02.10.2023: Engelberg

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So…heute war es endlich soweit. Die Engelberg-Saison geht los. Ich hatte mich beim Bäda schon vor längerem angemeldet, dass ich seine Hilfe bräuchte den Wohnwagen nach Engelberg zu ziehen, da ich ja keinen Anhängerführerschein habe und Myr auch keine Anhänger-Kupplung. Bereitwillig sagte er ja und nachdem wir Tabbi (unser Wohnwagen) x-mal ausgemessen hatten, ein Mood-Board dafür angelegt haben und uns überlegt haben wie er denn am Ende sein sollte und was wir ändern wollte, hieß es nun alles in die Tat umzusetzen. Wir trafen uns in der Früh am serbischen Konsulat und koppelten Tabbi an. Auch Bäda war wie Alex etwas überrascht wie groß er war, aber voll souverän bugsierte er in aus den engen Gassen bis wir dann „sicher“ auf der Autobahn waren. Ich fuhr zunächst mit dem X2 vor, Laura und Bäde in ihrem Rocket hinterher. Die Fahrt bei maximal 90km/h zog sich ewig, aber wir waren insgesamt gut in der Zeit. Es reichte natürlich auch noch für einen Zwischenstopp am Mäcci und dann Fahrerwechsel. Gegen Nachmittag kamen wir dann am Camping Eienwäldli an und meldeten uns an. Bissl gespannt welchen Platz wir bekommen würden warteten wir ab, aber dann kam schon Manuell und zeigte uns den Platz, der echt cool war. Auf der anderen Seite als die „normalen“ Durchgangscamper bekamen wir den Platz, Bäda fuhr hin, wir koppelten ab und mit vereinten Kräften zogen wir ihn an die richtige Stelle. Danach würden die Stützen ausgefahren, der Storm-Zählerstand abgelesen und dann angeschlossen. Bäh…da stand Tabbi mit perfektem Blick zum Hahnen. Danach hieß es zig Kleinigkeiten erledigen. Wichtigster Punkt neben Gas anschließen war Toilette und Wasserkanister füllen und dann Vorzelt aufbauen. Alleine schon beim Wasser befüllen stolperten wir über zig Probleme. Überlaufschutz, dann kam plötzlich unter dem Wohnwagen Wasser raus, dann entdeckten wir die Ablassventile, die noch offen waren, später entdeckten wir dann noch lockere Schlauchverbindungen (wahrscheinlich durch die Fahrt), die zu einer kleinen Überflutung in Badezimmer geführt hatten. Aber ist ja unsere erste Saison, also viel lernen. Das Vorzelt stellte uns nur kurz vor Herausforderungen, bis wir alle Stäbe richtig zusammen hatten und es dann am Ende auch stand. Nachdem Bäda beim Manuell noch ein Loch in einer Stange bohren ließ, passte dann auch alles. Check. In der Zwischenzeit hatte Laura schon unser Abendessen besorgt (Fondue) inkl. einem neuen Käsefondue-Caquelon. Wir Jungs widmeten uns den anderen Kleinigkeiten und tranken bei schönstem Wetter draußen unser Bier. Herrlich. Bei schönen Gesprächen verging der Abend wie im Nu und wir fielen alle ein bisschen platt in unsere Betten. Am nächsten Tag kam Bäda dann zum Frühstück vorbei und wir besprachen den Tag. Damit er auch noch was von Engelberg sah entschieden wir uns vor zur Brunni Bahn zu fahren und gingen von da aus los Richtung Ristis. Die erste Stunde bis dahin verging flott und ich war froh, dass ich mit meinem geheilten Fuß hier mithalten konnte. Ristis ließen wir dann links liegen und gingen weiter über den Pfad hoch zur Brunnihütte. Der Tag war ein Träumchen und so erreichten wir alle schweißnass den Herzli-See. Hier zeigten wir Bäda dann unsere Tradition mit dem Kneipen und ja..der See war immer noch so A…kalt. Danach hieß es aber endlich Rösti essen. Wir ergatterten einen schönen Platz in der Sonne an der Hauswand und holten uns jeder ein Brunni-Rösti. Eine kleine Spaßeinheiten hatten wir dann auch noch als Bäda Skiwasser bestellte statt dem Kirsch-Sirup, Kirsch-Schnapps rein bekam. Alter..das hat echt nicht gut geschmeckt, aber Bäda zog das auch irgendwie an. Das Rösti schmeckte dennoch. Was total schön war war, dass wir endlich etwas mehr Zeit zum reden hatten und auch mit Bäda über seine Bewerbung beim DAV redeten. Endlich mal wieder normalere, persönlichere Gespräche. Auf dem Weg runter trennten sich dann unsere Wege. Ich wollte mir den Abstieg mit meinem Fuß noch nicht komplett antun, so dass ich zur Ristis Bahn runter ging während die anderen den Weg direkt ins Tal nahmen. Irgendwie passte es zeitlich dennoch voll gut zusammen, da meine Gondel wegen einem technischen Defekt für ca. 10 Minuten Mitten zwischen Berg- und Talstation stehen blieb. Bäda fuhr uns noch zurück zum Camping wo wir uns dann verabschiedeten, da er noch nach München zurück fuhr. Wir hingegen hatten nun Zeit den Abend zu genießen, draußen in der Sonne vor Tabbi zu sitzen und die nächsten Tage zu planen.

