Der Schrammacher war eigentlich nur der Auftakt unseres zwei Wochen Jahres-Urlaubes. Wir haben viel geplant, von Schottland über Matterhornumrandung bis hin zu einfach in den Alpen wieder rum fahren. Leider sind andere Termine dazwischen gekommen oder das Wetter war einfach nicht gut. So wars auch dieses mal. Wir waren echt frustriert, denn wir wussten nicht wohin. Ich hatte für mich im Kopf die Alpen schon auserkoren während Laura weiter weg wollte. Es war einfach der Wurm drin. Egal was wir gesagt haben, es hat nicht so richtig gefunkt. Laura machte dann Nägel mit Köpfen und buchte für sich einfach das Lofoten Kite Camp. Puh. Da war ich dann ganz schön überfahren. Für mich waren die Lofoten eindeutig etwas was ich mit dem Bus machen wollte und nicht per Leihauto, Hütte und dann auch noch ein Kitekurs. Zunächst ging das gar nicht in meinen Kopf. Nach einem kleinen Streit und einer oder zwei Nächte darüber schlafen sagte ich dann doch auch zu und buchte den Flug. Zeitlich waren wir hier echt knapp unterwegs.
Am Montag (08.09.) gings dann los. Wir flogen von München zunächst nach Oslo. Hier war dann kurz Hektik angesagt, da wir zum Umsteigen nur 1h hatten und unsere Koffer holen mussten. Dann gings weiter nach Trondheim. Hier hatten wir dann 2h Zeit und nutzten diese auch gleich zum Essen. Schon hier waren wir gleich wieder von Magie der Landschaft eingefangen. Von hier gings dann weiter nach Bodø. Hier ahnten wir schon schlimmes. Die Koffer waren nicht da. Nicht schon wieder. Die Frau am Schalter beruhigte uns gleich und meinte mit dem nächsten Flug aus Oslo müssten die Koffer da sein. Ok..Also warten, das Transportband setzt sich in Bewegung und tatsächlich Lauras Duffle. Von meinem leider keine Spur. Wir schon wieder zurück und wollen eine Verlustmeldung machen als plötzlich die Dame mit meinem Duffle da steht. Hooray. Mit dem Bus gings dann nach Bodø „Zentrum“. Das CityHotel war schnelll gefunden, kurz rein, Sachen rein und weiter die Stadt auschecken. Diese war relativ überschaubar, so dass wir zum Trink-Teil über gingen. Wir entdeckten eine chillige Bar mit guter Mucke. Dort ließen wir es uns mit Bier und einer Kostprobe vom Wirt (Erdnüsse mit Schokolade) gut gehen. Todmüde fielen wir dann ins Bett.
Am nächsten Tag (09.09.) hatten wir nach dem Frühstück bis ca. 13 Uhr Zeit, dann kam die Fähre. Leider war Bodø echt nicht so groß und spannend, so dass wir versuchten Zeit tot zu schlagen. Hafenpromenade, alte Kirche, Café, das waren so die Stationen. Dann endlich halb eins. Wir holten die Sachen und gingen zum Kai der Hurtigruten. Die MS Midnatsol lief und wir waren etwas von der Größe und der Ausstattung überrascht. Das Schiff selber war ultra modern und ähnelte mehr einem Luxusdampfer als einer Fähre. Noch vor dem Auslaufen hatten Laura und ich einen Burger gegessen und sicherten uns die Lodgenplätze vorne. Bei leichten Regen verließen wir Bodø. Mit der Zeit wurde der Regen weniger, so dass wir die Chance hatten raus zu gehen und uns alles von Deck aus anzuschauen. Dort entdeckten wir dann auch den Whirlpool in dem schon zwei Mädels drin waren. Kurz getestet. Jep, er war warm. Laura hielt es dann nicht mehr aus und holte ihre Badesachen. Ich brauchte wie immer noch etwas Überzeugungsarbeit, entschloss mich dann aber auch dazu. Tja…was soll man sagen. Norwegen hatte ich mir definitiv anders vorgestellt als auf einer Fähre im Whirlpool zu sitzen. Nach ca. 4h Fahrt endlich Land in Sicht. Die schroffen Lofoten Berge stiegen schroff aus dem Meer empor. Schon alleine von diesem Anblick waren wir überwältigt. Nach dem Anlegen schnappten wir unsere Sachen und gingen von Bord. Schon stand eine kleine quirlige blonde Norwegerin vor uns. Kari Schibevaag. 