19.06.2022: Niksic

unbenannt-9869

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Nach einer warmen Nacht standen wir etwas gerädert auf. Es war Zeit für Abkühlung. So machten wir uns zu Fuß kurz auf zum Strand, der genau unterhalb von unserem Camping war. Wir erreichten Copacabana Beach, breiteten die Handtücher aus und sprangen ins Wasser. Es war herrlich. Blau, klar, kühl. Es war alles noch friedlich und so „rein“. Also nicht laut, nicht verschmutzt, nicht zu warm. Wie gesagt, einfach herrlich. Wir schwammen relativ lange im Meer, machten noch einen Satz von einem Steg aus rein und ließen uns von der Sonne trocknen. So erfrischt gings zurück zum Bus wo wir nach dem Frühstück langsam zusammen packten. Heute war ein spannender Tag. Der erste Tag Offroad stand bevor. Als wir Dubrovnik verließen machten wir einen schnellen Stop im Supermarkt bevor wir wieder die Grenze nach Bosnien überquerten. Hier fragte mich der Grenzbeamte ob er die Fahrzeugpapiere sehen kann. Natürlich, ich nahm die Mappe raus, auf und … die Papiere waren nicht da. Mein Puls ging etwas in die Höhe, ich stammelte etwas von gleich, wir suchten verzweifelt den Schein zu finden bis Laura die grandiose Idee hatte in der Rechnung vom VW Händler in Zadar zu suchen. Dort hatte ich ihn abgegeben und mit der Rechnung zurück bekommen. Puh. Nachdem wir dem kritischen Blick lange genug stand gehalten hatten ließ uns der Grenzbeamte durch. Wir waren zwar in Bosnien überquerten aber kurze Zeit später die imaginäre Grenze zur Republika Srpska. Ich hab später mal nachgelesen, ist tatsächlich ne eigenständige Regierung. Total verrückt. Aktuell war es dann nur Transitland für uns. Es war genauso wie ich es mir vorgestellt hatte. Karg und dreckig. Zum Glück dauerte die Durchfahrt nicht all zu lange und ich konnte mit meinem Gedanken aufhören alles schlecht zu reden. Wir überquerten die Grenze zu Montenegro und waren damit im Zielland. Wir blieben aber nicht lange auf der Hauptstraße sondern bogen bei Vilusin ab. Kaum, dass wir 100 Meter auf dem Weg gefahren sind kam uns ein Typ im Auto entgegen, der gleich meinte was ich hier wolle. Er dachte ich wollte über den Weg über die Grenze, aber nachdem ich ihm klar machen konnte, dass wir Offroad fahren wollen (von dem hatte er noch nie gehört) und ich ihm versichert habe, dass Myr das schafft, hatten wir seinen Segen. Der Weg war noch gut und wir kamen an ein paar kleinen Bauernhöfen vorbei. Die Leute schauten als ob eine Mondrakete vorbei flog. Irgendwann ließen wir auch den letzten Hof zurück und es war noch Piste. Ich war ganz schön nervös. Was passiert, kommen wir durch, geht was kaputt, etc. Wir hoben das Fahrwerk an als es ruppiger wurde und mit der Zeit wurden wir immer sicherer. Der Weg war mehr als gut, nur einzelne Uphillpassagen brachten uns kurz ins Schwitzen, was aber mit einem beherzten Gasstoß alles gut ausging. Auch die Steilpassagen runter meisterten wir dank der Bergabfahrthilfe super. Das Vertrauen wuchs, genauso wie die Sicherheit. So konnten wir den Adrenalinspiegel etwas senken und ich hatte Zeit mir die Landschaft anzuschauen, die mega schön war. Sanft, üppig grün, abwechslungsreich. Ich weiß zwar nicht was ich hier gerne gemacht hätte, außer Offroad fahren, aber es sah einfach schön aus nach all der kargen Karstlandschaft. Am Ende machte die Fahrt richtig Spaß und als wir bei einer Abzweigung ankamen wo wir einen Notexit machen konnten entschieden wir uns dagegen und wollten die Tour zu Ende fahren. (Spoiler: Fehler!). Der Anfang ging noch super weiter, ähnlich wie es aufgehört hatte. Doch das änderte sich als der Weg immer dichter bewachsen war. Dicke Zweige hingen in den Weg rein und ich schickte Laura immer wieder raus um diese abzubrechen. Mit der Zeit wurde es so viel, dass wir keine Chance hatten. Zudem waren so viele Insekten in den Büschen/Bäumen, dass wir halb versucht im Anschluss rein kamen. Der Adrenalinspiegel stieg, die Kratzgeräusche nahmen zu, Panik machte sich etwas breit. Zurück war keine Option, wir mussten einfach hoffen, dass es besser werden würde. Es wurde aber nicht besser, aber auch nicht viel schlechter. Wir quälten Myr durch unzählige Kratzpassagen und es tat mir in der Seele weh. Laura trieb mich an, denn Worst-Case wäre noch gewesen hier stecken zu bleiben. Alter..ich war fertig. Irgendwann erreichten wir wieder eine Straße, es war vorbei und ich war bedient. Ein verrücktes Lachen machte sich breit. Wir fuhren runter nach Niksic und checkten im Riverside Camping ein. Dort waren noch andere Deutsche, die sich unterhalten wollten und uns sogar netterweise Fisch anboten, den sie selber geschenkt bekommen haben, aber wir waren noch nicht wirklich im Stande viel zu reden. Auch auf Kochen hatte heute keiner Lust, daher bedankten wir uns. Ich inspizierte Myr und bis auf ein paar gröbere Kratzer denk ich sind wir ganz gut weg gekommen. Ich machte mir mein Bier auf und versuchte runter zu fahren. Mit der Zeit kam ich an und ich bemerkte wie schön der Camping war. Direkt an einem kleinen Bach gelegen, weiter vorne das Restaurant welches die Tische auf Plattformen raus über den Bach und in die Bäume gebaut hatte. Es wurde langsam dämmrig und mit den Lichterketten sah es aus wie ein kleines Paradies. Wir gingen dann auch dort etwas essen, gönnten uns ein paar Bier, Cevapcici und Fisch, danach den Pelinkovac. Was für ein Tag, aber auch einer der mir noch etwas in Erinnerung bleibt.