Am Mittwoch entschieden wir uns dann etwas kürzeres zu gehen, da wir mit diversen Umbauten am Vormittag einfach noch zu beschäftigt waren. Da Ristis wegen dem technischen Defekt von gestern zu hatte entschieden wir uns vor zu gehen zur Titlis Bahn. Diese hatte aber Revision, so dass nur die Zahnradbahn hoch zur Gerschnialp offen hatte. Auch gut. Zusammen mit zig ausländischen Touristen zwängten wir uns dann in die Bahn (die echt cool war, also total oldschool und mit Charme). Die Fahrt war schon auch cool, da wie zwei Gewichte die Bahnen an Stahlseilen hingen und dann beim ablassen/hochfahren sie in einer Ausweiche aneinander vorbei fuhren. Oben an der Alp angekommen wechselten wir nicht zur Gondel sondern gingen den uns vom Winter her bekannten Weg über die Talabfahrt hoch zum Trübsee. Im Herbst sah das auch einfach mega aus. Der Wald war noch kräftig und hatte intensive Farben, es roch nach Wald und die Luft war einfach mega. Dennoch ging uns diese beim Kanonenrohr deutlich aus (was für ein erbärmlicher Fitness-Zustand). Wir gingen hoch zur Bergstation von der Obertrübsee-Bahn und dann den Höhenweg rüber zur Gondel Trübsee. Hier war das Panorama einfach genial. Die Wolken zogen umeinander und man hatte das Gefühl eher in Norwegen oder Schottland zu sein als Schweiz. Total in unseren Gedanken verloren gingen wir so Richtung See und ich spürte wie sich endlich wieder Motivation und Begeisterung aufbaute. Wir kamen auch unserem ersten Gleitschirm-Startplatz vorbei und fingen natürlich wieder davon an, welche Ausrüstung wir uns kaufen sollten. Wobei ich ja erst noch meinen Schein machen musste (bei dem Gedanken hatte ich echt ein mulmiges Gefühl immer noch). An der Bergstation angekommen mussten wir leider ewig auf die Gondel warten, aber irgendwann kam sie dann doch und wir waren wieder unten.

Am Donnerstag schafften wir es dann doch früher raus und wir konnten unseren ursprünglichen Plan nachgehen, da die Ristis Bahn wieder fuhr. Es ging eben hoch nach Ristis und von dort weiter zur Rugghubelhütte. Die ersten Meter kannte wir noch von Vorgestern, aber dann zweigte der Weg ab und wir nahmen den Weg Richtung Rigidalstock. Schon hier war es einfach unglaublich was für ein Panorama sich hier auftat. Titlis und Co im Hintergrund, aber dann auch noch der Engelberger Rotstock und der Wissigstock vor uns war schon genial. Es ging am Teufelsstein vorbei (zu erkennen am roten Teufel) und dann einen schön angelegten Pfad nach oben zur Hütte. Es ging mir zwar besser als gestern, dennoch schnaufte ich ordentlich. Oben an der Hütte angekommen war ich definitiv nicht mehr Zone 2 sondern eher Zone 4. Dafür belohnte uns die Hütte mit einer prächtigen Sonnenterrasse und einem Rösti. Wir ließen die Seele baumeln und genossen es einfach. Leider hatte dann alles doch etwas länger gedauert als geplant, so dass ich immer noch auf die Uhr schielte um zu schauen ob wir mit Abstieg noch eine Bahn von Ristis runter erwischten, weil gehen mochte ich das nicht mehr heute. So sagten wir, nach einer kleinen Foto-Safari und einem letzten Blick auf die hohen Berge, Ciao und begannen den Abstieg. Dieser lief insgesamt besser als gedacht mit meinem Fuß, dennoch merkte ich einfach die Gesamt-Schlappheit. Wir erreichten noch rechtzeitig die Bahn und der Abend war gerettet ;-)

