04.05.2024 Old Man of Stoer

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Heute war es soweit. Wir hatten ganz was verrücktes vor. Nach einer windigen Nacht stand auf dem Plan eine lange Runde auf der kleinen Straße Richtung Norden zu fahren. Google und Komoot sagten um die 100km und 1400hm. Ein Wort. Aber wir fühlten uns fit. Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir noch unsere Mitnehmen-Sandwiches, packten Rucksack und Bike Taschen und machten uns auf. Auf dem ersten Anstieg nach dem Camping kam es an. Jep, wir spürten unsere Beine, aber der Bloodflow tat gut, denn die Müdigkeit wich schnell und wir kamen dann ohne Gegenwind auch gut voran bis zur Abzweigung bei Badnagyle. Von hier aus führte die Singletrack Road noch Norden, am Stac Pollaidh vorbei auf den Pass. Der Wechsel der Landschaft war faszinierend. Einfach krass wie abwechslungsreich Schottland hier oben sein kann. Nach einer schnellen Abfahrt runter zum River Polly ging es wieder hoch auf eine Art Hochebene, die mit Seen links und rechts geschmückt war. Dazu dann dazwischen immer wieder die Weitblicke zu den hohen Bergen dahinter. Auf dem Weg runter passierte wir eine super schöne Küstenstraße, bevor wir dann nach einem weiteren Anstieg am River Kirkaig ankamen. Anschließend folgte Lochinver, die erste und einzige Siedlung auf dem Weg nach Norden. Hier oben ähnelte alles mehr und mehr Norwegen. Viele Seen, kleine Inseln, viel Grau und Gelb/Braun/Grün durch die Felsen und Vegetation. Fast schon Scherenartige Landschaft. Da wir noch keinen großen Hunger hatten verließen wir Lochinver und dann folgte ein Stück Singleroad, was ein wenig ätzend war, da doch einige Autos unterwegs waren. Entweder hingen sie einem im Nacken oder warteten am nächsten Passing Place und man musste extra Gas geben. Die letzten 18km zogen sich elend lang. Wir passierten den Camping Clachtoll und hier sah ich im Coffee Shack schon meine nächste Pause. Aber erst nach dem Leuchtturm. Wir bissen uns durch und just als wir um die Ecke, zu den letzten Kilometern kamen, kam auch der Wind. Wir strampelten so bis zum Leuchtturm hoch und umgeben von ein paar Vogel-Beobachtern setzten wir uns fertig hin und genossen Cola, Chips, Sandwiches. Puh…der erste Teil war geschafft. Kurz überlegten wir ob wir uns die 6km Wanderung noch antaten, um die echte Felsformation vom Old Man of Stoer zu sehen, aber die Entscheidung dauerte nur Millisekunden und wurde mit Nein beantwortet. Ich versuchte Laura und mir Mut zu machen, indem ich sagte, jede Kurbelumdrehung bringt uns ab jetzt näher zu Myr. So ganz wollte mich das auch nicht motivieren. Daher brauchte ich Musik. Ich stellte das iPhone auf Lautsprecher und dann in meine Oberrohr-Tasche und hörte während der Fahrt Sabaton. Damit lief es schon eindeutig besser. Am Camping machten wir tatsächlich noch die Pause, tranken eine weitere Cola und gönnten uns einen Hot Dog, überlegten noch kurz ob wir dippen gehen sollten, aber ob der langen Strecke entschieden wir uns doch fürs Biken. Zurück in Lochinver, was schneller und besser ging als gedacht, kaufte ich noch kurz Snickers uns Mars ein. Anschließend verfielen wir in ein monotones Treten. Die Landschaft zog an uns vorbei und durch das andere Licht einfach auch wieder anders und schön. Hier stellte ich fest, wie schwer es war trotz der Anstrengung die Lust und Motivation für das Fotografieren nicht zu verlieren und „zwang“ mich immer wieder stehen zu bleiben. Insgesamt lief es viel besser als gedacht. Bisschen Angst machte uns der letzte Berg von Polly nach Badnagyle. Daher genossen wir jede Abfahrt so gut es ging. Gerade der Weiler Polly mit dem Blick auf den Stac Polaidh wirkte wie Mordor, mit dem Blick auf den Schicksalsberg. Wir kurbelten bis auf den Pass hoch und oben empfing ich Laura feiernd mit eine Cola. Witzigerweise blieb sogar ein Auto mit drei Griechinnen stehen und feuerte sie an. Mega. Schon glücklich es bis hierher zurück geschafft zu haben ließen wir uns auf die letzten Kilometer ein, die wir schon kannten. Heute zwar mit weniger Rückenwind, aber immer etwas bergab. Nur der letzte Anstieg vor Reiff war wegen Gegenwind nochmal fies. Ein einzelner Wanderer brachte mich etwas zum lachen, da er meinte, vielleicht steigt er auch auf Bike um, denn sein erster Schritt führte ihn gleich in ein Morast-Loch und sein gesamter Schuh versank darin. Tja. Die letzten Meter ließen wir es gut Rollen und waren überglücklich wieder bei Myr zurück zu sein. Geil. Danach hieß es Stühle raus, Bier auf und Sonne genießen. 

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