Letzter Tag. Die Zeit ist mal wieder viel zu schnell vergangen. Um den entgegen zu wirken gönnte ich mir heute Früh eine extra lange Session und damit zwei Kaffees. Es war ein typischer Bluebird Tag. Der Himmel strahlte blaue, einzelne weiße Wolke, darunter dann das fast schon Schwarz vom Meer. Laura und ich machten uns etwas Platz am Tisch und strichen den Schnee für die Tassen beiseite. Danach hieß es ruhig sitzen und genießen. Natürlich konnte ich nicht still halten und so gings danach noch kurz auf Foto Tour bevor wir zum Frühstück gingen. Heute war der Plan auf den Torskmannen zu gehen. Wir fuhren dazu Richtung erstem Parkplatz bogen aber vorher schon bei Vestpollen nach Westen ab und parkten in der Nähe vom Wasserkraftwerk. Danach folgte quasi der typische Lofoten-Tag. Bei strahlendem Sonnenschein gings durch die Birkenwälder Spitzkehre um Spitzkehre hoch. Es blieb nach wie vor tricky. Der Schnee war zwar weich, aber mit der eisigen Unterlage hatte er sich noch nicht optimal verbunden, so dass man immer wieder etwas weg rutschte. Als wir am Sukkerbrettet vorbei waren öffnete sich der grandiose Kessel vorm Torskmannen. Links der Breitinden, rechts Torskmannen. Wir wählten den Nordmann als ersten Gipfel und folgten langsam der Spur. Leider war das sicher kein Geheimtipp, so dass einige Gruppen unterwegs waren, Vorteil war aber, dass schon eine Spur angelegt war. Vor dem Gipfel wechselte das Wetter und es zog zu. Leichter Schneefall fing wieder an und unter dem Grau verschwanden sämtlichen Konturen. Als wir umgebaut hatten wollten wir auch nicht länger hier oben bleiben als nötig und machten uns auf in die Abfahrt. Diese war naja. Durch die schlechte Sicht sah man quasi nix und der Schnee/Pulver hat sich schon gut gesetzt bzw. war schwer. So war es fast ein Kampf runter. Die Sicht wurde immer bescheidener und Tim holte Trick 17 raus. Eine lange Reepschnurr die er um einen Skistock band und wie eine Peitsche nach vorne schwang. Je nachdem wie sie fiel konnte er sehen wie die Neigung des Hanges ist oder uns damit einfach anpeitschen. Eigentlich ein cooler Trick. Unten am See klarte es plötzlich auf und wir waren unentschlossen was wir als nächstes machen sollten. Einige waren schon gut fertig, aber es war ja der letzte Tag. Ok. Also nochmal aufgefellt und hoch zum Breitinden. Das ging dann insgesamt besser als gedacht und so waren wir auch schnell oben. Wie zum trotz gingen wir bei gutem Wetter hoch und als wir wieder am Gipfel waren zog es wieder zu. Die Sicht war zwar einen Tick besser als letztes Mal, aber dennoch noch herausfordernd. Die Schwünge gingen diesmal leichter und ja, so etwas wie Spaß und Fahrgenuss stellte sich ein. Man…wir sind schon etwas verwöhnt. Natürlich wars lustig. Wir fuhren am See vorbei, ein kurzer Gegenanstieg mit Ski und dann fuhren wir einen steileren Hang ab um unsere Aufstiegsspur weiter unten wieder zu erwischen. Dieser Hang kostete wieder Kraft, da der Schnee ganz komisch war. Von leicht pulvrig noch zu plötzlich richtig fest und schwer was auch kaum vorhersehbar war. Bei der Spur angekommen fuhren wir die zwischen den Birken durch und ich war es ja dank langjähriger Alpenerfahrung gewohnt zwischen den Bäumen zu fahren. Den Amis fiel es deutlich schwerer. Danach noch kurze eine Brückenüberquerung und fast fertig. Tim und Gus entschlossen sich noch eine Extra-Runde zu drehen, uns anderen reichte es. So gings mit letzten engen Schwüngen durch den Wald und dann im lockeren Gleiten zurück zum Auto. Was für ein schöner Tag…ehrlich. Es ließt sich zwar etwas negativ, aber das sind halt die Zwischendrin-Gefühle. Die Atmosphäre, das drum herum war einfach herrlich und man kann schon die positiven Dinge finden, genauso wie die Negativen, aber die helfen ja nicht weiter. D.h. wichtig ist das schöne mitzunehmen. Ich holte nochmal tief Luft unten und versuchte das Gefühl abzuspeichern. Danach fuhr ich mit den Ski bis zum Bus, packte die Ski ein und danach gings zurück zur Lodge. Duschen, umziehen, packen (was größtenteils schon in der Früh statt gefunden hat) und danach mit einem Bier am Kamin. Perfekt.
Nach dem Abendessen hieß es dann Abschied nehmen. Harrison war schon in der Früh zurück geflogen, so verabschiedeten wir uns vom Rest. Jeanny war so nett und fuhr uns mit dem Gepäck nach Svolvaer zum Hafen. Dort sagten wir Peter und Jeanny Tschüss und keine 10 Minuten später war das Hurtigruten Schiff da. Wir gingen an Board, checkten ein und verstauten das Gepäck. Das Schiff war eines der älteren Schiffe, hatte aber auf seine Art Charme. Es fühlte sich schon so ein wenig an als ob man in ein altes mondänes Hotel einecheckt. Als das Schiff ablegte winkten wir Svolvaer zu, welches wunderschön beleuchtet vor der Bergkulisse lag. Danach gings zurück ins Zimmer. Witzig war dort vor allem die Möglichkeit am Lautsprecher einzustellen ob man wegen Nordlichtern geweckt werden will. An Bord waren naturgemäß einige ältere Leute und die Mannschaft hatte sich auf die eingeschossen. So wurde sehr enthusiastisch angekündigt, dass wir bald am Trollfjord wären wo man eine Taufe erleben durfte, natürlich mit Alkohol. Wir ließen das aber mal, denn wir wollten nur schlafen.
Ciao Lofoten…werden wir wieder kommen. Aber so was von. Mal wieder ein Mix aus allen möglichen Gefühlen, vor allem aber wunderschönen Erinnerungen und dem Wissen, dass die Sehnsucht größer als jemals zuvor ist. Bis bald
26.03.2022: Torskmannen
