04.12.2021: Schnalstal

unbenannt-7005

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Dieses Wochenende wäre eigentlich unser Jungs-Skitouren-Opening-Wochenende gewesen, leider viel Bäda wegen einem Coronafall aus. Somit überlegten nur noch Floh und ich was wir machten könnten. Österreich hat aktuell wieder eine Art Lockdown somit waren viele Lifte und Gebiete zu. So mussten wir entweder auf die Schweiz oder Italien ausweichen. Von Westen kam ein großes Sturmtief rein, somit war auch die West- und Zentralschweiz raus. In den übrigen Teilen hieß es dann den Sweetspot zwischen noch genug Schnee und noch nicht genug Sturm treffen. Wir haben beide lange recherchiert und irgendwann warf ich mal das Schnalsteil ein. Ich hatte noch gute Erinnerung vom letzten Mal dort, man konnte unten offiziell gut übernachten, die Hütte Schöne-Aussicht war super und hatte sogar eine Sauna. Das Tourengebiet war jetzt auch nicht so schlecht. Ausgemacht. Ich reservierte noch das Zimmer (zum Glück machte die Hütte genau an dem Wochenende wieder auf) und so holte mich Floh am Freitag nach der Arbeit und es ging los. Einziger Nachteil. Es liegt irgendwie ziemlich viel Berg dazwischen und die Hinfahrt ist echt lang mit 4,5h. Floh war dann so nett und fuhr alles, so dass ich genug Zeit zum trinken hatte. Wir quatschten über alles mögliche und auch wenn wir uns damit gut die Zeit vertriebe, ab dem Reschensee wurde es langsam zäh. So waren wir beide froh, als wir endlich in Kurzras ankamen. Wir setzten uns hinten rein und Floh konnte endlich sein Bier genießen. Standesgemäß gab es Nudeln mit Pesto. War echt ein witziger Abend mal wieder zu zweit im Bus. Auch die Nacht war dann unten gar nicht so schlecht.
Am nächsten Morgen war es dann doch gut gefroren und wir streckten unsere Knochen nur kurz draußen. Auch der Parkplatz füllte sich gut mit Skigästen. Wir verzogen uns wieder rein und frühstückten erst mal. Leider dauerte es mit dem Kaffee etwas länger (u.a. auch wegen Floh seinem Gasflaschenwechselwahn) und der Tatsache, dass die Wasserleitungen gefroren waren. Also schnell Wasser aus der Flasche, irgendwann sprudelte er doch durch und guad wars. Anschließend machten wir uns langsam auf. Ich dachte es gäbe eine offizielle Aufstiegsspur, doch wir sahen zunächst nur Verbotsschilder. Nachdem ich oben auf der Hütte angerufen hatte meinte sie auch nur, ist geduldet. Ok, so schlossen wir uns vier anderen Skitourengehern an und als die Carabinieris im Kurzschwung an uns vorbei fuhren, hatten wir keine Sorgen mehr. Ich machte mir eher Sorge um meine Verfassung. Ich spürte schon die Nacht in der Höhe und nun keuchte ich wie eine Dampflock beim hoch gehen. Dazu kam dann der Rucksack mit der kompletten Ausrüstung. Ich musste echt langsam gehen um nicht gleich wieder voll außer Atem zu sein. So ließen wir es sehr sehr gemütlich angehen und erreichten gegen Mittag die Hütte Bellavista. Sie war noch genauso wie damals. Wir wurden herzlichst empfangen und bezogen dann unser schönes Doppelzimmer mit Doppelbett. Wir altes Ehepaar. Danach gönnten wir uns einen Russen und was Kleines zu Mittag. Das Wetter war noch ok, so beschloss Floh noch weiter hoch zu gehen und ich versuchte mich zu akklimatisieren. Heißt, ich machte einen Power-Nap. Gegen 15Uhr war Floh dann auch wieder da, wir chillten noch im Zimmer bevor wir in die Sauna gingen. Auch die war so wie immer, denn obwohl der Ofen brannte musste er halt ordentlich gegen die niedrigen Außentemperaturen kämpfen. Auch wenn wir zu zwölft drin saßen wurde es nur sehr langsam warm, aber am Ende schwitzten wir dann doch alle. Aber nach einer harten Abkühlung im Schnee war mir dennoch nicht. Bei bitter schneidendem Wind lief ich halbnackt rüber und fror mir da schon den Arsch voll ab. Danach duschten wir warm (auf einer Hütte!) und warteten das Abendessen ab. Das war mal wieder grandios und es fühlte sich einfach richtig gut an, diese Mischung aus Komfort und doch irgendwie draußen sein. Mit immer noch leichten Kopfschmerzen (vielleicht lag es am Spritz und am Bier) gings dann fertig ins Bett.
