Der Wecker klingelte…wir machten die Augen auf und die Vorhänge..Plötzlich war alles weiß und es schneite immer noch. Der Wahnsinn. Etwas aufgedreht sprangen wir gleich aus den Futon Betten (die Nacht war mega, mega, mega unter diesen Decken), Bad und ab zum Frühstücken. Ian war sehr aufmerksam und brachte uns eher westlich angehauchtes Frühstück was ich echt sehr schätzte. Fisch zum Frühstück ist einfach zu heavy. Egal. Also Kaffee noch rein und Skipässe hatte er uns auch schon besorgt (hatte ich es schon mal gesagt: Falls ihr mal in Nozawa Onsen seid…nur Maruji!) und so gings dann direkt in den Skikeller wo wir uns fertig machten und zu Fuß zum Lift hoch gingen. Es war zwar noch ein wenig zu warm..aber dennoch kalt genug, dass sich der Schnee gut hielt. Auf dem Weg hoch sahen wir dann japanische Ingenieurskunst wie aus dem Lehrbuch..was nahezu jede Auffahrt hatte war eine Art Sprinkleranlage mit dem warmen Wasser, welche direkt auf die Einfahrt fiel und diese somit wässerte. Effekt war, dass man dort nicht Schnee schippen musste und die Einfahrt nicht gefror. Sehr schlau :-)
Am Lift war dann wie zu erwarten eine kleine Schlange, die aber wie üblich (trotz der Ausländer) sehr diszipliniert verlief und vor allem auch schnell vorbei war. Irgendwann waren wir dann in der Gondel, wieder ein eher älteres Modell, bei der auch die Türen nicht so gut schlossen und es schneite unentwegt rein..Wir dachten uns nur…muss ein gutes Zeichen sein, wenn es schon in der Gondel schneit. Der Schnee fiel oben weiter, wenn es auch etwas lichter wurde was der Sicht nur entgegen kam. Die Landschaft war einfach der Wahnsinn. Ein dicker fetter Teppich aus flauschigem weichem Schnee lag über allem und wir waren Mitten drin. Wir machten erst eine lockere Runde um uns einzugewöhnen. Hierbei wählten wir gegen Ende gleich eine gesperrte schwarze Piste, die teilweise unschön zu fahren war. Nicht nur weil es eine Eiskruste unter dem Pulver gab sondern weil der Schnee auch unangenehm darauf rutschte. Wir zogen schnell weiter und fuhren mit dem Lift wieder hoch. Danach gingen wir immer mehr in den lichten Birkenwald rein. Mir kam diese Art von Tiefschneefahren voll entgegen. Meine Technik ist ja eh nicht die beste und das Fahren zwischen den Bäumen erforderte irgendwie eine andere Art Fahrstil..Kaum Aufkanten, eher aus den Füßen heraus drücken und mehr mit den Armen arbeiten. Irgendwie schwer zu erklären, aber dadurch, dass wir es immer gewohnt sind, dass wir beim Aufkanten bzw. Umsetzen einen Art Widerstand im Schnee spüren, von dem wir uns dann abstoßen, hat der Japow nicht. Er ist eher grundlos und damit fehlt einem der untere Umsetzpunkt. Mir kam es halt entgegen, weil man eher mit Kraft einfach die Ski in den Bogen zwingt und so konnte ich mit zig Ohrwürmern (Without Me von Eminem sogar) in meinem Rhythmus und meiner Linie durch die Wälder jagen. Das war eh das allerbeste hier. Vom Lift aus wählt man einfach irgendeine Einfahrt in den Wald und zieht seine Spur durch. Natürlich war mit der Zeit mehr und mehr Verspurt, aber bei den Massen an Schnee und vor allem der Lockerheit war das alles kein Problem. Es war genug für jeden da. Das Fahren durch die Wälder wurde einfach nicht langweilig. Die Runs waren nicht ultra lang, hatten aber die genau die richtige Länge damit man