega Spaß machte. Es war zwar nicht ganz wie früher, aber ging in die Richtung. Der Abend verging dann feucht fröhlich natürlich am Feuer.

Am Montag warteten wir wieder den Nebel ab und versuchten am späten Nachmittag die Drei Zinnen. Der Zustieg war tatsächlich fast so wie in den Zinnen und Laura kämpfte sich gut einen ab, aber als wir dann ankamen war es wunderschön. Alles trocken und echt schöne Boulder. Floh und ich versuchten uns an L’Étoile Rouge, welchen wir sehr schnell klettern konnten (sogar Paul), und gingen dann rüber zu Brûlures. Hier schauten wir den kleinen Mädels vom Tiroler Kletterkader zu, wie der Boulder geht, machten in der Zwischenzeit etwas leichteres und dabei fiel mir wieder auf: „Schau immer zuerst nach ob du auch vom Boulder runter kommst“. Jup, der Boulder verlangte erst einmal Überwindung und ich ließ mich durch den leichten Abstieg von Paul und Floh verleiten. Nachdem mir Paul dann die Tritte gezeigt hatte und ich etwas Vertrauen aufgebaut hatte schaffte ich es dann doch noch runter. Wie gesagt, danach ging es zu. dem Sloper Kühlschrank, der uns den Rest gab. Leider ohne Erfolg, aber mit guten Zwischenerfolgen in den Einzelsequenzen. Wer weiß..vielleicht mal. Parallel zu unserem Bouldern ging die Sonne langsam unter und tauchte den Pinienwald in ein magisches Licht. Es war wirklich richtig richtig schön. Im T-Shirt, mit Sonne im Gesicht, von Freunden umgeben und Bouldern im Rücken. Das wars. Das Boulder-Abschluss-Bier am Bus war dann noch die Krönung (genauso wie die Grillerei und das Feuer am Abend)

Am Dienstag trübte sich das Wetter ziemlich ein und der Nebel ließ uns nicht wirklich los. Zudem wurde es auch kälter. Wir beschlossen mal in Richtung 95.2 zu fahren. Die Zufahrt wurde nicht wirklich besser über die Jahre und ich war froh den Bus mit dem Luftfederfahrwerk etwas höher legen zu können. Die mit Wasser gefüllten Löcher waren teilweise richtig tief. Dafür bekam Myr mit dem Schlamm schöne Weißwand-Reifen. Beim rein gehen in Gebiet entschieden wir uns dann spontan doch nach Jean des Vignes abzubiegen. Was soll ich sagen. Kein echtes Highlight, aber irgendwie dann doch schönes Boulder. Wir gingen mehr dazu über Bewegungen zu lernen als hart zu ziehen. Wobei uns Claudi auch mal bei einer kleinen Leiste gezeigt hat wie man diese fest hält. Die Stimmung war jetzt nicht am Boden, aber das trübe Wetter hellte sie auch nicht wirklich auf. Am Abend begann dann schon die weitere Planung. Da das Wetter nicht wirklich besser wurde und Lauras Fuß nicht gleich große Sprünge in Sachen Heilung machte, hatten wir schon länger den Gedanken nach Engelberg zu fahren. Hier konnte sie wenigstens besser chillen und war mit dem Bergbahnen etwas mobiler. War natürlich schade, dass wir die Gruppe verließen. So fiel uns die Entscheidung auch nicht wirklich leicht. Da sie eh vor hatten am Mittwoch nach Paris zu fahren (was für uns nicht in Frage kam), viel es uns „etwas“ leichter. Dennoch..irgendwie beschäftigte es mich schon, da ich ich mich nach diesem alten Gefühl von Bleau sehnte. Aber gut, so ist es halt.

