30.06.2022: Nationalpark Biogradska Gora

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Die Sonne weckte uns mit ihrer Hitze schon früh. Was aber nicht schlecht war, denn wir hatten einen langen Tag vor uns. Wir frühstückten und nach langem hin und her entschieden wir uns die geplante Tour nicht Offroad mit den Bus zu machen sondern mit den MTB. So fuhren wir von Plav aus Richtung Babino Polje. Die Straße wechselte sehr überraschend von „Hey, wir sind noch im Dorf“ hin zu „locker befestigter Weg“. Zum Glück hatten wir ja schon etwas Erfahrung, so dass mich das nicht weiter schockte. Wir fuhren bis zur Lodge hoch, parkten am Straßenrand und machten die Bikes klar. Auf guten breiten Forststraßen gings dann hoch..biken..was war das nochmal. Mensch, es hat sich echt angefühlt wie ein anderes Leben. Daher zwickte und scheuerte alles am Anfang. Zum Glück hielten sich die Steigungen in Grenzen, so dass wir an Höhe gewannen und an mehreren Katuns vorbei fuhren und die Aussicht genießen konnten. Auf dem Weg hoch trafen wir auch ein deutsches Pärchen, die die Peaks of Balkan Tour (teilweise) machten. Also bei der Hitze hätte ich keinen Spaß. Mit der Zeit erreichten wir unser erstes Zwischenziel. Den Abzweig zum Hridsko Jezero. Abkühlung brauchten wir dringend. So mussten wir ca. 100hm nochmal absteigen, aber was wir dann sahen war es mehr als Wert. Der See lag umgeben von schönsten Nadelbäumen eingebettet in der Gebirgslandschaft. Dazu war er ultraklar und lag still vor uns. Wir überlegten nicht lange, zogen die nassen Bike Klamotten aus und sprangen in den See. Was eine geile Abkühlung. Handtücher brauchten wir nicht, es dauerte keine fünf Minuten bis wir wieder trocken warn. Wir snackten noch kurz etwas, genossen die Ruhe und das Panorama bevor es wieder hoch zu den Bikes ging. Mit etwas Sorge betrachtete ich den Himmel. Es war noch Gewitter vorhergesagt und da wir doch noch ein gutes Stück vor uns hatten drängte ich etwas. Kaum, dass wir den See verlassen hatten wurde der Trail, zumindest was Busse angeht, schwieriger. Umgefallene Bäume, tiefere Rillen und später auch noch eine Bachüberquerung die nur aus lockeren Holzplanken bestand. Alter. Das wäre ich nicht gefahren. Umso glücklicher waren wir über unsere Entscheidung es mit Bikes zu machen. Die Höhenmeter zogen sich zwar und kosteten viel Kraft, aber technisch alles null problemo. Endlich erreichten wir unseren höchsten Punkt und gefühlt nicht zu spät. Die Wolken hatten schon eine komische Farbe und von der Ferne hörte man hin und wieder Grollen. So ließen wir die Bremsen los und ab gings runter. Der Trail war jetzt nicht schwierig, machte aber super viel Spaß zu fahren. An einer Felswand entlang zog er sich nach unten. Leider verlor Laura irgendwie eine Kontaktlinse, so dass wir den weiteren Trail extra vorsichtig fahren mussten. Wir begegneten Hirten, die noch entspannt ihre Schafe zusammen sammelten. Dennoch gaben wir weiter Gas und schraubten uns runter. Die Perspektiven und die Landschaft waren immer noch grandios, trotz dem Gewitter im Nacken. Nach den Katuns war es dann nur eine breite Forststraße, so dass wir Speed gaben. Unten angekommen hatten wir sogar noch Zeit für einen kleinen Plausch mit einer Besitzerin von einem Katun, die uns sogar zum Kaffee einlud, den wir aber dankend ablehnten. Wir packten die Bikes schnell auf den Bus und wirklich, kaum, dass wir drin saßen, die Cola und die Chips offen hatten fing es an zu regnen. Perfekt. Es zog eine kleine Gewitterzelle rüber und ging in einen gemächlichen Schauer dann über. Der Weg runter war dann ein wenig ein Sturzbach, aber zum Glück alles handlebar, so dass wir ohne viel Adrenalin wieder in Plav unten ankamen. Was ein cooles Abenteuer. Wir gönnten uns unten noch einen Döner als Snack, der Besitzer assoziierte mit Deutschland auch nur Hitler und erzählte mir einen Witz darüber und ich dachte mir nur..naja..Humor halt. Anschließend fuhren wir weiter Richtung den dritten Nationalpark, Biogradska Gora. Der Regen nahm zu und es war wirklich teilweise unangenehm zu fahren, mit Aquaplaning uns so. Über Berane und Mojkovac erreichten wir die Abzweigung zum Nationalpark. Wir zahlten wieder brav unsere fünf Euro eintritt und dieses Mal ging es über eine breite Teerstraße hoch zum Biogradsko Jezero. War schon eine Erleichterung so easy hin zu kommen. Wir hatten uns als Ziel das Camp Janketic ausgesucht, welches super bewertet war und Google auch eine normale Route hin vorgab. Als wir am See waren, war die Straße aber zu Ende. Ich fragte die Rangerin wo es denn zum Camp ginge und sie fragte mich ob ich einen Allrad hätte. Jep…dann kein Problem und zeigte mir den Weg. Ich schaute verdutzt, aber ok. Es war ein mittelbreiter Wanderweg der tief eingebackene Steine drin hatte. So fuhren wir das Fahrwerk von Myr hoch und machten uns auf den Weg. Am Anfang fand ich es noch witzig, aber als ich die ersten Serpentinen hinter mir hatte und der Weg nur noch so schmal wurde, dass gerade mal Myr drauf passte stieg mein Puls und ich bekam Schweißausbrüche. Voll konzentriert nach ich eine Kehre nach der anderen, musste teilweise zurück setzen um die Kurve zu schaffen und parallel aufpassen, dass durch die Verwindungen des Weges die Schräglage nicht zu grob wird. Zum Glück kam uns kein Auto entgegen, denn ich hätte keinen Plan gehabt, wie ich hier ausweichen soll. Ich schwitzte und fluchte und dachte mir nur, warum. Warum nicht aufhören, wenn es am schönsten ist. Alter…als ich auf dem Navi sah, dass es nur noch ein paar hundert Meter waren, mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich war oben klatschnass und fertig mit der Welt. Am Camp angekommen lief uns auch gleich die Besitzerin entgegen, begrüßte uns herzlich und beruhigte uns. Sie weiß wohl wie sich das für die meisten anfühlt. Neben uns waren auch noch ein paar Deutsche, einmal mit G-Klasse und einmal mit Toyota+Kabine, und sie fluchten auch. Der Toyota hätte wohl richtig Probleme gehabt. Ich gönnte mir erst mal ein paar Bier auf den Stress. Allerdings muss ich sagen, das Ambiente hier oben und die Gastfreundschaft machten den Aufwand mehr als wett. Wir gingen später zum Abendessen ins Katun rein und bekamen eine der besten Forellen ever serviert. Neben uns saß ein belgisches Paar und wir hatten richtig nette Gespräche mit ihnen, aber auch mit der Besitzerin. Sie fluchte über die korrupte Politik, über den Nationalismus und vieles mehr. Wir beendeten diesen echt wunderschönen, geselligen Abend mit einem Slivovic bevor wir fertig und glücklich ins Bett gingen.