Endlich, der große Tag ist gekommen. Wir ziehen, zumindest erst Mal für eine Woche, nach Engelberg. Eingeleitet wir alles noch damit, dass ich ab morgen für drei Tage auf dem Pre-Season Camp mit Dani unterwegs bin. Die Anreise dauerte heute gefühlt ewig, was vielleicht auch an dem brutal vollen Bus lag. Also wie wir das wieder zurück bringen sollen keine Ahnung. Wir hatten halt echt alles dabei. Mehrere Rucksäcke, mehrere Ski, mehrere Skischuhe, Klamotten, Essen, Bier. In Engelberg erwartete uns dann das Winter-Wonderland. Es hatte gut gescheit dort über die letzten Tage und als wir ankamen war es fast echt wie im Märchen. Wir luden alles aus, parkten die Bikes in den Keller, parkten die Ski und zogen oben ein. Das Apartment war simpel, aber nett. Bett, Couch und Küche waren in einem Raum, aber zweckmäßig. Aufgeregt was die nächsten Tage bringen werden konnten wir erst gar nicht richtig einschlafen.
Laura musste leider am Freitag noch arbeiten während ich mich anzog und zum Grand ging. Dort war der Start vom Camp. Nach der obligatorischen Begrüßung durch Dani gings in die Gruppenzuweisung und ich war dann tatsächlich mit ihm, Sandro, Mario und Eddi und Jana im Team. Ich kam schnell mit den Leuten klar, auch wenn das Schwitzer-Deutsch noch recht herausfordernd war. Wir fuhren zunächst rüber zur Titlis Bahn und fuhren nach dem LVS am Trübsee rüber zum Jochpass. Das Wetter war aber echt garstig. Sehr windig und brutal schlechte Sicht. Wir blieben dennoch kurz hier zwecks Tourenplannungs-Training und Böschungstests. Dani zeigte uns im Gäntlegg wie man die Stablität aus dem Fahren heraus testen kann bevor wir im Wald und Tiefschnee einfach Spaß hatten. Von hier gings dann rüber auf die Brunni-Seite. Hier pflügten wir durch die Wälder ab der Brunnihütte durch den Tiefschnee runter und ich musste einfach nur Grinsen. Oben vom Schlepper fuhren wir Richtung Bettlerstock bzw. machten Gelände-Einschätzung und Lawinen-Training. Spätestens als uns Dani dann die Lawinenverbauungen Richtung Schonegg zeigte und wir dort einen brutalen Riss in der Schneedecke sahen wussten wir, auf was wir achten mussten. Mittags fuhren wir ganz runter und das war mal echt eine krasse Abfahrt. An Baustellen vorbei, durch Tunnel usw. bis wir an der Straße über den Waldegg raus kamen. Dani meinte schon, dass ist illegal und gefährlich, wer nicht will soll es sagen, aber wir alle sagten ok, so dass wir die Straße abfuhren. Irre, aber auch geil mit den Ski auf der Straße am Kempinski vorbei zu gleiten. Generell verging der Tag mit Dani viel zu schnell, auf der anderen Seite für mich gar nicht so schlecht, denn meine Oberschenkel waren Matsch. Die erste Talabfahrt zum späten Mittagessen schaffte ich gerade noch, bei der zweiten sagte ich aber Danke und fuhr mit de Gondel runter. Wir trafen uns dann alle zum Abschlussbier in der Skilodge, quatschten dort noch etwas und sogar Laura kam auf ein Getränk vorbei. Danach hieß es Heim und ausruhen. Gefühlt viel zu kurz.