Am Mittwoch verabschiedeten wir dann alle Richtung Paris und wir brachen auf nach Engelberg. Der Nebel begleitete uns noch ein langes Stück bis wir erst nach über zwei Stunden in der Sonne waren. Nach einem kurzen Baumarktstopp (Kaminuntensilien und Holz) erreichten wir unseren Wohnwagen am späten Abend. Nachdem wir uns kurz eingerichtet hatten machten wir sogleich auch den Kamin an und genossen das cosy Gefühl (obwohl wir immer noch an die Freunde in Bleau dachten)

Der nächste Tag war dann wunderschön, so dass ich beschloss fliegen zu gehen. Laura „wanderte“ Richtung Trübsee hoch während ich zum Brunni-Startplatz hoch wanderte. Der letzte Flug war schon etwas her, aber zum Glück hatte ich genug Selbstvertrauen und „Routine“ (zumindest fühlt es sich so an), dass der Start gut verlief genauso wie die Landung. Dasselbe Programm spulte ich dann auch noch am Freitag und Sonntag ab. Nur am Samstag war der Wind nicht ideal bzw. vom Tal zog die Nebelbank weiter hoch und bedeckte das gesamte Tal (damit auch den Landeplatz), so dass ich mit Laura, die nun auch leichte Wanderungen langsam wieder machen konnte, von der Brunni runter ging. Das Wetter und das Panorama waren einfach herrlich. Engelberg in Herbststimmung ist einfach auch der Wahnsinn. Was uns aber schmerzlich bewusst wurde war, dass das wahrscheinlich so langsam die letzten schönen und warmen Tage waren. Daher waren wir fast wie zwei Salamander die die Wärme und Sonne in sich aufsogen.

Was am Freitag richtig cool war war, dass wir in Engelberger Kino gingen (davor noch Skilodge mit Burger). Dort hatte Mammut eine Vorstellung mit Kurzfilmen, in denen lokale „Berühmtheiten“, also eher Leute die mit dem Thema Lawine, Schnee, Ski, Snowboard zu tun hatten, auftraten. Das war zwar eine Kampagne für das neue LVS und aber auch Sensibilisieren zu dem Thema Lawinen, aber die Filme waren richtig schön. Wir erkannten natürlich viele Orte und umso mehr fühlten wir uns hier wieder ein Stück mehr zu Hause. Das Kino selber ist eh immer super schnuckelig. Am Ende gab es dann auch noch eine Verlosung (Titlis Saisonkarte) und man will es nicht fassen, aber tatsächlich zog ein kleiner Junge (Protagonist in einem Film) aus einen Rucksack Lauras Namen. Sie war natürlich mega happy und ich freute mich mit ihr. So beseelt und wieder etwas „mit der Welt zufriedener“ ging es zum Freigetränk Richtung Skilodge zurück. Was ein schöner Abend.

Boah..was bleibt. Gemischte Gefühle. Schwierig. Zum einen hatte Bleau mega schöne Momente. Dann aber natürlich auch die Verletzung von Laura. Wäre es ohne die Verletzung anders verlaufen (bzgl. meiner Gefühle). Auch schwierig. Ich war halt null in Form und konnte damit das Bouldern nicht so richtig genießen. Ich konzentrierte mich zwar schon mehr auf die Bewegungen, aber so dieses „Anreißen“ ist immer noch drin. Da bin ich wohl immer noch ein Getriebener meiner selbst. Da war auch nicht das Wetter schuld oder so…das ist mein Kopf. Natürlich halt Schade, dass wir nicht mehr Zeit mit den Freunden verbracht haben, aber wie auch bei uns dauert es bei ihnen natürlich auch bis sie ankommen. Da bin ich selber auch etwas zu ungeduldig. Engelberg war natürlich mega schön. Wie geschrieben, ein bisschen mehr Heimat auch wenn wir mit dem Strom und Ankommen etwas eine Herausforderung hatten. Einzeln betrachtet waren die Tage schön, aber Gesamthaft merke ich einfach, dass es sehr unruhig für mich im Kopf war. Das Gefühl Ankommen hat etwas gefehlt und auch ich selber war nicht ready. Ich hatte keine Idee, keine Erwartung. Daher fällt es immer schwer zu sagen ob sich alles erfüllt hat.

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