23.05.2023: Chefchaouen

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Gegen halb sieben klingelte der Wecker. Boah…Dazu war es noch frisch…was ist denn hier los? Wo ist der Sommer. Wir quälten uns langsam aus den Schlafsäcken und wollten noch kurz zum Strand bevor es auf die Fähre nach Marokko ging. Es hingen tiefe Wolken über den Bergen, von Sonne keine Spur. So war es uns dann auch zu ungemütlich zum Dippen gehen, da schauten wir nur. Von der Stimmung her mega. Danach gings auch los zum Fährhafen in Tarifa. Hier war nichts los, wir waren die ersten in der Reihen und nutzten die Zeit zum Frühstücken. Wahnsinn. Etwas aufgeregt bin ich schon. Mit Myr raus aus Europa, anderer Kontinent und so. Es ist halt schon bissl verrückt, da man Marokko drüben sieht, aber es ist eine andere Welt. Leute flüchten von dort und wir stehen hier quasi im vollen Luxus. Schon eine komische Stimmung irgendwie. Nachdem wir Tickets hatten und durch die Grenzkontrolle waren (die Beamten probierten eine neue Software aus und nachdem bei uns alles passte erlaubte ich mir noch einen Spaß, den sie zum Glück auch lustig fanden), gings auf die Fähre. Wir waren die ersten und parkten mit Myr ganz vorne im quasi im Pausenraum der Crew. Danach gings hoch in die Lounge. Ich besorgte mir einen weiteren Espresso und einen Orangensaft. Die Lounge füllte sich und am Ende war sie Bumsvoll. Wir quetschten uns vor bis zum Rauchereck um etwas Luft und einen Blick beim Ablegen zu erhaschen. Die Fähre legte total unspektakulär ab und plötzlich waren wir dann auch Mitte in der Straße von Gibraltar. Es fühlte sich unwirklich an. Alles um einen herum war ja noch „normal“, sollte es gleich anders werden. Die Überfahrt dauerte keine ganze Stunde und nachdem wir den ganzen Grenzkonroll-Quatsch an Board hinter uns hatten, mit Ausfüllen von irgendwelchen Zetteln, dafür aber schönen Stempeln im Pass, quetschten wir uns wieder raus und da sah man schon den Hafen von Tanger. Die ersten Moscheen, andere Architektur und ja..wieder Regenwolken. Als wir anlegten dauerte es noch etwa eine halbe Stunde, dann winkte uns der Zollbeamte durch und wir waren in Marokko. Knapp vor uns noch eine Mädelsgruppe auf Fahrrädern, die sich wie irre freuten. Mir gings ähnlich. Ich konnte es noch nicht ganz glauben. Wir schauten gleich am Hafen ob wir Geld und SIM Karte bekommen konnte, aber noch nix. Dann fuhren wir zur ersten Einkaufszeile und parkten unser Auto hier. Dann begann das, vor was man immer gewarnt wurde. Die aufdringlichen Leute. Obwohl es automatische Schranken waren, rannte jeder zu dir her, wollte dir einen Parkplatz zeigen, dir beim Einparken helfen oder oder oder. Das fing jetzt schon an nervig zu werden. Wir wechselten gleich Bargeld und gingen in den ersten Elektroladen rein, wo wir ohne Ausweis oder sonst was eine aktive SIM Karte bekamen. Danach verzupften wir uns gleich wieder in den Bus, machten den Router klar und gaben unser nächstes Ziel ein. Chefchaouen. Wir wimmelten noch die Leute bei der Ausfahrt ab und dann gings los. Auf relativ ruhigen Straßen und wenig Verkehr verließen wir Tanger, Richtung Südosten. Schon bald waren wir auf der Landstraße und der Regen holte uns hier ein. Wahnsinn, wie es anfing zu regnen, die Schlaglöcher füllten sich mit Wasser und die Scheibenwischer liefen auf Hochtouren. Dazu noch das Thermometer mit ca. 15Grad. Alter…ich bin doch nicht nach Marokko gefahren um hier zu frieren. Wir drehten die Heizung auf und bei passender orientalischer Musik legten wir die Strecke über den Ausläufern des Rif-Gebirges zurück. Es war hier schon brutal interessant. Von der Landschaft her etwas ähnlich wie im Baskenland, teilweise richtig grün und hügelig. Allerdings änderte es sich langsam, die Vegetation wurde nicht mehr so hoch, statt Bäumen oft nur Sträucher. Über eine breite Straße erreichten wir dann die Auffahrt nach Chefchaouen und der Kontakt von unserem Airbnb hatte uns einen Pin geschickt, wo wir ihn treffen sollten. Wie aus dem nichts verschwanden dann die großen Straßen und wir waren plötzlich in einer überfüllten Einbahnstraße. Ich parkte kurz an der Seite, Laura lief los um sich mit ihm zu treffen, denn er sollte uns dann unseren Parkplatz zeigen. Myr und ich fielen auf wie zwei bunte Hunde. Gefühlt jeder blieb bei mir stehen und wollte was. Ja, jeder wollte Geld. Die Leute laberten mich zu, zeigten mir Fake Ausweise und sonst noch was. Irgendwann war dann der Besitzer vom Airbnb da, den Laura nicht gefunden hatte und er zeigte mir durch schmale Gassen durch meinen Parkplatz. Am Ende war es echt ein Gewaltakt einzuparken. Laura war auch zum Glück wieder da. Wir packten unser Übernachtungszeug, gaben dem Parkplatzwärter etwas Geld und folgten ihm durch die schmalen Gassen der Medina. Links, rechts, links, links..dazu viele Geräusche, Menschen die man nicht einschätzen kann und Katzen. Dann standen wir auch schon vor der Eingangstür. Er sperrte auf und es war plötzlich Ruhe. Er zeigte uns das super schnucklige Haus, wir bedankten uns und machten uns erst mal breit. Es war eisig kalt, die Sonnenterrasse war naß, na super. Wir machten unsere erste kleine Runde, mit dem Ziel Essen zu finden. Im Cafe Clock wurden wir fündig und gönnten uns dort eine Hühnchen mit Reis und Rosinen sowie Falafeln. Anschließend gings wieder zurück zur Unterkunft, wo ich mich etwas ausruhte und Laura ins lokale Hamam ging, da am Nachmittag die Frauen dran waren. Ich chillte, schlief etwas, machte oben alles wieder trocken und setzte mich mit einem Bier hin.

Was ein Ritt, was für viele Eindrücke. Laura kam dann auch wieder zurück und wir drehte eine Runde durch die Stadt. Schon abgefahren, dass jemand auf die Idee kommt alles blau anzumalen und das hat dann so einen Impact. Verrückt auch, dass es Instagram Touren hier durch gibt, für die besten Spots. Wie weit sind wir gesunken. Wir schlenderten ohne Plan durch die engen Gassen, machten auch viele Fotos, sogen alles auf. Es war schon echt neu, fremd. Das hatte seinen Reiz. Leider dauerte es nicht lange bis wir wieder angesprochen wurden, vor allem ob wir nicht Gras kaufen wollten. Wir zogen es vor unser Geld lieber für Essen auszugeben. Wir dehnten unseren Spaziergang danach immer weiter aus und gingen am Abend in ein super schönes Restaurant zum Abendessen. Es war jetzt nicht westlicher Standard, dafür herzlich und halt heimisch geführt. Das wichtigste war aber, dass das Essen schmeckte. Total überfüllt rollten wir nach Hause und vielen hundefertig ins Bett. Das war der Zeitpunkt wo ich mir wieder meinen Schlafsack wünschte bzw. eine zweite Decke. Wann wirds eigentlich warm?

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