7 facher Kite World Champion und 9fache World Snow Kite Meistern. Sagte mir alles nichts ;-) Für mich war sie „nur“ eine kleine aufgedrehte blonde Norwegerin, die uns mit ihrem grattligen über 10Jahre alten VW-Bus abholt und ununterbrochen redete. Irgendwie sympathisch. Sie brachte uns eben direkt nach Ramberg zum Campingplatz wo wir eine Hütte gebucht haben. Idealerweise war die Kite Station direkt daneben und wir klärten alles ab für morgen. Start 10 Uhr. So richteten wir uns ein und waren von der Hütte „Aerfugl“ komplett begeistert. Zweite Hütte direkt am Strand, super neu eingerichtet, alles sauber und mega gemütlich. Nach einem kurzen Einkauf gingen wir zum Strand und ließen die Szenerie auf wirken…..Ein Traum.
Ich könnte jetzt natürlich jeden Tag im einzelnen beschreiben, aber das wird der gesamte Sache hier nicht gerecht. Norwegen, das Kite Camp, die Leute, Kari, Marion, Tom, Pascal, das Meer, das Kiten, die Berge, das Licht, die Ruhe…all das macht es zu einem perfekten Urlaub. Ich fühlte mich ehrlich gesagt wie im Himmel. Jeder Tag war anders und dank den Leuten haben wir gefühlt das Beste raus geholt.
Ich hatte die Chance Kiten zu lernen. Zunächst in langsamen Schritte, aber ich gewöhnte mich an das steuern im Wasser, das Bodydragen, den Kite Relaunch, auch das einfache rum stehen im Neo oder das Anziehen vom selbigen. Genial war natürlich das warme Wasser draussen zum ab- und ausspülen. Schlechte Windvorhersagen nutzten wir z.B. zum Schnorcheln. Ich war in meinem Leben noch nie Schnorcheln und hier im gefühlt saubersten Wasser der Welt gings los. Kleine Krebse, Quallen, Seetang, Fische und allerlei mehr. Einfach Mega. Oder wir schnappten uns die SUPs und fuhren die Bucht entlang bis uns die Wellen vom Board holten. Wir machten Yoga auf den SUPs und lachten als wir ins Wasser fielen. So gings gefühlt ewig. Wenn gar nichts mehr ging durfte ich Jetski fahren und hier mal richtig Gas geben. Auch hier, ich bin in meinem Leben noch nie Jetski gefahren. Was für ein cooles Erlebnis. Wenn doch mal Wind war musste ich aber aufpassen, dass die Leihsachen nicht weg gekommen, denn an einem Tag hat uns Prinz Hakoon besucht (persönlicher best Buddy von Kari), der dann mein Trapez einfach mal mitgenommen hat. Falls es dann mal doch nicht so gut war gingen wir wandern oder schnappten uns die Surfbretter und auch hier wars das erste Mal in meinem Leben, dass ich mich in eine drei Meter Welle warf oder mich einfach im Getöse nur frage, was mache ich hier. Aber das Gefühl oben zu stehen auf dem Brett, wenn auch nur für eine Sekunde, ist einfach geil. Man fühlt sich wie das Land. Plötzlich ist alles möglich und alles läuft. Man kann machen was man will und hat Spaß dabei. Dann wieder wird’s ruhig und man sitzt mit zunächst fremden am Tisch, isst und lacht. Schaut Videos und grillt Walfleisch. Oder man feiert einfach mit einem Geburtstag und fährt zum saufen in die Surferbar und lässt es dort mal krachen. Dann sitzt man plötzlich wieder in Auto bei Nacht, müde vom Tag, macht die Augen