03.06. – 08.06.2023: Essaouira

unbenannt-15240

Nach der Nacht in Taghazout gings für uns weiter zu unserem nächsten großen Stopp. Essaouira. Hier hatten wir bei Lake United das Kite-Camp gebucht und freuten uns schon wie blöd auf Wind und Wasser. Über die Landstraße ging es bald schon weg vom Meer durch die Berge (witzig waren die kleinen Jungs, bei denen ich frisch gepressten O-Saft kaufte, und es ihnen dank dem Wind die ganze Zeit die Becher weg wehte).
Wie gesagt, die Landschaft und die Abwechslung die sie mit sich bringt war mega…aber irgendwie fehlte so die letzte Idee wie man es ausnutzt bzw. was man damit macht. So saßen wir halt nur im Auto, ließen uns von außen berieseln und nahmen die Eindrücke war. Wir legten noch einen kurzen Zwischenstopp in Imsouane ein. Auch ein bekannter Surfer-Spot und ja, auch wie Taghazout am Ende gefühlt total künstlich. Die Häuser bzw. Hotels um den Ort herum waren leider hässlich und am Strand tummelten sich dann Briten, Deutsche oder sonstige Leute und versuchten den Hippen-Surfer-Style zu leben. Aber halt so aufgesetzt und nicht wirklich von Herzen. Also auch nix besonderes am Ende.
Endlich ging es dann Essaouira. Wir durchquerten auf dem Weg dorthin unzählige Argan Kooperative, leider ohne Ziegen auf den Bäumen, aber bei den tief hängenden Ästen kann man sich diese schon gut vorstellen. Wir bekamen von Patrick die genaue Wegbeschreibung zur Villa Gonatouki und erreichten diese am Nachmittag. Ein Teil von der ersten Woche, darunter Vicky, Merlin und eben Patrick, waren schon da und begrüßten uns herzlich in der Villa. Wir waren noch nicht angekommen und waren total überwältigt von all den schönen Zimmern und der Aussicht. Die Villa hatte alles was man sich wünschte. Schöne Räume, stylisch eingerichtet, Platz, dazu dann zwei Pools und ein Hamam. Im Haus selber wurden wir von mehreren Mädels rund um versorgt. Sie kochten, putzten, halfen uns bei allen Sachen und deckten die Tische. Selbst Hamam übernahmen sie. Total irre.
Patrick wollte sich noch den Spot um Sidi Kaouki anschauen. Wir fuhren einfach mit dem Teil der Gruppe der schon da war los. Wind war da, für Patrick war es nur Spot Check. Wir machten noch eine Runde weiter Richtung Süden, aber da war nichts mehr. Somit gings wieder zum Strand und Laura ließ es sich nicht nehmen gleich raus zu gehen. Während wir anderen noch im Ankommens-Modus waren startete ich ihr den Kite und schaute ihr beim Kiten zu.
Den restlichen ersten Tag verbrachten wir dann mit viel reden, kennen lernen und einfach ankommen.

Sonntag:
Spät in der Nachten waren dann auch alle angekommen und beim Frühstück sahen wir die komplette Gruppe das erste mal. Danny, Alina, Kathi, Nici, Laura und ich als Gäste und dann noch Merlin als Fotografin, Patrick und Vicky von LU selbst. Ach ja, und Flow war noch da. Ein frecher kleiner Hund, der einem beim Joggen von der ersten Gruppe hinterher gelaufen war. Da die Gruppe sie gleich ins Herz geschlossen hatte und nicht weggeschickt hatte blieb sie und es wurde die ganze Zeit darüber gegrübelt wie man sie nach Europa/Österreich schafft. Das war für Bruno, unserem Gastgeber zunächst etwas irritierend, da Hunde nach draußen gehören, aber er freundete sich doch noch an bzw. ließ uns (respektive Vicky und Merlin) unseren Willen.
Die Chemie stimmte schon am ersten Tag und so versammelten wir uns zur ersten Kennenlern-Session und Erwartungshaltung vom Camp. Jetzt war niemand dabei der total pushte sondern viele, die sehr selbst-reflektiert waren und somit wussten was sie wollten. Gegen Mittag fuhren wir dann zum Strand, direkt in Essaouira. Hier lernten wir schon den netten Parkplatzwächter kennen und sichten uns für 10€ einen guten Stellplatz für die nächsten Tage. Als wir das gesamte Zeug am Strand hatten wurde der übliche Spotcheck durchgeführt und dann gings schon los. Ich quatschte mit Patrick und sagte, dass ich eben als Fokus Waveboard fahren will. Somit ging ich auch gleich mit dem Board aufs Wasser und haben in der ersten Session alles erreicht was ich erreichen wollte. Wasserstart, Fahren, Höhe halten. Mega..ich war voll im Rausch und es lief einfach super. Mit so einem guten Gefühl bin ich selten nach einer Kite Session raus. Auch alle anderen waren super drauf und somit schmeckte das Bier beim Zurückkommen an der Fensterbank der Küche mega lecker. Anschließend chillen, Abendessen, Bissl Quatschen und ab ins Bett.