Am Freitag wurde es etwas abenteuerlich. Wir hatten uns nämlich bei der Aerosport Flugschule für einen Gastflug angemeldet, das waren auch die bei denen wir den Schnupperkurs beim Dani gemacht hatten. Wir trafen uns somit recht früh in der Flugschule, suchten uns unsere Leihmaterial aus und begannen mit Marius, unserem Fluglehrer, den Tag zu besprechen. Es war schon cool, wie er es so aufzog, uns und die Schüler einband bei den Entscheidungen aufgrund Wetter, welches Fluggebiet wir wählten usw.. Viel selbstständiger als bei uns, wo wir ja nur die Hochries haben und es immer nur die Email vom Sepp gab ob es geht oder nicht. Es war so viel Input, der richtig gut tat. Naja, am Ende fiel die Entscheidung auf das Engelberger Tal. Juhu. Wir fuhren hoch zur Fürenalp, schauten uns den Landeplatz an, besprachen die Landevolte und fuhren mit der Bahn zur Alpe hoch. Hier entschieden wir uns am Anfang nicht für den üblichen Startplatz Richtung Wissberg hoch sondern für einen weiter östlich gelagerten Platz. Also eigentlich die Wiese vor der Fürenalp. Insgesamt war es voll spannend, da wir ja noch nie woanders gestartet hatten. Wir halfen uns gegenseitig und dann war auch schon Laura an der Reihe. Sie hatte ja schon ihren Schein und souverän startete sie raus. Plötzlich war sie vor der Titlis-Nordwand mit ihrem Schirm und hier wusste ich wieder warum ich den Sport machen will. Alsbald war dann auch ich an der Reihe und mit Tommys Hilfe (er war damals beim Schnuppertag auch dabei) startete ich und war auch vor der Wand. Das Panorama hier hinten. Einfach genial. Ich war so im Flash, so im Gucken…einfach krass. Dazu kam, dass es null thermisch war, so dass der Flug auch noch richtig ruhig war. Marius lotste mich gut runter, bis auf einen kleinen Fehler von meiner Seite. Ich zog zu früh in den Gegenanflug und damit hatte ich noch gut Höhe, was mich deutlich weiter hinten landen ließ als gedacht. Aber hey…alles gut gegangen. Danach packten wir zusammen und fuhren nochmal hoch. Dieses mal aber wählte wir den normalen Startplatz aus und nach einer kleinen Pause und Startplatz Begutachtung machten wir uns bereit. Es waren keine „nahen“ Bäume da, so dass wir quasi einfach laufen konnten und auch in der Luft waren. An den riesigen Felswänden der Fürenalp vorbei zu fliegen war schon echt geil. Zumal es dieses mal nicht zum ersten Landeplatz ging, sondern wir flogen zum Camping Eienwäldli und landeten quasi genau neben unserem Wohnwagen. Das war mal mega genial. Boah..aber die Cross-Country Tour war nicht vorbei. Marius scheuchte uns zu den Autos und wir fuhren Richtung Feuerwehr wo wir parkten. Von hier ging es dann mit der Ristis Bahn hoch zur Brunnihütte. Wir gingen zum Startplatz neben dem Herzlisee und Marius versuchte uns nochmals die Gefahren von dem Starplatz näher zu bringen. Wir waren auch zeitlich echt knapp dran, denn am Nachmittag kam der Bergwind und dann funktionierte der Platz nicht mehr. Ziel war jetzt nicht zum normalen Landeplatz, neben dem Fußballplatz zu fliegen, sondern richtig weit. Der Landeplatz von Büelen war das Ziel. Dieser lag 1300Hm tiefer und der Flug führte uns aus dem Tal raus, an einer Wand vorbei an dem wir dann auch Funk wie auch Sichtkontakt zu den Fluglehrern verlieren würden. Krass. Marius sagte noch, fliegt nah an der Wand bzw. am Wald, damit ihr genug Höhe habt um später über die Hochebene zu kommen. Alles war echt mega spannend und viel viel Input. Ok..Laura startete, danach ich. Ich hatte einen kleinen Fehlstart, sortierte alles neu und dann war ich auch in der Luft. Ich versuchte den anderen hinterher zu fliegen, verlor aber Laura aus dem Sichtfeld. Ich konzentrierte mich total auf den Überflug und als ich an der Wand vorbei war machte es auf und ich war gefühlt zig tausend Meter über dem Boden. So hoch und ausgesetzt wie noch nie. War echt krass. Ich spannte gefühlt alles an, versuchte einfach gerade aus zu fliegen und hoffte auf wenig Turbulenzen. Irgendwann entspannte ich mich und genoss dann sogar den Flug. Marius hatte mich auch schon im Blick und lotste mich dann souverän zum Landeplatz und ohne viel Manöver brauchten wir die Landung hinter uns. Ich glaub mein Adrenalin war unglaublich hoch und ich realisierte noch nicht alles. Was ich aber realisierte war, dass Laura wohl eine Notlandung gemacht hatte. What. Voller Sorge versuchte ich sie dann über Handy zu erreichen, da es über Funk keine Antwort gab. Irgendwann erreichte ich sie und sie meinte sie musste landen, weil die Höhe gefehlt hatte und ist jetzt zu Fuß auf dem Weg zurück zur Brunnihütte. Krass. Ich fuhr mit Marius hoch zur Ristisbahn. In der Zwischenzeit war klar, dass sie die Brunnibahn nicht mehr zeitlich geschafft hatte, aber dafür die Ristis Gondel. Gott sei Dank. Ich war dann heilfroh, als ich sie unten in meine Arme schließen konnte und sie uns dann alles erzählte. War wohl einfach zu nah am Wald geflogen und dann in eine Art Sackgasse, so dass sie nicht mehr raus konnte. Daher wählte sie den Weg der Notlandung, welche sie auch ohne Probleme schaffte. So krass. Dann packte sie ihren Schirm zam und rannte los zur Bahn. Wahnsinn. Wir waren durch, aber heilfroh, dass nix passiert war.