Der nächste Tag sollte laut Vorhersage gut werden, aber was wir erblickten sah gar nicht gut aus. Es wehte ein starker Wind und die Sicht war miserabel. Dazu noch eine niedrig hängende Wolkenschicht. Also mit der Weißkugel oder generell der Gletscherquerung können wir vergessen. Bei der Sicht und den Bedingungen keine Chance. Als wir die Ski holten piff der Wind dermaßen stark, dass ich echt meinen Buff über das Gesicht ziehen musste und das obwohl ich einen Bart trage. Also so kalt ist es echt selten. Wir konnten kaum richtig nach vorne schauen sagten uns aber dennoch wir gehen mal bis Ende vom Skigebiet und schauen wie es uns oben geht. Heißt wir gingen die ca. 300hm bis zum Ende vom Lift hoch und von dort weiter. Floh peilte zunächst den Übergang zum Gletscher und hier hatten wir uns mißverstanden. Denn ich dachte er will auf den Gipfel vom „Im hinteren Eis“. Bei den Bedingungen verlor ich ihn aus den Augen und ging eben fast bis zum Gipfel bis es mir komisch vorkam. Floh kam dann auch herüber gestapft und wir gingen dennoch noch auf den Gipfel, den Floh schon gestern gemacht hatte. Danach querten wir relativ weit oben bleibend rüber, aber da rutschte Floh auf einer Eisplatte plötzlich aus und verletzte sich am Daumen. Mist. Auch der Plan B über den aufs Teufelsegg zu gehen verwarfen wir, da es von den Bedingungen und mit Floh seiner Verletzung echt kein Spaß war. Ok, Abfahrt. Wir stapften wieder zurück und ab und fuhren dann ab dem Skigebiet wieder ab. Der Schnee war gar nicht so schlecht, so dass die Schwünge eigentlich echt Spaß gemacht hätten, hätte man mehr gesehn. Es war echt tricky, da der Schnee von abgeblasenen Stelle zu verwehten Stellen wechselte und die Schwünge damit auch von hart zu weich wurden. Das wurde auch mir dann fast zum Verhängnis, denn mein Ski blieb stecken, ich stürzte über den Ski und meine Bindung löste nicht aus. Dabei überspannte ich dermaßen krass mein Innenband am Knie, dass ich echt dachte jetzt reißts. Es war echt übelst angespannt und ich war in so einer dämlichen Position, dass ich meine Bindung nicht selber auslösen konnte, noch konnte ich mich aus der Position wieder heraus drehen. Ich brüllte vor Schmerz und Floh machte sich auf den Weg hoch. Mit der Zeit gab dann der Schnee doch mehr und mehr nach und ich schaffte es kurz bevor er da war den Ski zu drehen und mich zu befreien. Ich lag danach erst mal paar Minuten im Schnee und musste in den Schnee hinein atmen. Ich hatte kein Reißen oder Schnalzen gespürt, so dass ich einfach davon ausging, dass ich nochmal Glück hatte. Stabilität war auch noch da, so hieß es wieder in die Bindung rein. Danach fuhren wir langsam ab und ich war echt froh wieder auf der Piste zu sein obwohl der harte Schnee nochmal alles von meinem Knie forderte. Wir kamen beide ohne weitere Verletzungen unten an und waren fertig. Danach zogen wir uns nur kurz um und es hieß, obwohl ja noch früher Nachmittag, wieder zurück nach München. Alles in allem sind wir noch glimpflich davon gekommen. Floh hat zwar einen Skidaumen und muss einen Gips tragen, aber da eh kein Schnee in Sicht war, hatte das auch keine größeren Auswirkungen. Mein Knie tat noch ein paar Tage weh und beruhigte sich danach zum Glück wieder. Was soll ich sagen, mal wieder eine schöne Hai-cev Tour.