unten genau in dem Zustand raus kam, dass man eine Pause brauchte. Noch zig Runden wechselten wir immer mal wieder die Lifte und als wir am höchsten Lift gerade raus kamen sprach mich einer von der Seite an, den ich aber nicht sofort erkannte. Weiter unten dann, ah…es war Ian. Unser Gastgeber. Wir quatschten kurz und er meinte er würde gern mit uns die Rückseite von der Bowl (das Skigebiet war wie eine Schüssel aufgebaut) probieren. Der Schnee war gut und dadurch, dass wir LVS Zeug dabei hatten war es für ihn sicher genug (vor allem wussten wir auch wie wir es verwenden). Also gut. Ian fuhr vor, wir hinter her. Der erste Abschnitt war dann tatsächlich um einiges steiler als die anderen Waldstücke im Skigebiet und das Fahren hier war aber durch die Mengen an Schnee nochmal geiler..Man springt förmlich in den Hang rein und es hält. Man wird weich gefangen. Einzig einige eher exponierten Stellen machten uns kurz Schwierigkeiten, da der Schnee plötzlich hart wurde. Nach einer kurzen Rinne gings dann wieder in den Wald rein und ab in den Spaß. So eine Abfahrt und so einen Tag hatte ich echt noch nie. Wir zogen unsere Linien und ich versuchte mir den Weg so gut es ging zu merken. Zack waren wir wieder im Skigebiet, kurz noch die Piste runter, weiter zum nächsten Lift. Da es schon eher später war beschlossen wir hier kurz Pause zu machen, aßen im Restaurant was zu Mittag (Tempura!!) und schauten dem Schneefall einfach weiter zu. Es hörte und hörte nicht auf. Wie geil. Noch voll motiviert und tatsächlich noch fit gings in die zweite Runde. Wir frästen quasi jeden Hang, der möglich war durch, fuhren eine Linie von Ian, die zu einer kleinen Zufahrtsstraße führte, die man nur kurz wieder zurück ins Gebiet schieben musste. Ich hatte echt am Nachmittag den Überblick verloren wie viel wir schon gefahren waren. Ich spürte nur..es wird Zeit Schluss zu machen obwohl ich noch weiter wollte, aber meine Beine waren einfach müde. Meine Uhr sagte irgendwas von 18 einzelnen Abfahrten, 7h, 56km und 7000hm verlorenen Höhenmetern. So versuchten wir am Ende genau in Nozawa Onsen raus zu kommen, was perfekt lief. Wir kamen von oben kommend genau zwischen den Shinto-Schreinen auf den Treppen raus wo wir natürlich aus Respekt (wenn auch spät) abschnallten und die letzten Meter zu Fuß gingen. Mit den Ski auf den Rücken gings durch den Ort direkt zum Fußbad vor dem ältesten Onsen. Ich sicherte uns die Plätze, Laura besorgte Bier. Wir zogen die Skistiefel aus und tauchten unsere Füße in das warme Wasser. Durch das kleine Dach vor dem immer noch fallenden Schnee geschützt tranken wir das Bier und genossen diesen unvergleichlichen Moment.
Zurück am Maruji gönnten wir uns das Hotel-eigene Onsen und so erfrischt gings dann nach einer kurzen Pause wieder in die Stadt zum Essen. Wir gönnten uns heute die typischen (traditionell lauwarm servierten) Soba Nudeln. Wie immer..ich hatte echt noch nie schlecht gegessen in Japan, auch die Nudeln waren diesmal brutal lecker. Nachdem ich mir zwei local Biere gegönnt hatte zogen wir mit unserem durchsichtigen Regenschirm weiter, gönnten uns in einer Bar noch einen kurzen Drink bevor wir total fertig den hügeligen Weg zurück zum Hotel gingen. Mittlerweile hatte es auch aufgehört zu schneien und das Dorf lag wieder schlafend unter der weißen Decke.