Montag:
Heute war der Wind nicht mehr so gut wie gestern. Dennoch war unser Spot von gestern die beste Alternative. Insgesamt hatte ich heute einfach Probleme mit dem wenigen Druck. Mit dem Waveboard ging es gar nicht. Daher wechselte ich auf das Twintip. Das ging schon ok gut, aber der direkte Wechsel war jetzt doch auch fordernder. Insgesamt war es ein gemischter Tag. Ich ließ mir nicht die Laune verderben, ich hatte immer noch meine Erfolgserlebnisse. Da der Wind dann etwas zusammen brach machten wir mit allen noch einen kurzen Ausflug in die Medina von Essaouira. Wir hatten ja schon genug Städte gesehn, für die anderen war alles neu, so dass wir uns nicht so beeindruckt zeigten wie die anderen. Dennoch gefiel mir die Stadt schon deutlich besser als die anderen. Sie hatte eine gute Größe und überrollte einen nicht. Es war drückend schwül, die Wolken hingen tief und damit war auch kein Wind da. Zurück in der Villa chillten wir und genossen dann bei Feuer das Abendessen, welches die Mädels unglaublich gut zubereiteten. Es war wohl eine ähnliche Folge wie in der ersten Woche, für uns aber halt total neu und immer was neues. Cool war auch, dass wir einfach so in die Küche jederzeit gehen konnte um zu schauen was sie kochten und in die Töpfe zu spicken. Ich glaub so nah und real sind wir die letzten Wochen noch nie den Leuten gekommen.

Dienstag:
Heute war absolut alles Windstill. Wir chillten am Pool, dehnten uns und ich spielte mit Patrick eine Runde Schach während Laura in die Stadt fuhr um Teppiche zu kaufen. Es war auch der perfekte Tag um ins Hamam zu gehen. Für uns wie gesagt nicht das erste mal, aber so mit den anderen war das schon ein lustiges Erlebnis. Zudem gab es noch Hafsa, die gefühlt alles im Haus machte und dementsprechend war ich etwas verwirrt, als sie auch im Hamam half und als unsere Mädels draußen waren und ich mit Danny alleine drin blieb sie gleich sagte, Hose ausziehen, da man das nicht angezogen machte. Sie waren alle so stolz auf das Schrubben und das zeigen wie viel tote Haut einfach weg geht. Da kann man dann nicht einfach Stellen auslassen. Echt geplättet von der Prozedur standen wir etwas verdutzt rum und fuhren am Ende doch nochmal zu Strand aber ohne Erfolg. Auch dort war Waschtag und die Pferdeführer brachten die Pferde ins Wasser. Generell muss man sagen, der Strand ist halt die Touristenattraktion. Es gab gute Restaurants und eine Kite/Surfschule. Das nutzten die Lokals aus und es waren unzählige Kamele und Pferde dort. Die armen Tiere. Sie waren angebunden, teilweise offene Stellen an den Beinen und standen den ganzen Tag in der Hitze. Selbst die Touris die hin und wieder mal einen Ausritt buchten sahen nicht glücklich aus…warum macht man das.
Den Abend verbrachten wir noch in einem gute Restaurant in der Medina und schlenderten bei lauen Temperaturen durch die bunten Straßen von Essaouira.