Damit das alles nicht zu sehr hängen blieb entschieden wir am Samstag weiter zu fliegen. So gings wieder zur Flugschule, erneute Lagebesprechung und die Wahl viel auf den Haldigrat. Cool. Wir besichtigten den Landeplatz bei Wolfenschiessen und als wir dann erfuhren, dass hier dem Namen alle Ehre gemacht wir mit Schießübungen wechselten wir auf den Fußballplatz. Von hier gings dann zum Parkplatz von der Niederrickenbach Bahn. Die Bahn war schon gut mit Gleitschirmfliegern gefüllt und dichtgedrängt gings hoch. Der Ort selber war super süß und wie aus einem Touristen Prospekt. Das alte Kloster lag malerisch vor der Bergkulisse und es war kitsch pur. Was etwas „unschön“ war, waren die ca. 30 Minuten bis zur nächsten Bahn. Es ging nämlich zu Fuß weiter bis zum Alpboden. Von hier ging dann eine kleine zweier Bahn hoch bis zum Berggasthaus Haldigrat. Als wir dort ausstiegen und zum Grat vor gingen, war das mega beeindruckend. Ein schöner Grasgrat, nicht zu krass ausgesetzt, aber beeindruckend zum anschauen. Als alle oben waren gingen wir dann den Grat etwas entlang bis wir zu einer guten Startstelle kamen. Was aber hier war…war mehr als unschön. Der Wind zog richtig hoch und es wehte. Gefühlt hätte man Kiten können und ein mulmiges Gefühl kam in uns hoch. Hier starten??? Wir schauten ein paar erfahrenen Piloten zu und es sah alles abenteuerlich aus. Zumal die meisten Rückwärts-Aufzogen, was wir noch nie gemacht hatten. Dafür ernteten wir auch etwas Spott. Als es aber nur eine richtig raus schaffte und der Wind am Ende sogar zunahm entschied sich der Fluglehrer auch den Spot zu wechseln. Puh. Wir gingen am Gasthaus vorbei runter zum Gigichrüz, was nur ein kleiner Gipfel war mit einer großen Wiese davor. Zu allem Überfluss verknackste ich mir den linken Fuß dabei und war etwas schlecht gelaunt. Der Wind von hinten (also falsche Richtung) tat sein übriges. Nach einigem Warten ging es dann doch und so starteten wir alle sehr easy raus und flogen über Brändelen Richtung Tal. Was auch hier wieder krass war, war der plötzliche „Höhen-Gewinn“. Also man überflog die Felskante und plötzlich hatte man echt Luft unterm Arsch. Der Fluglehrer ließ mich einige 8er fliegen, aber ich muss sagen, bei der Höhe und dem Bergwind fühlte ich mich einfach mega unwohl. So lief es insgesamt nicht so rund, war aber froh diesen Flug gemacht zu haben. Ich landete dann unter seiner Anleitung am Fußballplatz. Puh…Alles echt spannend. Wir packten danach zusammen und gingen zurück zum Auto, was dann keine 5 Minuten wie versprochen waren, sondern eher 20 Minuten. Wir fuhren noch ein Mädel zu Büelen Bahn und danach ging es für uns direkt nach Engelberg. Emotional wie auch Kopftechnisch fertig verbrachten wir den letzten Abend nur noch in Tabbi.

Am Sonntag holte ich mir in der Flugschule noch mein Flugbuch inkl. Stempel ab und danach gings zurück nach Engelberg. Wir schlenderten durch das Dorf, sahen noch einen Umzug der Bauern bzgl. Ende der Erntezeit und die echten original Mäh-Roboter, also Schafe auf der Skisprungschanze. Voller Glücksgefühle und auch dem Gefühl genau das richtige mit Engelberg und Tabbi gemacht zu haben gings für uns zurück nach München.

 

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