Am Samstag gingen wir beide los und wie üblich begann der Tag in der Skilodge. Kurze Lagebesprechung und aufgrund des Wetters wieder Brunni Seite. Dieses mal war noch Martina (eine Freeride-Profi) mit dabei. Ich fühlte mich irgendwie noch mehr fehl am Platze, da die anderen vier brutal gut Ski fuhren und mit Martina als Profi..ok. Es ging Brunni hoch und wir fuhren zum Aufwärmen mehrere Runden durch den tief verschneiten Wald runter. Ich muss sagen, einfach genial. Einfach geil…meine letzte Tiefschneeabfahrt war Japan und alleine dieses Gefühl wieder. Es zog mir sämtliche Energie raus, aber es war einfach cool. Dani kannte auch kein Mitleid mit den Ski und wir zogen oben wieder rüber zum Bettlerstock, eben über Stein und Stock. Auf meine durchaus ernst gemeinte Frage wo man denn einen Skiservice machen lässt meinte er nur trocken/überrascht „Warum? Ist was?“. Naja, oben machten wir dann in einem frisch abgegangenen Lawinenkegel eine „Real-Simulation“ mit vergrabenen Rucksack und LVS Suche. Das war mal wieder auch richtig gut, da man durch den Kegel echt das Gefühl dafür bekam wie es in Realität aussehen könnte. Die Tage waren so voll gepackt mit Wissen und es tat einfach so gut wieder alles zu wiederholen. Von Grob- zur Feinsuche und zum Sondieren, Suchen im Team usw. Danach machten wir nach einem Waldrun Mittag und es stand eigentlich am Nachmittag die Schulungs-Stunde mit Piers an, aber meine Beine waren Matsch. Ich meinte gleich zu Dani, ich bin raus, weil ich kann das einfach nicht mehr umsetzen was er sagt. Da Martina das Techniktraining auch nicht nötig hatte disponierte Dani kurz um. Während die anderen vier mit Piers unterwegs waren gingen wir die Tour, die wir gestern geplant hatten. Wir querten ganz um den Bettlerstock und fuhren dann mit entsprechenden Abständen den Steinboden entlang bis wir in die Waldschneise vom Lauizug einbogen. Das war dann so ein geiler Powderschnee, dass ein Faceshot dem anderen folgte. Völlig überhypt und fertig gings bis ganz runter nach Grünenwald. Davor schon zeigten mir die beiden auf was für einem anderen Niveau sie fahren konnten (sorry Bäda, Floh und Stephan, aber ihr seid echt Waisenknaben dagegen), aber beeindruckend war dann doch auf der buckelharten Eispiste runter ihre Kurzschwünge in welchem Tempo die das durchzogen. Krass. Ich fand das einfach nur geil so was mal live gesehn zu haben. Dani hatte oben schon den Taxifahrer angerufen, so dass dieser schon wartete und fuhr uns danach wieder hoch nach Engelberg. Während sich Martina verabschiedete gingen Dani und ich im Grand noch auf ein paar Bier bis dann gegen halb vier ein Erste-Hilfe Kurs von einem Pisten-Sani folgte. Das war mal richtig cool auch zu sehen was man im Notfall draußen machen sollte. Danach zogen wir uns alle noch schnell um bevor es in den Spice Bazaar ging. Das Essen war zwar nicht schlecht, aber bei den Preisen haben die Schweizer echt einen Schatten. Naja, dem Abend tats keinen Abbruch, der war sau lustig mit den anderen.