Mittwoch:
Endlich wieder Wind. Da die Richtung etwas gedreht hatte entschied Patrick einen anderen Spot anzufahren. Wir fuhren weiter südlich nach Ord Omar. Der Platz lag hinter einem (!) Golfplatz. Über eine Dirtroad, wo ich wieder froh war, dass Myr Offroad-tauglich war. Wir parkten direkt am Strand, positionierten Myr so, dass wir Windschatten hatten und zogen die Neos an. Die Wellen waren etwas höher heute und ich entschied mich gleich für das Twin Tip. Gute Wahl. Auch damit hatte ich schon genug Probleme, lernte aber eine Menge. Also Bodydrag, Kite Kontrolle, Re-Launch. All die Sachen die dazu gehören, die man aber sonst nicht übt. Zum Glück hatte Patrick immer wieder ein waches Auge auf mich und rettete mich bzw. mein Board. Das muss man schon sagen. Das können sie. Auch wenn ich nicht unglaublich viele Fahrmeter hatte, für alles andere war die Session Gold wert. Kostete aber auch ordentlich Energie, so dass ich mir diese dann auch im Windschatten von Myr über ein paar Bier zurück holte. Ein schöner Moment war, als Patrick (Fun Fact: Er ist Vegetarier) nach einer Dose Cola fragte und diese aber ziemlich nah an unserem Speck dran war…nachdem er die ersten Schlücke genommen hatte fragte er ob wir Speck im Kühlschrank haben, denn die Cola schmeckt voi danach :-) ).
Der Spot selber war aber mega gut. Die Mädels hatten ebenfalls mehr als Spaß…es war einfach perfekt. Anschließend saßen wir chillig im Sand und genossen einfach den Tag.

Donnerstag:
Zack, schon letzter Kite-Tag. Wahnsinn. Die Woche ging dermaßen schnell vorüber. Aber erst noch im Hier und Jetzt bleiben. Also. Kiten. Der Wind hatte wieder etwas gedreht und Patrick wollte etwas nördlich von Essaouira probieren. So fuhren wir nachdem Fachsimpeln beim Frühstück los und aus der Stadt raus. Zunächst dann noch Landstraße bis Patrick scharf links in eine Dirtroad abbog. Ok…die anderen hatten den Vorteil mit „Don’t be gentle it’s a rental“, ich hatten den Vorteil des Luftfederfahrwerks. Also Myr hoch und über mehr oder weniger schlechte Straßen mit tiefen Schotter und Schlaglöchern ging es vor Richtung Strand bzw. bis zu einem Parkplatz davor. Hier packten wir das ganze Zeug zusammen und trugen es über die Dünen nach vorne. Plötzlich standen wir vor einer Militäranlage bzw. nur einem Funkturm, aber die Leute und die bellenden Hunde waren wenig einladend. Wir durften keine Fotos machen, aber weitergehen. Also schnell gemacht. Der Strand selber war dann mega. Unglaublich lang…keine Menschenseele, einfach leer..doch es fehlte der Wind. Es war dann doch weniger als gedacht und Patrick und die Mädels probierten bisschen rum, aber es half nix. Nur für eine Spaß-Runde im Priel war es genug. Ich versuchte währenddessen Kaffee zu machen, aber dank dem Wind kochte der Espresso nicht auf. Am Ende warf ich ihn auch um. Also Zeit zu gehen. Somit packten wir erfolglos alles wieder zusammen und gingen zurück zu den Bussen. Die Tour zurück über die Dirtroad war dann doch härter als gedacht, also fürs Fahrwerk. Lag wohl daran, dass man schneller fuhr. Wir fuhren zu unserem üblichen Spot in Essaouira direkt rein und da waren schon die Kites. Ich wechselte auf das Directional und es ging los. Ungewohnt, aber besser als die letzten Tage, nicht so gut wie am ersten Tag. Mal wieder eine Session wo man viel lernt. Am Ende war ich etwas entnervt und war froh, nachdem ich das Board verloren hatte, dass Patrick mit dem Twin Tip zu mir kam und wir dann die Boards wechselten. Mit dem Twin Tip machte ich dann wieder Höhe und nutzte den Tag bis zuletzt aus. Schnitzelfertig kam ich dann am Strand an…setzte mich und war zufrieden. Diese Kite Camps lohnen sich immer wieder.
Auch den anderen war das Grinsen im Gesicht eingefroren und es machte Spaß, dass jeder vom Wasser runter kam und so voller Energie war bzw. sich einfach freute und es genoss. Ein bisschen wehmütig blickte ich so auf unser Bouldern zurück wo ich so eine Stimmung einfach vermisste.
Der Rest des Tages verging wie immer. Bier am Strand, Bier an der Fensterbank bei der Küche, duschen, mega gutes Essen, Feuer und dann die Abendstimmung rund um die Villa genießen. Was ein schöner Tag und was eine schöne Woche.

Album Link