auf und sieht auf einmal das Nordlicht. Man kriegt den Mund einfach nicht zu und hat das Gefühl mal Träumt. So viel kann doch nicht in einer Woche passieren. Anscheinend doch. Nebenbei findet man auch noch Zeit die Berge (Moltind) zu Fuß zu erkunden und dank einem geliehenen Fahrrad (welches uns natürlich nix kostete) hatten wir auch die Chance nach Kvalvika zu fahren/wandern und uns dort eine einsame Bucht mit einer kleinen Hobbit Höhle anzuschauen, die zwei Jungs während dem Winter hier aus Müll gebaut haben. Ein weiteres Highlight war natürlich das gute Essen. Vom geräucherten Lachs, über das gegrillte Walfleisch hin zur gehobenen Küche des Ramberg Gjestegard bei unserer Abschiedsparty wo wir von Kari mit persönlichen Anekdoten noch beschenkt wurden (Kari „Dann sagte er auf einmal „Nein, danke“ zum Bier „ich will später noch versuchen zu kiten“. Da merkte ich, dass er ein anderer Mensch geworden als der, der auf die Lofoten kam“). Oder auch das super Chili, oder doch nur einfach das leckere Essen von Marion und die Raw Bites. Zudem waren wir Deutschen so eine Attraktion, dass wir sogar von der Lokalpresse interviewt wurden und in der Zeitung auftauchten.
Wie gesagt ein Traum. Ein Traum der nur so vorbei zog und schon saß ich wieder im Auto vom Nachbarn Hans, der uns zurück zur Fähre nach Leknes brachte. Wie selbstverständlich, auch wenn er einen harten Tag hatte mit einem Toten (er war Feuerwehrmann) machte er das und wartete mit uns auf die Fähre. Alleine das zeigt wie herzlich die Leute sind. Kaum einer wollte Geld, alle probierten dir zu helfen und kaum einer schaute auf sich. Teilweise hab ich mich echt geschämt, da es normale Sachen, normales Verhalten sein sollte, was aber bei uns in Deutschland kaum noch vorhanden ist. So standen wir wieder am Dienstag (16.09.), eine Woche später also, wieder auf der Hurtigruten-Fähre und schauten auf die Lofoten-Silhouette. Es war ein Traum. Der Vollmond ging strahlend hell neben uns auf, wir blickten nach oben, das Nördlich zeigte sich ein zweites Mal und diesmal größer und stärker als zuvor. Kaum war Lenken nur noch zu erahnen verabschiedeten sich die Lofoten mit einer Sternschnuppe von uns. Es klingt übertrieben, aber es ist war. Wir gingen dann wieder ein, legten uns auf den Sofas zum schlafen und träumten von vergangenem. Nachts gegen 1 kam die Fähre dann in Bodø wieder an und wir nahmen ein Taxi zum Flughafen. Leider hatte der noch zu, aber dank unserer guten Jacken hielten wir es bis kurz nach fünf aus, als er aufmachte. Nach dem Frühstück stiegen wir ins Flugzeug und flogen diesmal direkt über Oslo nach München. Um dort weiter zu träumen und zu hoffen nie aufzuwachen.
Für interessierte, hier die Details in aller Kürze
10.09.:
– Erster Kitetag, komischer Wind. Schnorcheln als Alternativplan.
– Videoschauen an der Kite-Station
11.09.:
– Kiten
– Kiten mit Prinz Hakoon
– Zeitungsinterview
– Jetski
– Chili Essen am Abend
12.09.:
– SUP in der Früh
– Wadern am Nachmittag mit Kari
– Wal grillen
– Surferbar in Leknes und Toms Geburtstag
– Polarlicht
13.09.:
– Kitespot checken
– Surfen am Nachmittag
– Bodydrags
– Abschiedsparty im Gjestegard
14.09.:
– Schwimmen mit den alten Damen
– Spotcheck (Muschelspot mit Kite Platzer)
– Tubewechsel
15.09.:
– Wanderung Moltind
– Chillen am Meer
16.09.:
– Kvalvika Wanderung mit den Bikes
– Rückreise
– Northern Lights auf der Fähre