Am Sonntag fragte Dani sehr spontan ob ich fahren kann, denn der Plan war nach Oberrickenbach zu fahren um von dort mit den Gondel weiter zu gehen. Blöderweise war Laura in einer Gruppe, die öffentlich fuhr während ich noch Jana und Mike (einen in Engelberg lebenden Schotten) mitnahm. Wir kamen alle zeitgleich an der Talstation an und fuhren hoch. Von der Chrüzhütte begannen wir dann eine Skitour bei der uns Dani Spitzkehrentechnik und Wegfindung nochmals zeigte. Wir gingen hoch bis zum Wildalpeli unterm Bietstöck. Hier hatten Dani und die anderen eine Abseilstelle in ein Couloir vorbereitet. Meine Aufregung wuchs deutlich als da rein blickt. Alter, war das steil. Dani erklärte noch grundlegendes zum Abseilen meinte aber dann, hier kann man rein rutschen bzw. mit dem Seil nur um die Schulter gewickelt runter. So gings quasi ohne weitere Sicherung ins Couloir. Ich rutschte noch um einen Stein herum und setzte dann meine erste Sprungwende an. Ich hatte echt etwas Respekt, aber es lief immer besser und die Schneebedingungen waren echt der Hammer. So zirkelten wir alle (also die anderen, bei mir sah nicht so gut aus) runter und fuhren über schönstes Spielgelände bis Ober Spies. Hier machten wir dann kurz Pause und die anderen fuhren mit einem kleinen Versorgungslift nochmals für eine weitere Runde hoch. Als sie zurück waren nahmen wir den Rest bis runter in Angriff und fuhren erneut die Bannalp hoch. Danach wieder Felle aufziehen und los. Ziel war wieder das Wildalpeli, aber dieses Mal zeigte uns Dani wie man aus diversen Teilen einen Schneeanker bauen konnte. Am witzigsten war halt echt, dass er den ganzen Tag einen kleine Ikea-Schublade dabei hatte, die er im Müll von seinem Nachbar heute Früh gefunden hatte. Die vergrub er entsprechend und wir machten den Test…es hielt. Auch ein Skifellsack wäre geeignet gewesen. Echt krass. Oben machten wir noch eine kurze Abseilübung bevor es über das Planggen wieder runter ging. Auch dieses Mal brannten meine Beine, aber es war einfach so geiler Powder, dass es mir völlig egal war. Unten am Lift war ich entsprechend fertig, aber eins hatte wir alle. Ein brutales Grinsen im Gesicht. Echt geile drei Tage und wir dankte Dani für die tolle Guidance. Danach verabschiedeten wir uns und es ging zurück nach Engelberg. Eigentlich wollte Dani sein neues Hike & Fly Buch in der Skilodge um 16Uhr vorstellen, aber als wir um 16:30 Uhr noch am Lift standen meinte er auch…er ist schlecht im Time-Management. Wir fuhren kurz nach Hause, zogen uns um und gingen dann in die Skilodge. Hier war schon ordentlich Party und ich zog mit meinen Fubukis (orange Stiefel ;-)) die Blicke auf mich. Ich erzählte allen ich wäre hier der Lokale-Thunfisch Züchter oder sonstiges. Am geilsten wars dann als wir gehen wollten. Dani war schon gut unterwegs und fragte ich dann mit seinem Hawaiihemd (welches er übrigens den ganzen Tag unter seiner Bergführer-Kluft an hatte) welche Schuhgröße ich hätte. Als es nicht soweit mit seiner auseinander lag fragte ich mich ob ich ihm die Stiefel leihen könnte. So geil, also zwängte ich mich in seine kleinen Turnschuhe und er zog mit dem besten Style von Engelberg in die Nacht los. Wie geil war das bitte.
Die nächsten Tage waren Puh…Wir mussten halt arbeiten, was aber gar nicht so schlecht war nach den drei Tagen Camp. So erholten wir uns wenigstens. Ab Dienstag ging ich wieder Mittags immer kurz Skifahren bzw. ab Mittwoch machten wir Früh-Skitouren die Piste hoch. Das war landschaftlich wie immer so geil, da Engelberg hin und wieder noch im Nebel lag und man ab Trübsee drüber war und die ganze Bergwelt vor sich hatte.
Da man eh da war konnten wir auch einfach mal so spontan zu Hedvig Wessels Filmpremiere in die Skilodge gehen und sich dort einen Skilodge Burger gönnen. Einfach cool.
Am Freitag hieß es für uns wieder kurz zurück nach München fahren, da wir zum einen noch Sabine sehen wollte und mit meiner Mutter am Sonntag Slava feiern wollten.
Was soll ich sagen…das Leben in Engelberg…I like very much. Und nächste Woche gehts weiter.